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Jungkook hockte auf der cremeweißen Couch in Wohnzimmer des großen Anwesens, was er sein Zuhause nennen durfte. Seine Eltern waren immer noch auf Geschäftreise und würden auch erst in den nächsten Tagen wiederkommen, sodass er das ganze Haus für sich alleine hatte. Früher hatte er sich darüber immer gefreut, denn dann konnte er sich mit Yoongi zusammen die Nächte um die Ohren schlagen. Oftmals hatten sie sich, genauso wie Jungkook in diesem Moment, auf die Couch geworfen, die Controller in ihre Hände genommen und gezockt, bis ihnen die Augen vor Müdigkeit zufielen. Es gab immer was zum Lachen und Jungkook war trotz, dass seine Eltern so selten Zuhause waren, nie wirklich alleine.

Doch jetzt war alles anders. Neben ihm hockte kein wasserstoffblonder Junge und starrte wie gebannt auf den großen Flachbildfernseher. Er saß ganz alleine auf dem Sofa und grub sich immer weiter in die Kissen. Seine Augen brannten nicht vor Müdigkeit, sondern vor Trauer. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so alleine gefühlt. Noch nie in seinem Leben hatte er seinen Freund so sehr vermisst. Noch nie hatte die Einsamkeit so sehr von ihm Besitz ergriffen.

Die ganze Yoongi-Sache zog ihn in ein tiefes Loch ohne Boden, aus welchem er wohl niemals wieder herauskommen würde, wenn ihm nicht bald jemand ein rettendes Seil zuwarf, an dem er sich heraufhangeln könnte. Sich fest auf die Unterlippe beißend, ertappte er sich dabei, wie er bei diesem Gedanken ausgerechnet die Person vor Augen hatte, an die er jetzt überhaupt nicht denken wollte.

Und dennoch konnte er nichts dagegen tun.

Vor seinem inneren Auge tauchten die tiefbraunen Augen eines Jungen auf, der ihm das rettende Seil wohl eher absichtlich aus den Händen ziehen würde. Er wollte nicht an ihn denken. Er wollte das alles nicht mehr, aber sein Herz spielte da nicht wirklich mit. Denn tief in seiner Brust konnte er das schmerzende Ziehen spüren, das in ihm solch eine starke Sehsucht hervorrief, diesen Jungen wiederzusehen.

Was war denn nur los mit ihm? Er wusste genau, dass Taehyung ihm klargemacht hatte, dass er seine Gefühle niemals erwidern würde, dass er niemals sein fester Freund und erst recht nicht seine Liebe sein würde.

Trotzdem fing Jungkook an unruhig von seiner Tasse Kakao, die er in seinen Händen hielt und ihm gerade den einzigen seelischen Trost spendete, zu seinem schwarzen Handydisplay herüberzuschielen. Hastig wandte er seinen Kopf zurück und schüttelte ihn, um diese wirren Gedanken darin loszuwerden.

"Nein, Jungkook...", ermahnte er sich selbst "nur weil du einsam bist, musst nicht schon wieder den gleichen Fehler begehen." Für einen Moment kniff er seine Augen fest zusammen bevor er seine Tasse fest auf den kleinen Wohnzimmertisch knallte und wütend von der Couch aufsprang. In seiner Brust brannte dieser unterträgliche Schmerz und sein Kopf begann zu pochen.

Zornig trampelte er einige Male auf dem Boden herum und raufte sich anschließend mit den Händen durch die Haare. "Arrgh, warum kann es nicht einfach aufhören?! Warum kann ich meinen besten Freund nicht wiederhaben?", fluchte er hysterisch, wobei seine Augen feucht wurden.

Schließlich sackte er etwas in sich zusammen, eine Träne kullerte aus seinem Augenwinkel, während er sich träge in dem großen, so leer wirkenden Raum umsah. Noch nie hatte sich sein Zuhause so fremd angefühlt. Oder lag es gar nicht an seinem Zuhause? Vielleicht lag es ja an ihm selbst. Vielleicht war er es, der sich in seinem eigenen Körper und seiner jetzigen Situation fremd fühlte. Wie ein Alien auf der Erde, einsam und überfordert.

Schleichend ließ er seinen Blick über seine Schulter zu der Couch schweifen.

Für einige Sekunden starrte er das Telefon auf dem hellen Leder schlicht an. Er wusste ganz genau, dass das, was er im Inbegriff war zu tun, niemals etwas Gutes bedeuten würde. Nicht nach all dem, was zwischen ihnen passiert war. Nicht nachdem Taehyung ihn so vor den Kopf gestoßen hatte. Sie hatten miteinander geschlafen, zumindest empfand er es so. Doch sein Herz danach von ausgerechnet der Person aus der Brust gerissen zu bekommen, der man es bereits geschenkt hatte, fühlte sich so falsch an. So unfair. So qualvoll.

Er wusste, dass es falsch wäre. Er wusste, dass es schlimmer werden würde, wenn er jetzt zu seinem Telefon greifen würde. Aber wem sollte er sonst schreiben? Seine Eltern steckten am anderen Ende der Welt. Sein bester Freund hatte ihn im Stich gelassen. Ihm blieb doch nichts mehr. Nichts mehr außer sein erbärmliches Selbst, mit welchem er es ganz sicher nicht mehr länger alleine aushielt.

Die Einsamkeit fraß sich durch seine Haut, bis auf seine Seele und drohte ihn zu verschlingen. Er brauchte jetzt jemanden an seiner Seite.

Und so fest er sich auch vorgenommen hatte, nicht einmal darüber nachzudenken, dem Basketballer zu schreiben, geschweige denn ihn zu sich nach Hause einzuladen, desto stärker verlangte jetzt seine zerbrechliche Seele nach Wärme und Zuneigung. Auch wenn diese nicht annähernd ehrlich gemeint sein würde, denn Taehyung hatte ja selbst gesagt, dass er das zwischen ihnen beiden niemals als Liebe bezeichnen sollte. Er wusste, dass er nur Taehyungs Fußabtreter, sein Bedürfnisbefriediger und Mittel zum Zweck sein würde. Und trotzdem schnellte er im Bruchteil einer Sekunde zu dem Handy herüber, umgriff es hastig mit seinen Fingern bevor er es entsperrte und den Chatverlauf mit dem Sportler öffnete.

"Was machst du nur aus mir?", flüsterte er schwach zu sich selbst und starrte auf die letzte Nachricht des Älteren.

"Du kannst dich bei mir melden, wann immer du willst. Ich werde da sein."

Obwohl er wusste, dass Taehyung mit den Worten nicht mehr meinte, als dass er eine gute Gelegenheit bekommen würde seinem Egoismus freien Lauf zu lassen oder gar sich selbst besser darzustellen, konnte Jungkook nicht verhindern, dass es in seiner Magengegend anfing zu kribbeln und ihm bei dem Gedanken daran, wie der Basketballer sich an ihn gekuschelt hatte, ein warmer Schauer den Nacken herabjagte.

Vielleicht meinte Taehyung es ja doch gut und ihm lag etwas an Jungkook?

"Nein, rede keinen Stuss", versuchte sich der verzweifelte Junge jedoch sofort wieder, sich diese irrsinnigen Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Und dennoch begann er kurze Zeit später seine Finger über das Tastenfeld fliegen zu lassen, während sein Herz kräftig in seiner Brust pochte.

Anschließend warf er sich zurück in die Kissen auf der Couch und sein Handy einige Meter weiter von sich entfernt auf das Polster. In ihm tobte bereits der nächste tosende Sturm. Immer wieder schrie ihm sein Kopf zu, dass er doch die Nachricht wieder löschen und nicht den nächsten Fehler machen solle. Doch sein Herz hielt standhaft dagegen an, auch wenn es bereits Risse bekam.

Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus und er zog seine Knie an seinen zitternden Körper. Das alles tat ihm in keinster Weise gut und das wusste er, aber er wusste auch, dass er diese Einsamkeit nicht mehr länger aushalten würde. Weshalb er weiterhin einfach nur hoffte, dass er in einigen Minuten das bekommen würde, wonach er sich so sehr sehnte. Und das von der Person, nach der er sich so sehr verzehrte, die er bis aufs Äußerste begehrte und mit seinem ganzen Herzen liebte.

Von der Person, die genau in dem Moment ihren schlanken Finger auf die Klingel zu dem modernen Haus drückte.

Worst of you // TaekookDove le storie prendono vita. Scoprilo ora