《 35 》

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 《 Kania 35 》

Ihre Augen öffneten sich gemächlich und sie Gewann Orientierung. War alles nur ein Traum? Vrinsis auftauchen, der Abend mit Nikul. Sie spürte seinen Körper und begriff sofort, dass alles real war. Erst jetzt bemerkte sie ein sachtes Klopfen an der Tür, das von ihm gekonnt ignoriert wurde. Seine ruhige Atmung deutete auf einen tiefen und festen Schlaf hin. Kania schlängelte sich vorsichtig aus dem Bett, zog einen blauen Bademantel über ihr schwarzes Nachthemd und öffnete leise die Tür. Das Zimmer war vom Schein der Morgensonne, die durch das offene Fenster fiel, hell erleuchtet. Vor ihr stand Arya in einem grünen Sommerkleid. Die Tür war nur einen Spalt offen, sodass sie kaum ins Zimmer sehen konnte.

»Kania, weißt du, was los ist? Hier stimmt etwas nicht. Es kommen immer mehr Soldaten in die Festung, der ganze Hof ist voll mit Pferdekarren. Alle sind so unruhig.«, sie flüsterte und ihr Unterton schien nervös. »Vielleicht sollten wir Nikul holen und hier verschwinden.«

Kania seufzte, öffnete die Tür einen Spalt weiter, sodass sie Arya zumindest gegenüberstand, und warf einen Blick in den menschenleeren Flur. Sie antwortete:

»Mach dir keine Sorgen. Ich erkläre es dir später, aber alles ist, mehr oder weniger, in Ordnung. Wir treffen uns gleich bei dir. Ich hole ihn.« Offenbar hat Bellton entschieden, mobil zu machen. Dann werden die Würfel bald fallen. »Geh, wir treffen dich und erklären alles.«

Arya stimmte zu und verließ den Flur mit zügigen Schritten. Sie sah ihr noch eine Zeit lang hinterher und wandte sich dann wieder Nikul zu. Er hatte sich mittlerweile aufgesetzt und fing ihren Blick auf. Seine Stimme klang noch verschlafen und bei genauerer Betrachtung erkannte sie Augenringe. »Hast du keinen Schlaf gefunden?«

»Nein. Nicht viel. Meine Gedanken kreisten noch lange um das, was ich gestern in Vrinsis Büchern gelesen habe. Und ... auch um uns. Willst du reden?«

Sie schlenderte gemächlich auf das Bett zu und begutachtete seinen über die Decke ragenden Oberkörper. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Arya hat mir gerade ohne es zu wissen mitgeteilt, dass Lord Bellton seine Männer mobilisiert. Er hat sich entschieden und macht ernst. Hier könnte es bald sehr unschön werden.«

»Ich verstehe, du hast recht. Wir sollten uns Gedanken machen, was mit Arya passiert. Sie kann nicht mitkommen, falls wir ... bleibt es dabei? Gehen wir gemeinsam in die Höhle des Löwen?«

Sie hielt vor dem Bett an, legte ein Knie darauf ab, lehnte sich vor und legte ihre Lippen auf seine. Ihre Augen schlossen sich und sie genoss einen Augenblick lang, dass es nichts anderes um sie herrum gab und Nikul den Kuss leidenschaftlich erwiderte. Er zog sie an sich heran und legte Kania auf seiner Brust ab. Sein Herzschlag ging schnell und rhythmisch, am liebsten hätte sie den ganzen Tag hier verbracht und zugehört.

»Ich befürchte, das werden wir.«, sanft aber entschlossen ergänzte sie: »Die Zeit tickt. Wir müssen los.«

Die beiden fanden Arya am besprochenen Treffpunkt, sie war jedoch nicht allein. Eine Frau mit langen roten Haaren, die glatt wie Seid aussahen, begrüßte sie.

»Ich bin Lillith Tenebris. Nennt mich einfach Lilith.« Ihre grüne Robe und sanfte Stimme verrieten Kania, dass es sich zweifelsfrei um eine Heilerin von Lord Belltons Hof handelte. Bevor Kania fragen konnten, fuhr die mindestens einen Kopf kleinere Frau fort: »Lord Bellton bat mich, Arya kennenzulernen. Er hatte die Idee, ich könnte sie in meine Obhut nehmen.«

»Was?« Arya schien entrüstet und nahm ein paar Schritte Abstand. »Wozu?« Sie sah abwechselnd zu Nikul und Kania. Ihr Blick wurde traurig. »Ich verstehe ... ich bin langsam eine Last. Es tut mir leid, das hätte ich früher merken sollen.«

»Nein, hier ist nichts beschlossen, ich weiß nicht, was er sich dabei denkt!« Nikuls Überraschung sprach aus seinen Worten.

