《 34》

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 《 Nikul 34 》

Während Nikul sie fest im Arm hielt, kreisten seine Gedanken um die Aufzeichnungen in Vrinsis Büchern. Seine Gefährtin schlief bereits seit einer Stunde. Er war jedoch zu aufgeregt, um seine Augen zu schließen. Es lag schon morgen zu viel vor ihnen und er hielt zum ersten Mal eine Frau in seinen Armen. Er dachte an seinen ersten Kuss zurück, der kaum mehr als eine Stunde her war. An das Gefühl, dass ihn dazu verleitete sich völlig planlos vorzubeugen und sie für sich zu beanspruchen. Still und leise genoss er noch eine Zeit lang die Wärme ihres Körpers und schmiedete Pläne für die Zukunft, bis auch seine Augen zufielen.

Im Traum rekapitulierte er eine der wenigen Geschichten aus Vrinsis Kuratorium, in die er bisher einen Blick werfen konnte. Sie war fünfundneunzig Jahre zurückdatiert und von Vrinsis Urgroßvater dokumentiert worden. Der mittlerweile verstorbene Verwandte des Händlers hatte Jahre seines Lebens aufgebracht, um den Fall der Vodrug und das Leben des letzten Großmeisters für die Nachwelt festzuhalten. Er verhörte Zeitzeugen, sprach mit Dämonen und spionierte den Königshof aus, um die Wahrheit über den Fall von Darius Moldamor zu rekonstruieren. 


 

Der Ozean erstreckte sich bis in den Horizont und reflektierte das Licht der gleißenden Sonne. Ein Mann mit kurz geschorenen rabenschwarzen Haaren und eleganter blauschwarzer Robe stand auf einem Felshang und sah in die Ferne. Hinter ihm tauchte eine ebenfalls in schwarzer Robe gekleidete Frau mit langen und glatten braunen Haaren auf. Ihrer Kleidung fehlten die blauen, sich über den Saum ziehenden Verzierungen.

»Meister, ich habe die Zielperson ausfindig gemacht. Die Truppe des Königs erbittet unsere Hilfe bei der Festnahme.«

Der Mann sah wortlos in die Ferne. Seine Hand strich langsam über ein an der Hüfte hängendes und gladiusförmiges Schwert. Sie hielt am Griff inne und glitt behutsam über einen darin eingelassenen obsidianfarbenen Diamanten.

»Dann lassen wir sie nicht warten.« Seine Hand bewegte sich in der Nähe des Schwertgriffs ruckartig und Blut gerann aus einer mikroskopischen Schnittwunde. Er legte sie auf den Diamanten und ließ ihn vibrieren. Die Frau verstand und packte seine andere Hand. Beide lösten sich nur Augenblicke später in einer düsteren Wolke aus Finsternis auf.

Der Mann trat, ohne zu zögern, mit gezielten Schritten aus einer dämonischen Gruft. Fackeln mit schwarzen Flammen beleuchteten den mit grauen Steinen gepflasterten Gang auf seltsame Weise. Sie spendeten keine Wärme. Die Lichtverhältnisse wirkten kalt und unnatürlich. Er bemerkte wie seine Begleiterin, leicht wackelig auf den Beinen, versuchte Schritt zu halten. Sie war noch jung und das Reisen durch die Schattenwelt nicht gewöhnt.

»Du legst bald deine Prüfung ab. Ich erwarte, dass du die Technik bis dahin im Blut hast. «

Sie nickte und formte ihre Haare im Gehen zu einem Dutt, um sich auf das, was ihnen bevorstand, vorzubereiten.

Beide verließen die Anlage und fanden sich in einem völlig anderen Biom wieder. Der Boden um sie herrum war verdorrt und braun. Die Vegetation gelblich und im Sterben.

»Ich hasse die Sümpfe.«, ihre Stimme klang gefasst. Sie hatte sich zwischenzeitlich von der Reise durch die Schattenwelt erholt und hielt nun Schritt. Der Untergrund war modrig und gab bei jeder Bewegung leicht nach.

An einer Weggabelung trafen sie auf eine Gruppe aus fünfzehn Personen. Fünf von ihnen trugen rote Roben und zeichneten sich dadurch als Mitglieder der Magiergilde aus. Die Roben symbolisierten, dass ihre Spezialisierung im Kampf lag. Die restlichen waren mit geschwärztem Stahl gepanzerte Ritter auf braunen und schwarzen Pferden. An ihren Gürteln hingen gewöhnliche Langschwerter und Dolche. Einer der Magier kam dem Mann entgegen und verbeugte sich höflich.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt