cinquanta - 50

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A L E S S A N D R O

Vorgestern hatte ich Lilijana einfach ignoriert, genau so wie ich es jetzt versuchte, da sie wie ein Flummi neben mir saß. „Hast du Würmer im Arsch oder wieso kannst du nicht still sitzen?" fragte ich sie knurrend und spürte die kleine Hand meiner Frau auf meinem Oberschenkel.

Sie schaute verwirrt zu mir, weshalb ich mit den Augen rollte und mich an Emalia wandte. „Beruhig dich, sie geht gleich schon." flüsterte sie, worauf ich nickte und mich an meinen Kaffe machte.

Nach dem Frühstück ging die Nervensäge endlich und wir legten uns nochmal für einen Mittagsschlaf hin. „Ich bin ein wenig nervös." gestand mir Emalia und legte ihre Hand auf meinen Oberarm.

„Musst du nicht, amore. Verhalt dich schlau, aber sei auf deine eigene Art schlau."

Sie nickte und schmiegte sich an die Decke, ehe sie ihre Augen schloss und ich mich umdrehte, um nach meinem Handy zu greifen.

Dort schrieb ich noch einmal in die Familiengruppe, dass sie vielleicht nochmal das Schießen und Verteidigen wiederholen sollten. Gestern hatte ich noch ein wenig mit meiner Frau versucht, doch nach zehn Minuten war sie schon kaputt, wobei ich vollstes Verständnis hatte.

Ich drehte mich wieder zu ihr und legte mein Handy beiseite, ehe ich ihr beim Schlafen zuschaute und mich selbst versuchte zu beruhigen, da die Nervosität hoch war.

Ich war mir sicher, das sie schlau genug waren, uns nicht angreifen zu müssen. Dennoch hatte ich bedenken, dass sie eine Person durchschauen könnten und sie das dann ausnutzen würden.

Es könnte alles passieren, doch nicht heute Abend.

-

„Fertig?" fragte ich noch einmal meine Geschwister, die nickten und tief durchatmeten. Zusammen mit Emalia, die ausgeschlafen war und das so, dass sie im Endeffekt rumgejammert hat, dass ich sie nicht geweckt hatte.

Wir setzten uns in die G-Klasse und fuhren als ersten durch Tor. Direkt hinter uns fuhr Aleandro, da es wie eine Art Tradition war, dass die Nachfolger als erste fahren müssen.

Als Zeichen von Stärke und zukünftiger Macht.

Wir hörten - wie normalerweise - keine Musik, weshalb man auch sehr die Anspannung in der Luft merkte. Ich legte meine Hand auf ihren Oberschenkel und strich mit meinem Daumen drüber, ehe sie ihre Hand drauf legte.

„Es wird schon alles gut." sprach ich und verschränkte unsere Hände miteinander, ehe ich einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte und danach schaltete.

Auf der Autobahn lies ich die Spannung in mir raus und fuhr von den 300PS auf die 400 zu. Als wir umgebogen sind, um in die Innenstadt von Palermo zu fahren, spürte ich wie meine Hände anfingen zu schwitzen.

„Eher sollte ich dir sagen, dass alles gut wird." sagte meine Frau, weshalb ich kurz zu ihr schaute und sie die Augen zusammen kniff. „Ja." lachte ich und fuhr auf den Parkplatz, der Lagerhalle.

Wir stiegen alle raus und liefen drauf zu. Das Tor öffnete sich und wir liefen auf den runden Tisch zu, während ich mich umsah und jede zwei Meter eine Kamera erkannte.

Ich fing an zu grinsen, als sich der rote Punkt in grün umänderte und gab den anderen ein Zeichen. Wir setzten uns alle und es fing an, diesmal keine verstellte Stimme, zu sprechen.

„Guten Tag. Ich begrüße euch alle und stelle mich als ihr heutiger Koch vor. Es werden zwei Speisen serviert, eine Hauptspeise und ein Dessert."

Ich schaute zu den anderen, ehe ich meinen Körper straffte und in die Kamera grinste. „Jeder Gang ist für jede einzelne Person ausgewählt worden. Die Bosse hören euch und sprechen gegebenenfalls mit euch." beendete er seinen Satz, ehe ich mein Jackett aufknöpfte und mich auffällig umschaute.

Tore wurden geöffnete und es kamen viele Kellner, die jedem eine Glocke mit dem jenigen Namen hinstellten. Als sie wieder ging, ertönte ein Piepen, weshalb ich als erstes das Geheimnis entblößte und anfing zu lachen.

„Gut getroffen."

Ich betrachtete das Steak und die Bratkartoffeln dazu, wobei auch ein kleiner Klecks Knoblauchsoße drauf war. Als nächstes öffnete Emalia ihres und fing auch an zu grinsen, als sie die Salami Pizza betrachtete.

„Da stalkt jemand unseren Pizza Boten." stellte sie fest und zwinkerte in die Kamera, ehe ich auf lachte und zu Aleandro schaute, der seine Glocke öffnete und anfing zu lachen.

Er zeigte es uns und wir fingen alle zu lachen, obwohl es eigentlich garnicht zum lachen war. Da war von einer Wurst, ein Schwanz geformt, was wohl als Demütigung dienen sollte.

„Passt ja zu dir." gab Matteo seinen Kommentar ab, ehe ich wieder auf lachte und eigentlich weinen wollte.

Aber wenn sie merken, dass es unter uns nicht glatt läuft, dann verschafft uns das vielleicht mehr Zeit. Nach der Reihe öffnete jeder seine Glocke und man schob keinen Verdacht, dass wir eigentlich komplett anders vom Verhalten waren.

Wir aßen alle und sprachen nicht viel, wenn dann nur untereinander und dann auch nur über unnötige Themen.

Nach der ersten Speise gingen wieder die Tore auf und die Kellner holten die leeren Teller, ehe die ersten Töne einer verstellten Stimme, aus den Lautsprechern kamen.

„Wie hat es euch geschmeckt?"

„Der Penner Italiener an der Ecke, kann besser kochen!" sprach Paola, ehe ich anfing zu grinsen und meine Frau anfing zu lachen. „Dann müssen wir uns wohl um unseren Koch kümmern."

„Müsst ihr nicht. Spanier können einfach nicht kochen." sprach ich, ehe Emalia ihre Hand auf ihren Bauch legte und ihn hektisch streichelte, während nur Stille herrschte.

„Noch einen schönen Abend euch."

Das waren die letzen Worte, ehe uns die Nachspeise gebracht wurde und ich nebenbei wusste, was sie jetzt versuchen würden.

„Komm öffne es." forderte Emalia mich, ehe ich die Glocke öffnete und die Blutverschmierte Waffe musterte. Wissend schaute ich unauffällig zu Aleandro, der nickte.

Ich schaute meiner Frau zu, die anfing zu grinsen, als sie genau das gleiche sah, nur anstatt der Waffe, ein Messer.

„Das erinnert mich an eine ganz bestimmte Situation." lächelte sie, ehe Aleandro seine Glocke öffnete und stolz die Waffe zeigte.

„Sie sind aber ganz kreativ gewesen." kommentierte Paola, als jeder eine Waffe oder so etwas in der Art hatte. „Sehr." erwiderte ich drauf und hörte mein Handy klingeln, ehe ich anfing wissend zu lächeln.

„Dann wollen wir mal."
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Gefangen in der Vergangenheit. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt