《 Kania| 48.1 》

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 《 Kania| 47 》

Es war mittlerweile zwei Tage her, seit Kania und Nikul das Archiv verlassen haben. Ihr letzten Lebensmittelvorräte gingen am Vortag zur Neige und Kania nahm gerade den letzten Schluck Wasser aus ihrer Lederflasche zu sich. Ihr Gefährte hatte seine schon vor Stunden ausgetrunken.

»Müssten wir nicht schon längst da sein?« Nikul keuchte nach Luft schnappend und schwitzte unter seinem weißen Leinenhemd. Die Reise verlangte seinem Körper alles ab. Tatsächlich hatte Kania bereits das gleiche gedacht. Der Weg gen Nordwesten hätte sie innerhalb von ein bis zwei Tagen nach Alabastar führen müssen. Sie waren bereits überfällig und die Gefahr sich verlaufen zu haben wurde immer realer. Um sie herum befanden sich weit und breit nur Sanddünen und kleine vertrocknete Felsbrocken, die hin und wieder zwischen den Dünen herausragten.

»Wenn du schneller läufst und dich weniger beschwerst, wären wir schon längst in einem luxuriösen pharosianischen Gasthof.« Mitleid brachte sie nicht weiter. Kania war in der Lage die äußeren Umstände und ihre Bedürfnisse zu unterdrücken, um sich auf das Ziel zu konzentrieren. Zumindest für diese Fähigkeit konnte sie Farragan danken.

»Wenn ich schneller Laufe, musst du mich wiederbeleben.«, keuchte Nikul Wort für Wort. Kania legte ihre Hand auf seine Schulter und hielt einen Augenblick inne.

»Wir schaffen das. Immer geradeaus. Die Sterne haben uns letzte Nacht doch die Himmelsrichtung gezeigt. Wir haben uns sicher nicht verlaufen. Es dauert nur etwas länger als geplant.« Das musste an Mitgefühl reichen. Die Soldatin in ihr setzte wieder zum Marschschritt an.

Wenige Stunden begann die Sonne sich am Himmel langsam aber sicher zu verabschieden und ein warmes orangefarbenes Licht legte sich über den Horizont. Es vermischte sich mit dem Blau des Himmels und den weißen Wolken zu einer atemberaubenden Farbkomposition. Kania liebte Sonnenuntergänge und würde sich für gewöhnlich etwas Zeit nehmen, um ihn zu bewundern. Jedoch fesselte eine ihnen mit jedem Schritt näher kommende Wüstenstadt die Aufmerksamkeit der beiden. Endlich, wir haben es geschafft! Sie sah grinsend zu Nikul und wusste, dass er genau das Gleiche dachte. Trotz aller Erschöpfung wurden seine Schritte schneller und er begann wie ein Pferd zum Stall zu ziehen.

»Männer.«, grummelte Kania gedanklich vor sich hin und analysierte die vor ihnen liegende Stadt mit Adleraugen. Hunderte Häuser erhoben sich majestätisch aus dem goldenen Sand, geschaffen aus dem warmen und beständigen Sandstein der umliegenden Gebirge. Alabastar und seine Burg waren bekannt für ihre exotische Architektur und den Reichtum ihrer Bürger. Besonders florierten hier der Handel von Sklaven, Gold und Juwelen. Die bekanntesten Schmuckhersteller und Goldschmiede hatten sich in der blühenden Handelsstadt niedergelassen um von den reisenden Händlern zu profitieren. Kania erinnerte sich, wie sie vor Jahren in Davos einem Auftrag nachging und sich von einer Edelfrau erzählen lies, wie sie regelmäßig ihren Sommer in Alabastar verbrachte, um das Geld des Ehemanns auszugeben. Beiläufig erwähnte sie, dass auch die umfangreichen Tribute aus Fredgar in Alabastar ihren Umschlagplatz fanden und von hier aus gehandelt oder auf den Rest des Landes verteilt wurden. Bei der Erinnerung an die hungernden Menschen aus Varis und den Dörfern des Walston Forest überkam Kania eine unterschwellige Wut.

»Diese Stadt lebt von der Ausbeutung anderer Menschen. Sklaven aus Fredgar und anderen Kontinenten werden hier gehandelt. Eines Tages werden es die Menschen hier bereuen.« Kania sprach mehr zu sich selber als zu Nikul. Sie hatte ihn in den letzten Tagen bereits über alles, was sie wusste, in Kenntnis gesetzt. »Wir dürfen auf keinen Fall als Bewohner Fredgars erkannt werden, bevor wir Vrinsi treffen und einen Plan aushecken.«

Sobald die Stadt in Sicht kam, hatten sich Nikul und Kania in eine typische pharosianische Kluft umgezogen. Kania langes schwarzes Haar war von einem blau-gelb gepunkteten Kopftuch verdeckt und Nikuls lange Haare zu einem Männer-Dutt zusammengesteckt, wie es in Pharos nicht unüblich war. Selbst Kanias blasse Haut hatte über die Zeit in der Wüste etwas Farbe gewonnen und Nikul war nach seiner Zeit als Holzfäller im Walston Forest bereits alles andere als blass. Sie waren zwar bei Weitem keine klassischen Pharosianer, dürften jedoch trotzdem nicht sofort aus der Reihe tanzen.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt