《 Kania| 45 》

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 《 Kania| 45 》

Ihre Augen blinzelten mehrfach, bevor Kania langsam aber sicher begann, das Archiv der Vodrug schemenhaft wahrzunehmen. Sie spürte die mystische Wärme von zwei der Schwarzfeuer Fackeln. Der weiche Stoff eines gemütlichen Sofas schmiegte sich um ihren Rücken. Das leise Knistern der Fackeln übertönte zuerst alles, kurz darauf nahm sie dann das fallende Wasser des Springbrunnens wahr und hörte, wie die Seite eines Buches umgeschlagen wurde.

Ihre Augen gewöhnten sich an die schlechten Lichtverhältnisse im Archiv und sie entdeckte Nikul, in ein dickes und von pechschwarzem Leder umhülltes Buch vertieft, auf einem Sofa sitzen. Die anfängliche Unsicherheit, wo sie sich befand und ob eine Gefahr drohte, verblasste. Es war alles kein Traum, sie befanden sich tatsächlich im Archiv der Vodrug und Nikul studierte ihre Schriften.

Kania rekelte sich auf dem Sofa etwas und gab ein genussvolles Schnurren von sich, das Nikuls Aufmerksamkeit erweckte und den Vodrug aufschauen ließ. Die letzten Tage waren eine Tortur. Zuerst die kalten, harten und unbarmherzigen Black Mountains. Dann die brutale Hitze der Sirani Wüste. Und dann dieser verfluchte Sandsturm ... Dieser verfluchte Sturm, der sie fast das Leben gekostet hätte, der ihnen aber auch den Weg zum Archiv ebnete. Kann es einfach Zufall gewesen sein? Wie konnten wir so viel Glück haben. Kania glaubte nicht wirklich an das magische Eingreifen der Götter in das Leben der sterblichen. Warum sollten sie sich auch um Nikul und Kania scheren.

»Habe ich lange geschlafen?«, flüsterte sie mit schläfriger Stimme und schickte ein kurzes Gähnen hinterher, welches von ihr im Keim erstickt wurde.

»Hier ist keine Uhr und man sieht die Tageszeiten nicht aber ... ich habe, nachdem du eingeschlafen bist, noch stundenlang gelesen und mich umgesehen. Dann bin ich selbst schlafen gegangen, und jetzt auch wieder seit Längerem wach. Du hast geschlummert wie ein Stein und geschnarcht wie ein Ochse.«

Mit mittlerweile geschärften und hellwachen Sinnen versuchte Kania auf die Schnelle einen Gegenstand in Griffweite ausfindig zu machen, den sie ihm wahlweise an den Kopf werfen oder schmettern konnte. Bis auf die Fackel mit schwarzem Feier bekam sie nichts Passendes zwischen die Finger und Nikul lebendig mit einer mystischen Flamme zu verbrennen schien ihr doch etwas übertrieben. Sie schenkte ihm ein lächeln und stellte erst jetzt fest, wie übernächtigt und erschöpft er selbst aussah.

»Was liest du? Hast du etwas Interessantes entdeckt?«, der Schlaf entwich langsam ihren Stimmbändern und Kania erhob sich, um gemächlich hinüber zu schlendern.

»Es ist so viel. Wirklich Tausende Bücher. Ich konnte mir kaum einen Überblick verschaffen. Aber ... du meintest, dass Salrin mit dir reden möchte und vielleicht weiß, wie wir Farragan loswerden. Also habe ich versucht, mehr über dieses Styxia zu erfahren.« Ihre Blicke trafen sich und Kania bewunderte für einen Augenblick seine leuchtenden dunkelblauen Augen. Ihr wurde klar, dass Kanias Blutbund zu Farragan ihn mehr belastete, als er zugab, und Nikul nicht locker lassen würde, bis das Problem aus der Welt geschafft war. Sie kam neben ihm an, setzte sich vorsichtig auf die Lehne des Sofas und warf, sich zurücklehnend, einen forschenden Blick über Nikuls Schulter.

»Danke, dass du mir hilfst. Die Angelegenheit kann aber im Zweifel auch noch etwas warten. Wir müssen bald aufbrechen, um uns mit Vrinsi zu treffen und wenn du hier lernen kannst deine Kräfte noch besser zu kontrollieren ...«

»Nein, das ist wichtiger.«, gab er gedankenverloren und in eine Stelle des wahrscheinlich uralten, jedoch erstaunlich gut erhalten gebliebenen Buches, zurück.

Eine Art Erleichterung kam ihn ihr auf, insgeheim wollte sie eigentlich schon schnellstmöglich mit Salrin sprechen und verstehen was, es damit auf sich hatte. Außerdem hätten sie bessere Chancen in Alabastar, wenn Kania ihre Maske und die Verbindung zu Salrin nutzen konnte. Sie beugte sich zur Seite und kam ihm als stillen Dank einen zaghaften Kuss auf den Scheitel. Ihr forschender Blick fiel auf die Stelle im Buch, in die Nikul so vertieft war. Neugierig versuchte Kania mitzulesen, stellte jedoch fest, dass sie die Schrift nicht entziffern konnte. Seltsame Glyphen und Runen einer fremden Sprache zogen sich anmutig und mysteriös über das in perfektem Zustand gehaltene Pergament.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWhere stories live. Discover now