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Mit herabhängenden Kopf schlurfte Jungkook niedergeschlagen aus dem Kabinengang heraus. Noch nie in seinem Leben hatte ihn jemand grundlos so gedemütigt. Natürlich gab es da schon die ein oder anderen Schüler, die ihn mal beschimpften oder ihm auf dem Schulflur ein Bein stellten, aber so etwas wie vor wenigen Minuten hatte er noch nie erlebt. 'Niemand'. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken daran, dass Kim Taehyung, sein Schwarm, die Person, in welche er schon so lange verliebt war, ihn so abgewiesen hatte.

"Und? Wie lief es?", drang mit einem Mal die raue Stimme seines besten Freundes an sein Ohr und aus dem Augenwinkel heraus, konnte Jungkook beobachten wie dieser sich von der Wand der Sporthalle abstieß und gleich auf ihn zukam. "Hey, was ist denn los? Du siehst ja aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen", sprach Yoongi weiter auf seinen Freund ein, zog jedoch plötzlich die Augenbrauen etwas schockiert hoch "ach scheiße...so schlimm?".

Fragend legte er den Kopf etwas schief und musterte den Jungen vor sich. Jungkook nickte nur stumm und trottete dann weiter in Richtung Fahrradständer. "Was war denn los, Kooks?", hakte Yoongi nach, denn er sorgte sich um seinen Kumpel. Ihm war bewusst, dass Jungkook inzwischen eine dicke Haut besaß und ihm wenig anhaben konnte, doch immer mal wieder tauchte der verletzliche Jungkook auf. An manchen Tagen blitzte hervor, dass den Jungen eben doch nicht alles kalt ließ und er sehr wohl mit den Dingen zu kämpfen hatte.

Stumm führte er seinen Weg zu den Fahrrädern fort. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Doch Yoongi ließ einfach nicht locker, denn er wollte nicht das Jungkook das alles wieder mit sich selbst ausmachte. "Jungkook", er griff nach dem schmalen Handgelenk des Braunhaarigen "jetzt sag schon." Seine Augen lagen aufmunternd auf seinem Freund und schließlich brachte Jungkook es doch übers Herz von dem Gespräch mit dem Basketballer zu erzählen, obwohl man es ja nicht einmal wirklich ein Gespräch nennen konnte.

"Es war genauso wie ich gesagt habe", seufzte der Junge enttäuscht auf. "Wie meinst du das?", Yoongi verstand nicht so wirklich, was Jungkook ihm damit sagen wollte und er würde nicht für seinen Freund da sein können, wenn er nicht wusste, was eigentlich vorgefallen war. "Naja, er hat mich nicht ignoriert", fuhr Jungkook in seinem Reden fort. "Aber das ist doch gut", der Blondschopf schenkte ihm ein Lächeln, doch es versiegte sogleich, als er bermerkte, wie sich die Tränden in den Augen seines Gegenübers sammelten.

"Er hat mich abgewiesen, Yoongi. Er hat mich abgewischt wie einen Fleck Dreck an seinem Hosenbein", der Junge schluchzte einmal kurz auf, nahm dann jedoch seine Hand und wischte sich trotzig die Tränen weg "ich wollte nicht mehr weinen. Ich hatte mir geschworen nicht mehr zu weinen", sauer auf sich selbst verschränkte er die Arme vor der Brust und fixierte seinen besten Freund aus feuchten Augen "das war eine Scheißidee Yoongi!". Motzig legte er die Stirn in Falten und wartete auf eine Reaktion des Blondschopfs.

"Aber das konnte doch keiner wissen, Kooks", versuchte Yoongi ihn zu beruhigen, indem er ihm sanft eine Hand auf die Schulter legte. "Doch, ich wusste es. Ich habe es dir gleich gesagt, aber du...", mit einem Ruck schüttelte er sich die Hand von der Schulter, führte seinen Satz jedoch nicht zuende. "Ich bin also Schuld", nickte Yoongi "schön, dann bin ich eben schuld. Und trotzde, würde ich dir wieder dazu raten. Immerhin hast du es versucht!"

Überrascht weitete Jungkook seine Augen. Yoongi hatte schon irgendwie Recht. Er hatte es wenigstens versucht und immerhin wusste er jetzt, was Taehyung für ein Idiot war. Und trotzdem lief ihm ein heißer Schauer über den Rücken, als er an die dunkelbraunen Augen des Sportlers dachte. Eine Gänsehaut überkam ihn, als er sich an den Moment zurück erinnerte, in welchem sich ihre Blicke, wenn auch nur für eine Millisekunde, getroffen hatten.

"Ich weiß, Yoongi", schnaubte der Braunhaarige zustimmend auf "ich weiß ja, dass du es nur gut meintest, aber es war trotzdem eine Schnapsidee." "Aber hey, vielleicht hatte er auch einfach nur einen schlechten Tag oder war spät dran. Rede nicht gleich alles so schlecht, Jungkook. Das passt gar nicht zu dir, man. Ich fühle mich gerade, als hätten wir unsere Rollen getauscht", der Blondschopf kicherte etwas und ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Hey, komm schon. Kopf hoch", Yoongi boxte Jungkook neckisch gegen die Schulter "wenigstens weißt du jetzt, dass du anscheinend ein Talent dafür hast, dich in vollkommene Idioten zu verlieben."

Nach kurzem Zögern wanderten auch Jungkooks Mundwinkel leicht nach oben. Wie schaffte es der Junge neben ihm auch immer wieder ihn aufzumuntern? Er wollte doch nur einmal wütend sein und schmollen. Doch je mehr er darüber nachdachte wie dämlich er sich vorhin angestellt hatte und wie naiv seine Gedanken waren, sich wirklich etwas mehr von dem gutaussehenden Basketballer zu erhoffen, desto mehr musste er über sich selbst lachen, bis er schließlich in lautes Gelächter ausbrach.

Yoongi schien zunächst etwas verwirrt von dieser Reaktion, doch dann stimmte auch er in das Lachen mit ein. Nach einiger Zeit hatten die beiden sich wieder etwas beruhigt und Jungkook hielt sich den Bauch. Als ob Kim Taehyung jemals irgendetwas von ihm wollen würde. Er war kurz davor wieder drauf loszuprusten, doch er riss sich zusammen.

"Na wenigstens weißt du jetzt, wo du dran bist und dass du wahrscheinlich nie wieder ein Wort mehr mit ihm wechseln musst", brachte Yoongi es letztendlich auf den Punkt. Jungkook nickte ihm zu und fing an sich an seinem Fahrradschloss zu schaffen zu machen. "Er würde mich sowieso nicht wiedererkennen", seufzte Jungkook auf und schwang sich auf den Sattel.

"Mach dir nicht so viele Gedanken, Kooks. Du bist ein ganz wunderbarer Mensch und du hast jemand viel tolleren verdient", damit hob der Blondschopf seine Hand zum Abschied und winkte Jungkook lächelnd zu. "Danke, Yoongi", verabschiedete er sich knapp und trat in die Pedale. "Bis morgen", rief er ihm noch über die Schulter hinweg zu, während er schon einige Meter zwischen sich und seinen besten Freund gebracht hatte.

Nach ein paar Minuten biss er sich aber fest auf den Kiefer. Er hatte vielleicht jemand besseren verdient, aber er wollte niemand anderen. Er wollte Kim Taehyung. Doch wer würde schon einen 'Niemand' wollen, wenn er jeden anderen haben könnte. Traurig hing er seinen Gedanken nach und fuhr mit herabhängenden Kopf nach Hause.

Worst of you // TaekookWhere stories live. Discover now