Worst of you // Taekook

ʋɩᥱɾ

"Du dealst echt!?" "Pssst! Schrei es doch gleich in die ganze Welt hinaus", wurde Jungkook jäh von Yoongi unterbrochen, welcher hastig seine flache Hand auf den Mund seines besten Freundes schlug. Dieser weitete etwas überrascht seine Augen, zog die Hand dann jedoch mit einem Ruck von seinen Lippen und funkelte den Blonden etwas böse an. "Du hättest mir wenigstens davon erzählen können", motzte der Braunhaarige und zog Yoongi etwas abseits vom Klassenzimmer in eine Ecke des Schulflurs. "Warum sollte ich? Damit du mir ins Gewissen reden kannst und eintrichtern willst, wie dämlich diese Idee doch ist?", ein belustigtes Lachen entwich Yoongis Lippen. "Ja, zum Beispiel", meckerte Jungkook weiter und fuhr sich fahrig durch die Haare "es ist ja auch eine dumme Idee! Du weißt genau, wie schnell solch kleine Deals in riesengroßen Tragödien enden."

"Jetzt chill mal, Bro. Du musst ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Ich bin schließlich nicht bei der Mafia oder verticke Kox oder so. Es ist nur ein bisschen Gras", versuchte Yoongi sein Gegenüber etwas zu beruhigen, doch dieser schien sich immer weiter in die Situation reinzusteigern. "Eben, jetzt ist es 'nur' Gras und in einem Monat ist es dann Crystal. Man Yoongs, ich mache mir Sorgen!" "Das musst du aber nicht", schnaufte der Blondschopf und verdrehte seine Augen "ich bin kein Baby mehr. Und außerdem habe ich meine Stammkunden und das wars."

"Wo bekommst du das Zeug überhaupt her?", überging Jungkook die Aussage seines Freundes einfach. "Von einer sicheren Quelle." "Sichere Quelle? Yoongi, woher ist das Zeug?", Jungkooks Stimme schwoll immer weiter an und inzwischen musste er sich wirklich zusammenreißen, nicht gleich vor der ganzen Schule seinem Kumpel eine reinzuhauen. "Ja, einer sicheren Quelle. Mehr brauchst du nicht zu wissen", eine Zornesader pulsierte auf Yoongis Stirn.

"Siehst du, genau aus diesem Grund hatte ich niemals vor es dir zu erzählen", trotzig verschränkte er seine Arme vor der Brust. "Ach, so ist das also. Ich, der kleine und naive Jungkook, der sowieso viel zu lieb für diese Welt ist, kann nicht damit umgehen und würde es doch niemals verstehen, wenn sein bester Freund plötzlich kriminelle Geschäfte macht und sich in üble Scheiße reinreitet", ein ironisches zischen schnitt durch die Luft und Jungkook drehte sich etwas von seinem Kumpel weg "nein, Yoongi. Du weißt genau, dass ich Recht habe. Und ich sage dir, wenn ich dich einmal high erleben sollte oder du erwischt wirst, dann geht es mir sowas von am Arsch vorbei, okay? Ich habe dich gewarnt. Wenn du meinst, du musst dein Leben wegwerfen, dann tu es. Aber ohne mich!"

Damit machte der Braunhaarige Junge auf dem Absatz kehrt, lief mit Schwung den Flur entlang, auf das Jungsklo zu. Er war stinksauer. In ihm kochte alles und für einen Moment hatte er seine eigenen Sorgen vergessen. Für einen Moment hatte er vergessen, warum er sich heute morgen aus dem Bett gequält und die halbe Nacht kein Auge zugemacht hatte. Für einen Moment war ihm alles egal, außer diese hirnrissige Dealerei seines besten Freundes.

Doch dann stieß er die Tür der Toillette mit einem lauten Knall auf und mit einem Mal war die Auseinandersetzung, die er vor wenigen Minuten noch mit Yoongi gehabt hatte, wie aus seinem Gehirn gefegt. Denn in dem Moment fielen seine Augen auf ihn.

An der gegenüberliegenden Wand des Klos, stand Taehyung. Jungkook erstarrte bei dem Anblick seines durchtrainierten Rückens und den muskulösen Armen, mit welchen er sich an der Wand abstützte. Doch seine Augen wurden noch um einiges größer, als er zwischen den Muskeln eine weitere Person erkannte.

Der Basketballer drückte ein zierliches Mädchen an die kalten Fliesen und fing an, sanft durch ihre Haarsträhnen zu fahren. Immer wieder ließ er seine Finger darin versinken und umspielte die glänzend blonden Haare des Mädchens, welches ihn aus faszinierten Augen anhimmelte.

Jungkook wusste nicht so recht, was er tun sollte. Am besten wäre es wohl, wenn er schnell wieder verschwinden würde, doch er konnte sich keinen Meter bewegen. Er fühlte sich wie festgefroren und sein Herz hämmerte unaufhörlich in seiner Brust. In seinem Hirn prangte ein unendliches Nichts und egal wie sehr er es auch versuchte, irgendeinen cleveren Plan zusammenzustellen, es gelang ihm nicht.

"Du bist wundersschön", hauchte die tiefe Stimme Taehyungs plötzlich gegen den Hals des Mädchens ehe er einen sanften Kuss auf der nackten Haut unterhalb ihres Kieferknochens platzierte. Innerhalb einer Sekunde breitete sich ein unangenehmes Kratzen in Jungkooks Kehle aus und bei dem Anblick, wie das Mädchen genüsslich die Augen schloss und bereit war sich dem Kerl vor sich voll und ganz hinzugeben, hielt den Jungen nichts mehr.

Ein lautes Husten kam ihm über die Lippen und hastig ließ er eine Hand vor seinen Mund wandern. Gleich darauf fasste er den Entschluss sofort zu verschwinden, doch es war schon zu spät. Denn im selben Moment, wie ihm das Husten aus der Kehle entwichen war, drehte der Sportler seinen Kopf schnell zu Jungkook herum.

Als er den Jungen erkannte, wandelte sich der zunächst überraschte Blick in seinen Augen sogleich in einen zornigen. "Entschuldige mich kurz", schnaubte er verärgert auf, ohne das verwirrte Mädchen an der Wand auch nur anzuschauen. Seine Iriden lagen immer noch auf dem Jungen gleich neben den Waschbecken. Mit einem Satz stieß er sich von der Wand ab und kam in großen Schritten auf Jungkook zu.

Diesem rutschte das Herz beinahe in die Hose. Seine Atmung ging schnell und je näher Taeyhung ihm kam, desto mehr bekam er es mit der Angst zu tun. "Du schon wieder?", seine Frage glich mehr einer Feststellung und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Jungkook wollte etwas darauf erwidern, doch in dem Moment, wo er zum Sprechen ansetzte, war der Basketballer schon bei ihm angekommen, packte in an seinem Kragen und drückte ihn mit einer immensen Kraft gegen eines der Becken neben ihn.

Jungkook biss sich einmal schnerzerfüllt auf die Unterlippe, denn die Kante des weißen Waschbeckens drückte sich unangenehm in seine untere Wirbelsäule. Mit dem festen Griff an dem Kragen von Jungkooks Pullover, schob er den Kopf des Jungen immer weiter nach hinten, bis er schließlich gegen den Spiegel drückte und sein Rücken einen unnatürlichen Bogen annahm.

Eine Träne bildete sich in Jungkooks Augen. "Was ist eigentlich deine Mission?", spuckte der großgewachsene Kerl ihm entgegen und kam ihm dabei noch ein ganzes Stück näher. Jungkook konnte bereits den heißen Atem Taehyungs auf seinen Lippen spüren und trotz der großen Angst in seinem Inneren, war er wie gefesselt von den braun funkelnden Augen, die ihm düster entgegen blickten.

"Was ist deine Mission, gottverdammt?", drang die tiefe Stimme seines Gegenübers nun um einiges bedrohlicher an sein Ohr und jagte ihm eine kalte Gänsehaut über den Nacken "antworte gefälligst, wenn du mich schon unterbrichst!"

Jungkook zitterte und krampfhaft versuchte er den Knoten, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte herunter zu schlucken. "I-ich...i-ch", kam es ihm stotternd über die Lippen, während der Rest des Satzes in seiner Kehle erstickt wurde. Aufeinmal ließ Taehyung für einen flüchtigen Moment von Jungkooks Shirt ab ehe er jedoch seine Hand um Jungkooks Hals legte und fest zudrückte.

Entsetzte schnappte Jungkook nach Luft und seine Augen drohten ihm aus den Höhlen zu fallen, doch so unerwartet schnell wie Taehyung seine Hand an die Kehle des Jüngeren gelegt hatte, genauso schnell ließ er auch wieder von ihr ab, fuhr dabei aber mit seinen schlanken Fingern einmal über die weiche Haut an Jungkooks Hals. Daraufhin stieß er sich wieder von ihm weg, ging ein paar Meter zurück und verdrehte dann seine Augen. "Verzieh dich einfach, okay?", raunte er dem Braunhaarigen, welcher immer noch vollkommen verstört an dem Waschbecken lehnte entgegen. "Jetzt hau schon ab!".

Taehyung hatte die Hände zu Fäusten geballt und sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Für einen kurzen Moment ließ Jungkook seine Augen noch auf dem Sportler ruhen, doch dann stolperte er hastig einen Schritt nach vorne und rannte, ohne sich noch einmal zu dem Jungen umzudrehen, aus der Tür heraus.