《 36 》

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 《 Nikul 36 》

»Ihr werdet also nach Alabastar gehen?« Lord Bellton trug eine Lederbrigantine über seiner schwarzen Stoffkleidung. Der schwarze, auf den Black Mountains thronende Rabe prangte auf Bannern an der Wand.

»Ja, wir haben uns entschieden. Es scheint, als würde bald jeder seine Rolle spielen.« Nikul stand ihm direkt gegenüber. Abgesehen von Kania die in eine Karte vertief war, befand sich niemand im Raum. »Ich danke euch für eure Gastfreundschaft. Ihr habt uns gerettet und euer Vertrauen geschenkt. Wenn ich mich irgendwie revanchieren kann ...« Nikul schweifte zu Kania. Er war sicher, dass sie genauestens zuhörte, auch wenn sie gerade Belltons geheime Karten über die Black Mountains studierte. Erbstücke die seiner Schilderung nach seit Generationen unter den Herrschern von Varis bewahrt wurden. Sowohl sie als auch Nikul waren bereits auf die Reise vorbereitet. Rabenschwarze Kapuzenmäntel aus feinem Stoff bedeckten ihre Reisekleidung. Das Innenfutter würde sie in den folgenden Nächten warm halten und die Reise über die Black Mountains erträglich machen.

»Kommt lebendig und mit guten Nachrichten zurück. Ansonsten könnte alles andere umsonst sein.«

Nikul gab ihm die Hand, der kleine rundliche Mann erwiderte die Geste und sein fester Händedruck besiegelte den Pakt. »Was haltet ihr von Vrinsis Plan?«

»Ich war noch nie in Alabastar. Verhandlungen fanden immer in Davos statt. Die Festung soll allerdings genau so gut gesichert sein, wie der königliche Palast in Davos. Falls das stimmt, könnte diese Schnapsidee tatsächlich etwas taugen.«

»Mir ist mulmig bei dem Gedanken sich ihm voll und ganz anzuvertrauen.«

Kania mischte sich ein: »Erst einmal müssen wir lebendig durch diese Pässe in den Black Mountains gelangen. Das wird nicht leicht. Sobald wir im Vorort von Alabastar sind überlegen wir uns noch einmal, ob es bei dem Plan bleibt. «

»Uns als Sklaven an den Lord von Alabastar zu verkaufen kann verdammt schief gehen. Ich hoffe, uns fällt bis dahin etwas Besseres ein.«

Kania löste sich von der Karte und schaute zu den beiden Männern. »Du hast doch nur Angst, weil Vrinsi meinte, dass der Lord von Alabastar männliche Sklaven zum Spaß haben bevorzugt ...«, ihr wunderschönes teuflisches Grinsen ließ ihn fast über ihre Gehässigkeit hinwegsehen. »...Nicht, dass du es dir bei ihm zu gemütlich machst.«

Lord Bellton intervenierte zu Nikuls Erleichterung, da ihm keine bissige Antwort einfiel. Dafür würde er sie aber noch büßen lassen. »Ihr habt genug Bedenkzeit, um euch etwas Besseres einfallen zu lassen. Die Reise dauert mindestens eine Woche. Ich werde zu Dhagaris beten, dass ihr rechtzeitig ankommt. Außerdem, wenn unser schärfstes Schwert zum Lustspielzeug der Wüstenratten wird, wäre ich sehr enttäuscht.«

Sowohl der kleine Glatzkopf wie auch Kania fingen an herzhaft zu lachen und Nikul gab sich Mühe die Details, die Vrinsi verraten hat, zu verdrängen. »Das wird nicht passieren. Was ist mit diesen Rattenmenschen, die ihr erwähnt habt?«

Lord Bellton wurde wieder ernst und führte Nikul zu den Karten. »Die Muriden sind kein Märchen. Kaum jemand in Varis kennt sie wirklich, da vor Generationen ein Pakt zwischen einem meiner Vorfahren und ihnen entstand. Sie bleiben in den Black Mountains und leben in den Bergen. Wir halten uns von ihnen fern. Da niemand so wahnsinnig ist die Black Mountains zu passieren und lebendig zurückkehrt, gab es seit Ewigkeiten keine Berichte über sie.«

Kania fragte skeptisch: »Ich habe noch nie von ihnen gehört. Wie kann das sein?«

Bellton erwiderte: »Vor vielen Generationen gab es erbitterte Kämpfe zwischen ihnen und den Herrschern von Varis. Als wir sie fast vernichteten, wurde eine Abmachung getroffen, dass sie nie wieder auftauchen. Dafür lassen wir sie in den Mountains in Frieden verrotten. Mein Vater hat dieses Wissen an mich weitergegeben und ich glaube ihm.«

»Also stehen uns nur rachsüchtige Rattenmenschen, frostige Nächte und lückenhaft beschriebene Geheimpfade im Weg. Warum nicht einfach mit Vrinsis Karawane ziehen? Dann können wir den Kerl auch im Auge behalten.«, rekapitulierte Kania und warf erneut einen genaueren Blick auf die uralten, fast verblassten Karten.

Nikul hakte ein und beendete die Diskussion. »Ich habe mit Vrinsi noch eine Absprache getroffen. Er hat mir den Standort seines Archivs verraten. Wir müssen über die Black Mountains. Vrinsis Karawane kein Aufsehen erwecken und mehrere Ziele auf dem Weg nach Alabastar ansteuern. Der Umweg zum Archiv würde uns zu viel Zeit kosten.« Er erinnerte sich an seine Unterredung mit Vrinsi zurück und erschauderte. Die Beschreibung, wie sie in das Archiv gelangten, ließ ihn mit einem flauen Gefühl im Magen zurück. Er hatte aber bis dahin noch ein paar Tage Zeit, um sich den Kopf zu zerbrechen und Kania einzuweihen.

»Eure Pferde sollten mittlerweile bereitstehen und voll ausgestattet sein. Auch die Extrawünsche wurden erfüllt.« Bellton warf einen bedeutsamen Blick zu Kania und beendete die Besprechung. »Wie ihr euch vorstellen könnt, muss ich mich jetzt um meine Angelegenheiten kümmern. Eine Schlacht steht bevor.«

Nikul sah seine Gefährtin fragend an und entschied, dass er gar nicht nachhaken wollte, was das für Extrawünsche waren. Ihr zwinkern war vielsagend genug. Trotz dem gefährlichen Himmelfahrtskommando, das vor ihnen lag, stieg eine Art Vorfreude in ihm auf. Er hatte diese wunderbare Frau bei sich und das war Grund genug, um mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt