《10》

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Nikul | 10

Die letzten zwei Tage rekapitulierend schlenderte Nikul aus der Arbeitswohnung in Richtung Schenke. Er hatte sich noch nicht darum gekümmert, den Ring wieder im See zu verstecken, würde es höchstwahrscheinlich heute Nacht, wenn alle schliefen, erledigen. Zum Glück hatte er ihn bisher nicht gebraucht. Aber sicher ist sicher. Etwas unschlüssig, ob er heute Abend die Schenke erneut besuchen sollte, entschied er sich nach einem kleinen inneren Kampf trotzdem dafür. Die Reise mit Kania hatte seine Lebensgeister geweckt, jedoch ebenso seine Sorgen. Auch wenn sie sicherlich von ihm enttäuscht sein würde und er sich bereits jetzt dafür schämte. Nikul würde sich heute wieder betrinken. Noch eine Nacht, ohne seine Nerven zu betäuben, würde er nicht überleben. Sein Herz raste etwas bei dem Gedanken an die Albträume.

Als er schreiend aufwachte und Sie ihn beruhigt hatte. Auch wenn Nikul nicht verstand, was genau geschehen ist, keimte eine Mischung aus Dankbarkeit, Misstrauen und Furcht in ihm auf. Er war sich weiterhin absolut nicht sicher, was er von Kania und ihrer Geschichte hielt. Sie schien ihm keine bösen Absichten zu haben, vollständig vertraute er der mysteriösen Schönheit aber definitiv nicht. Es war dunkel und die Straßen nur von Fackeln und Mondlicht erleuchtet, während er dem Kiesweg Richtung Schenke folgte. Der Marktplatz des Dorfes war wie leer gefegt, nur wenige Bewohner Muyas waren auf der Straße zu sehen. Eine Gruppe aus drei angetrunkenen Arbeitern kam ihm auf dem Weg zur Taverne entgegen. Sie hatten genug für heute.

Es war beim Vorbeigehen unmöglich, ihre Alkoholfahnen zu übersehen. Den anzüglichen Kommentar über ihn und Kania ignorierte Nikul gekonnt. Ihre Abwesenheit hatte zu einigen Gerüchten geführt. Sei es drum, so etwas scherte ihn nicht. Höchstens die erhöhte Aufmerksamkeit auf seine Person beunruhigte ihn. Er war nicht mehr unsichtbar.

Verdammt, ich hätte mich nie darauf einlassen sollen... Nikul wägte die Optionen ab, sich in naher Zukunft an einen anderen Ort abzusetzen. Wahrscheinlich war die Serpant Bay mit ihrer Piratenstadt die beste Alternative.

Beim Öffnen der morschen Tür schlug ihm der Geruch von Alkohol, billigem Fraß und ausgelassenen, wenig auf ihre Hygiene achtenden, Arbeitern entgegen. Anja wischte Erbrochenes von einem der Tische und sah angewidert aus. Höchstwahrscheinlich ein Gruß von den drei Arbeitskollegen, die ihm außerhalb der Schenke begegneten.

Nikuls saphirblaue Augen erblickten sofort Kania hinterm Tresen. Sie schenkte Bier in Krüge und sah etwas mitleidig zu Anja, musterte ihn aber kurz darauf. Ihre Blicke trafen sich und Nikul schaute zu Boden, während er mit zügigen Schritten zu seinem Stammplatz in der Ecke der Schenke schlich. Ein junges Mädchen mit kastanienbraunen Haaren und dunkelgrünem Kleid kam aus dem Keller und brauchte ein Fass Bier nach oben. Sie war definitiv zu jung für diesen Ort, höchstens vierzehn, eher zwölf Winter alt. Nikul grübelte, was sie hier zu suchen hatte, wurde aus seinen Gedanken gerissen, da Anja ungeduldig auf den Tisch klopfte.

»Deine Bestellung junger Mann. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.«

Nikul nickte entschuldigend und bestellte einen Humpen Bier und eine Portion Schinken mit Kartoffeln. Das für seine Hilfe versprochene finanzielle Entgegenkommen machte die Mahlzeit finanzierbar. Anja verschwand, ohne sich die Bestellung zu notieren, und nahm ein paar Weitere auf.

Die Schenke war heute Abend gut besucht. Mindestens fünfzehn Holzfäller die Nikul erkannte, einige Händler vom Marktplatz, Blumenmädchen, zwei Wanderhuren, die auf den Schößen der Arbeiter Platz nahmen und eine Handvoll anderer Gestalten aus dem Dorf. Kania warf ihm ein freundliches Lächeln zu, bevor sie einen Krug mit Bier voll zapfte, der höchstwahrscheinlich für Nikul war.

Allerdings verfinsterte sich Ihr Blick sofort, nachdem die morsche Eingangstür zur Schenke mit einem lauten Knall geöffnet wurde und mehrere Männer eintraten. Totenstille wich der heiteren und ausgelassenen Stimmung umgehend und alle Kunden und Mitarbeiter des Etablissements drehten Ihre Köpfe in Richtung der neuen Gäste. Die Blicke der Menschen strahlten Angst und Nervosität aus. Nikul sah sofort, wer die Schenke betrat, und sein Herz setzte einige Schläge aus. Verdammt, verdammt, verdammt ... Ich muss hier weg.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt