《 23.2 》

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《 Nikul | 23.2 》

Hinter den beiden kam ein Paar durch die Gasse und setzte sich an den Tisch hinter Kania. Nikul betrachtete die beiden genauer. Der Mann war groß und hatte lange, lockige braune Haare. Für die meisten Frauen würde er wohl als attraktiv gelten. Er trug schicke Schuhe und einen Anzug mit weißem Einstecktuch. Der Mann würde seinem Aussehen nach deutlich besser als Begleitung für Kania passen als Nikul in seiner Alltagskleidung. Die weibliche Begleitung des neuen Gastes hatte glatte, blonde Haare und trug ein blaues Abendkleid mit einem breiten Träger auf der rechten Schulter. Ihre linker Schulter war unbedeckt.

Sie nahmen Platz und Nikul konnte hören, wie sie anfingen, sich über Belanglosigkeiten zu unterhalten. Kania legte einen Zeigefinger bedeutsam über ihre Lippen. Er verstand, dass sie sich nicht mehr über Angelegenheiten unterhalten sollten, die besser unter ihnen blieben. Der Vodrug wechselte das Thema.

»Was glaubst du, wie es Arya geht? Ich habe darüber nachgedacht, ob ihre Mutter vielleicht entkommen ist. Vielleicht können wir sie suchen?«

»Ich habe unseren Gastgeber gebeten, sich umzuhören. Er hat Informanten an den Toren und überall sonst in der Stadt. Wenn sie es nach Varis schafft, erfahren wir davon. Bisher... war das nicht der Fall. Wir sollten ihr keine Hoffnung machen.«

»Bist du dir sicher, dass wir ihm vertrauen können? Vor allem bei dem was er von dir verlangt?«

»Wir können niemandem vertrauen. Aber Vrinsi wird fürs erste nah genug dran kommen.«

Sie unterhielten sich noch eine Zeit lang über Belanglosigkeiten, verspeisten ein Desert, von dem Nikul selbst im Schloss Haynes nur träumen konnte. Der flambierte, karamellisierte Pudding war ein Traum und Kanias Schokoladenkuchen mit geschmolzenem Kern, von dem er dankenswerter weiße probieren durfte, schmeckte ebenfalls unglaublich. Einen Moment lang fühlte Nikul sich geborgen und normal.

»Ich denke, ich würde gerne gehen. Mir wird kalt.« Kania ließ Nikul mit einem Teil des von Vrinsi zur Verfügung gestellten Vermögens bezahlen. Der Vodrug gab ein großzügiges Trinkgeld und bedankte sich bei dem Ober.

Während sie die leere Gasse entlang ging, bemerkte Nikul, dass die Wölfin etwas zitterte und bot ihr den schwarzen Mantel an. Sie nahm ihn lächelnd an und warf das viel zu große Kleidungsstück wie einen Umhang um ihre Schultern.

»Jetzt weiß ich immer noch nicht, was es mit dem Gefallen für Vrinsi auf sich hat.« Nikul erinnerte sich plötzlich an das eigentlich wichtigste Thema des Abends. Er hatte es fast vergessen. Verdammt, ich werde unachtsam.

Kania hakte sich in seinen linken Arm ein und lehnte sich beim Spazieren etwas an ihn. Nikul merkte, wie eine leichte Röte in seinem Gesicht aufstieg, wich jedoch nicht zurück.

Sie flüsterte zufrieden: »Ich habe dir ja gesagt, dass jemand Probleme macht. Die Person saß am Ende hinter uns. Einer der Gründe für die Wahl des Lokals.«

Nikul blickte zur Seite und sah seine Gefährtin schelmisch grinsen.

»Während du also nur Augen für dein Dessert und mich hattest, habe ich genau hingehört, was so hinter uns besprochen wurde. Es handelt sich auf jeden Fall um Lord Belltons Halbbruder Ilias Alredon. Die beiden waren damals übrigens auch mit den Fredgar Hengsten in Muya. Als du dir fast in die Hose gemacht hast.«

Sie stieß ihm mit dem Ellbogen neckisch in die Rippen und Nikul verzog kurz sein Gesicht, schaute sie jedoch nur fordernd an. »Also waren damals keine Vra'Ghul da? Und weiter?«

»Was ich dir damals erzählt habe, war natürlich frei erfunden. Ich wollte nur dein Gesicht sehen und wie du dir fast in die Hosen gemacht hast, als du von zwei Vra'Ghul gehört hast.« Die unbelebte Gasse neigte sich langsam dem Ende zu, also kam Kania zum Punkt, bevor sie wieder unter Menschen waren.

»Auf jeden Fall ist es so. Lord Bellton ist wohl recht rebellisch gegenüber Pharos, was anscheinend einer der Gründe ist, warum sie uns überfallen haben. Sein Bruder hingegen spielt laut Vrinsi ein falsches Spiel. Er spielt Pharos Informationen über Rebellen und die Vorhaben seines Bruders zu. Ohne die Informationen, dass Bellton etwas im Schilde führt, hätte Pharos wahrscheinlich keine Soldaten geschickt.«

Und Aryas Mutter würde noch leben. So viele würden noch leben... Nikuls Hand ballte sich zu einer Faust.

»Darum meintest du also ich wäre gar nicht so abgeneigt, sich um ihn zu kümmern.«

»Wärst du das denn?« Ihre Augen trafen sich und sie sah ihn fragend an: »Er muss ja nicht gleich sterben. Vrinsi wollte sich nicht selbst offen mit dem mächtigen Mann anlegen. Das wäre schlecht fürs Geschäft. Wir könnten versuchen ihn einzuschüchtern oder zu erpressen. Es wäre eine gute Sache.«

Nikul sah, hielt den Blick, sein Inneres war aufgewühlt. Hatte dieser Mann tatsächlich für all das Leid gesorgt? Für was? Und warum war er Vrinsi so ein Dorn im Auge?

»Wir müssen erst einmal sicherstellen, dass Vrinsi die Wahrheit sagt. Ich verstehe seine Beweggründe noch nicht so ganz. Er hat nicht den Eindruck gemacht, viel darauf zu geben, ob es Fredgar gut geht. Hast du eine Idee wie wir das schaffen können?«

Sie legte ihre linke Hand auf ihre mittlerweile gelockerte Hand. Er konnte ihre Wärme spüren. »Nikul... schlägst du etwa unseren ersten gemeinsamen Einbruch vor?« Ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn an ein kleines Kind, das eine viel zu große Portion Süßigkeiten in Aussicht gestellt bekommen hat.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWhere stories live. Discover now