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Keuchend und völlig überfordert lehnte Jungkook an der kalten Wand der Sporthalle. Seine Augen hingen immer noch dem Jungen nach, welcher ihn vor wenigen Minuten in den siebten Himmel befördert hatte. Aber jetzt fühlte er sich, als wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Niemals in seinem Leben hatte er sich so verloren und hilflos gefühlt.

Und dennoch konnte er immer wieder nur daran denken, wie Taehyung ihn bis zu seinem Höhepunkt getrieben hatte und ihm jeglichen Verstand geraubt hatte. Seinen Verstand geraubt, ja das hatte der Basketballer ganz bestimmt, denn Jungkook hätte sich niemals darauf einlassen dürfen. Was war ihm nur in den Sinn gekommen, sich Taehyung so unterzuwerfen? Er fühlte sich beschmutzt. Taehyung hatte ihn wie einen Gegenstand behandelt, wie ein Objekt der Begierde, mit welchem man beliebig spielen konnte.

Er fühlte sich zutiefst missverstanden. Er wollte doch nur mit Taehyung reden und ihn fragen, was das alles sollte. Aber jetzt schwirrten noch unendlich viele weitere Fragen in seinem Kopf und die Antwort darauf schien Meilen weit entfernt.

Was war hier soeben passiert? War das alles doch nur ein fieser Albtraum gewesen? Jungkooks Augen fielen langsam herab zu dem Reißverschluss seiner Hose, welcher immer noch offen stand. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag und mit zittrigen Fingern versuchte er seine Hose wieder zu schließen. Das alles war also wirklich passiert und er hatte immer noch keine Ahnung warum.

Für einen Moment biss sich der Junge fest auf die Unterlippe bevor er sich mit wackligen Beinen von der Mauer abstieß und in die gleiche Richtung wie Taehyung lief. Immer wieder knickte er etwas ein und stolperte ein paar Meter nach vorne, doch er versuchte sich zusammenzureißen und sich nichts anmerken zu lassen. Aber es war ja sowieso niemand hier, sodass es ihm auch egal sein konnte, wenn er krabbelnd über den Boden robbte.

Aber gerade in dem Moment, wo er um die Ecke der Halle biegen und auf den Vorplatz treten wollte, drangen plötzlich zwei Stimmen an sein Ohr. Sofort versteckte der Junge sich wieder hinter der Mauer und versuchte etwas von dem Gespräch zu erlauschen. Doch auch nach mehreren Sekunden hinhören, konnte er nur undeutliches Gemurmel verstehen, sodass er gezwungen war seinen Kopf etwas um die Ecke zu schieben. Hoffentlich hatten sie ihn nicht gehört. Hoffentlich kannte er sie nicht.

Aus zusammengekniffenen Augen linste er nervös zu den beiden Personen herüber, die sich einige Meter weit entfernt gegenüberstanden. Und mit einem Mal spannte er sich am ganzen Körper an. Seine Atmung setzte für einen Moment aus und sein Herz hämmerte schnell gegen seine Brust. Vor ihm standen ein muskulöser Junge in Jeansjacke und enger Lederjeans und gleich daneben einer mit weiteren, schwarzen Klamotten und stechend blonden Haaren.

Vor ihm standen Jimin und Yoongi.

In Jungkooks Innerem überschlug sich alles und er wusste gar nicht mehr, was er überhaupt denken sollte. Falls die beiden Jungen vor ihm, ihn gehört hatten, dann wüsste er nicht mehr, was er mit seinem Leben überhaupt noch Anfangen sollte. Niemand dürfte jemals erfahren, was vor einigen Minuten zwischen ihm und Taehyung passiert war. Nicht solange er selbst nichtmal wusste, was das überhaupt zu bedeuten hatte.

Doch bei näherem Hinsehen schienen die beiden erst vor kurzem hier aufgeschlagen zu sein, denn sie hatten sich soeben noch brüderlich umarmt. Naja, zumindest ließ Jimin schnell wieder von Yoongi ab, während dieser etwas unangenehm sein Gesicht verzog. Jungkook wusste genau wie sehr Yoongi Umarmungen hasste. Umso erstaunlicher, dass Jimin ihn nun in seine Arme ziehen durfte, wenn man bedachte, dass Jungkook das noch nie geschafft hatte.

Dennoch ließ sich der Braunhaarige davon nicht weiter beirren, sondern spitzte viel mehr seine Ohren. "Hast du's dabei?", konnte er Jimin fragen hören und beobachtete wie er fordernd seine Hand zu seinem besten Freund ausstreckte. Gleich darauf kramte Yoongi etwas in seiner Jackentasche herum ehe er ein kleines Tütchen daraus hervorzog. "Aber natürlich, Jiminie", herausfordernd fixierte er den Jungen vor sich, welcher sogleich eine unzufriedene Miene aufsetzte und seine Hand zu einer Faust ballte.

"Nenn mich nicht immer so, du Pisser", motzte er dem Blonden entgegen und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. "Warum nicht? Gib's doch zu, das gefällt dir doch", zog Yoongi ihn wieter auf und konnte es nicht lassen, ihm einmal in die Wange zu kneifen. Sofort schlug Jimin die Hand des Jungen weg und packte diesen am Kragen. "Du elender-" "Willst du das hier haben, oder nicht?", unterbrach Yoongi ihn jedoch direkt und wedelte neckisch mit dem Tütchen in der Luft, gleich neben Jimins Kopf, herum.

Mit einem lauten Schnauben ließ Jimin von Yoongi ab und verschränkte seine Arme beleidigt vor der Brust. Für einen Moment herrschte Stille bevor Yoongi ihm das Tütchen reichte: "80 und es ist deins." "Bitte was?!", Jimins Augen weiteten sich entsetzt "hast du sie nicht mehr alle? Es waren beim letzten Mal noch 50!" Wütend verzog er seinen Mund und biss sich hart auf den Kiefer.

"Da hast du recht. Beim letzten Mal waren es noch 50 Mäuse, aber jetzt verlange ich 80", sprach Yoongi besonnen und ein schiefes Grinsen zierte seine Lippen, als er Jimins verzogenes Gesicht betrachtete. "50!", feixte Jimin. "70", konterte Yoongi. "65-" "Na gut, 65, nur weil du es bist", nickte der Blonde seinem Gegenüber zu. Auf dessen Lippen wanderte augenblicklich ein Lächeln und er kramte einige Geldscheine aus seiner Tasche hervor. Nachdem er sie dem Dealer herübergereicht hatte, wollte er nach dem Tütchen greifen, aber Yoongi zog es hastig zurück. "Ah ah ah", stoppte er Jimin mit erhobenen Zeigefinger "da fehlt noch was."

"Du bist echt ein Wichser", meinte Jimin kopfschüttelnd, konnte sich ein erheitertes Kichern jedoch nicht verkneifen. Und gleich darauf verkürzte er den Abstand zwischen sich und Yoongi, packte diesen grob am Kragen, lehnte sich hastig zu ihm vor und legte plötzlich seine Lippen stürmisch auf die von Jungkooks bestem Freund. Die beiden tauschten einen innigen Kuss aus, wobei sich auf Yoongis Wangen ein roter Schimmer abzeichnete.

Schließlich löste Jimin sich wieder von ihm, ergriff das kleine Tütchen und trat ein paar Meter zurück. "Na dann, bis zum nächsten Mal", hauchte er ihm entgegen, zwinkerte ihm noch einmal zu ehe er sich umdrehte und sich schnell aus dem Staub machte. Yoongi ließ er einfach zurück, doch dieser lächelte selig vor sich hin und sah zu Jungkooks Entsetzen wirklich glücklich aus.

Was war dort soeben geschehen? Was hatten seine unschuldigen Augen da eben beobachtet? Doch je mehr er sich die ganze Situation vor Augen führte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass sie sich nicht groß von seiner mit Taehyung unterschieden hatte. Auch Jimin und Yoongi hatten Zärtlicheiten ausgetauscht, nachdem sie sich zuvor beide angestachelt hatten. Natürlich waren diese weniger intensiv, aber trotzdem. Zudem war auch Jimin einfach abgehauen und hatte Yoongi zurückgelassen, auch wenn dieser ziemlich glücklich aussah und immer noch in die Richtung schaute, in welche der Junkie verschwunden war.

Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass sich ihre Situation eigentlich doch ziemlich unterschied. Taehyung hatte ihm einen geblasen und ihn nicht verlangend geküsst. Er hatte ihn, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stehen gelassen und nicht auf ein nächstes Mal verwiesen. Er hatte Jungkook einfach genommen, und dieser hatte sich unterworfen. Bei Jimin und Yoongi schienen beide etwas zu sagen zu haben. Und was ihn am meisten zu schaffen machte war, wie glücklich Yoongi doch gerade aussah und wie mies er sich hingegen in diesem Moment fühlte.

Ein kalter Wind jagte um Jungkooks Herz und trotz dass diese ganze Aktion vorhin nicht für seine Augen bestimmt war, war er sich sicher, dass sie ihm ein Stück weit geholfen hatte. Natürlich war er extrem wütend auf Yoongi und diese hirnrissige Sache mit Jimin, aber sie verdeutlichte ihm auch, dass er etwas ändern musste. Er musste irgendwie anders auf Taehyung zugehen. Er müsste ihn irgendwie zum Reden bekommen, damit er endlich herausfinden könnte, was das alles zu bedeuten hatte. Und vor allem, um sein im Moment alles einehmendes, beschmutztes Gefühl abzuwaschen und durch ein glückliches, warmes Kribbeln zu ersetzen.

Gerade dachte er, dass Yoongi sich auf den Weg zu seinem Fahrrad machen wollte, als plötzlich ein schrilles Klingeln die Aufmerksamkeit beider Jungen auf sich zog.

Worst of you // Taekookحيث تعيش القصص. اكتشف الآن