Kania intervenierte. »Denk doch mal nach Nikul. Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht.«, sie wandt sich an Arya. »Du bist keine Last. Im Gegenteil. Die Sache ist ... wir haben gestern einige Dinge erfahren. Es gibt jemanden, der Nikul helfen kann. Wir müssen ihn aus einem gefährlichen Ort befreien und da kannst du nicht mitkommen.«

Lillith nickte und hakte ein. »Es wäre nur übergangsweise. Während wir uns vorhin unterhalten haben Arya, habe ich nicht nur deine Gesundheit auf die Probe gestellt. Ich habe tiefer geblickt und dabei festgestellt, dass du Potenzial für Magie hast. Du könntest eine meiner Schülerinnen werden und lernen, sie zu formen.«

»Magie? Ich?«, Arya schien skeptisch und ging sicherheitsweise an Nikuls Seite.

Er legte schützend einen Arm um ihre Schulter. »Seid ihr euch sicher?«

»Nicht nur das. Ich habe noch mehr gesehen Arya. Du bist die Tochter einer alten Freundin von mir. Dein Potenzial entspringt deinem Erbe. Sie diente früher auch in dieser Festung als Heilerin, bis sie heiratete, ein Kind bekam und sich für ein einfaches Leben entschied.«

Kania behielt die rubinrote Iris der Magierin genauestens im Blick. In ihrer Ausbildung investierte sie viel Zeit, um Lügen zu enttarnen. Es erforderte absolute Perfektion in der Körperkontrolle, um beim Lügen keine verräterischen Anzeichen von sich zu geben. Soweit sie es beurteilte, sprach Lillith die Wahrheit.

Widerwillig bildeten sich Tränen in Aryas Augen. Sie wand sich ab und sprach mit leicht gebrochener Stimme. »Wie kann das sein, sie hat mir nie etwas dazu erzählt. Warum sollte sie das verheimlichen!«

»Sie wollte nicht, dass du in all das hier hineingerätst. Am Ende ist ein Heiler auch ein Soldat. Du solltest ein normales Leben führen. Es liegt bei dir, ob du unterrichtet werden möchtest. Wie auch immer du dich entscheidest, ich würde mich während Nikul und Kania abwesend sind gerne um dich kümmern.«, ihr Tonfall wurde bei den letzten Worten trauriger und leiser. »Ein letzter Gefallen für eine gute Freundin, die zu früh von uns gegangen ist.« Lillith las die Reaktionen der Anwesenden ein letztes Mal bevor sie abschloss: »Es liegt bei euch. Ihr müsst euch aber bald entscheiden.«

Nikul nickte ihr verständnisvoll zu und die Magierin verließ die Gruppe. Beim Vorbeigehen flüsterte sie dem jungen Mädchen noch etwas in ihr Ohr. Nachdem sie allein waren, fing Kania den Gesprächsfaden auf. Arya hatte sich zwischenzeitlich beruhigt und schien das Gesagte zu verdauen.

»Tut mir leid, dass sie dich jetzt so überrumpelt hat Arya. Wir haben gestern Nacht herausgefunden, dass es möglicherweise einen weiteren Vodrug gibt, der gefangen genommen wurde. Er könnte Nikul helfen. Wir wollen ihn befreien.«

Ihr Gefährte nickte zustimmend und ergänzte: »Es ist besser, wenn du keine weiteren Details weißt. Das macht dich nur angreifbar. Was hältst du von ihr? Ich weiß, dass alles sehr kurzfristig ist, aber wir müssten noch heute abreisen und es wäre eine Möglichkeit dich in Sicherheit zu wissen. Vertraust du ihr?«, er sah zu Kania und nahm ihre Zustimmung zur Kenntnis. »Was meinst du? Sonst können wir auch eine andere Lösung finden.«

Das junge Mädchen drehte, wendete sich wieder zu ihnen und wischte eine letzte Träne aus dem Gesicht. Sie klang entschlossen. »Ich will herausfinden, was es mit meiner Mutter und Lillith auf sich hatte. Wenn ich wirklich Potenzial für Magie habe, kann ich vielleicht irgendwann ... nützlicher werden.«

Die drei besprachen noch eine Zeit lang die Details, bis ein Wachmann an der Tür klopfte und ihnen mitteilte, dass Lord Bellton sie im Arbeitszimmer erwartet.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt