《19》

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 《 Nikul | 19 》

Gemeinsam mit Arya, Kania und der weißen Stute machte sich die Gruppe zu Fuß auf den Weg. Ihr Ziel war das kleine Dorf, in dem Aryas Mutter wohnte. Sie müssten nach ihrer Beschreibung jeden Moment ankommen. Kania hatte sich zwischenzeitlich mit Kleidung aus ihrem Ausrüstungsbeutel umgezogen und trug über ihrem burgundfarbenen Unterhemd eine olivgrüne Kapuzenjacke. Die schwarzen Haare waren zum Dutt hochgesteckt und eine sportliche graue Hose bedeckte ihre Beine. Sie saß auf der weißen Stute, um sich zu schonen, und trabte langsam neben den anderen her.

Nikul entschied zwischenzeitlich, dem Pferd, das sein Leben rettete und überraschend zuverlässig war, einen Namen zu geben. Arya warf auf dem Weg ein paar Ideen ein. Schlussendlich blieben sie bei Taylin hängen, was in Fredgar so viel wie weisser Blitz hieß. Nikul gefiel er und Kania stimmte ebenfalls zu. Er und Arya hatten keine Wechselsachen und befanden sich immer noch in ihrer Kleidung vom Tag des Überfalls.

Seit frühem Morgen waren sie auf dem Weg und das Klima war für die extrem wechselhaften Verhältnisse im Walston Forest überraschend angenehm. Nikul hatte sich mittlerweile von der Erschöpfung erholt und seine Gedanken sortiert. Das Gespräch mit Kania lief gut und er nahm sich vor, ihr zu vertrauen, jedoch wachsam zu bleiben. Die junge Vra'Ghul hatte ihr Leben für ihn riskiert und konnte bei dem, was noch auf Nikul zukam, eine zuverlässige Partnerin sein. Außerdem gefiel ihm Kanias Vorschlag, vorerst bei einem ihrer vertrauenswürdigen Kontakte in Varis unterzutauchen und etwas Zeit ins Land gehen zu lassen. Aber erst einmal mussten sie Arya in Sicherheit bringen und Abstand von Muya gewinnen.

Die Sonne gewann langsam an Höhe und Lichtstrahlen durchbrachen die mit nur wenigen Blättern besetzten Kronen der Bäume in dieser Gegend. Nikul spürte das Licht und die Wärme auf seiner Haut. Er fühlte sich irgendwie ... geborgen. Seine Gedanken kreisten, er überlegte, woher das Gefühl kam. Eine Gruppe mit anderen Menschen, die zueinander gehören und füreinander ihr Leben riskieren. So etwas hatte er noch nie erlebt. Im Schloss von Haynes wurde er von anderen größtenteils isoliert. Hatte kaum Freunde. Durfte sich nur in bestimmten Bereichen bewegen. Schon lange bevor sich die Dunkelheit das erste Mal zu erkennen gab. Ob der König und seine Handlanger schon vorher von seinen Gaben wussten? Vielleicht waren seine Eltern, die der König angeblich kannte, ja auch Vodrug gewesen. Aber was ist dann mit ihnen passiert? Sie konnten nicht so alt gewesen sein, dass die große Säuberung vor hundert Jahren ihren Tod herbeiführte. Wodurch starben sie? Oder lebten sie gar noch? Nikul hatte keine Antworten und vorerst dringendere Probleme.

»Wir müssten jeden Moment ankommen, vielleicht könnt ihr mir helfen, meine Mutter zu überzeugen, von hier zu fliehen. Sie ist manchmal etwas stur... aber wir sind uns ja einig, dass es viel zu gefährlich ist. Meinst du wir könnten mit euch nach Varis kommen Kania? Nur eine Zeit lang ...«

»Wenn deine Mutter sich sofort entscheidet mitzukommen? Habt ihr ein Pferd, das wir nutzen können? Ich glaube nicht, dass wir hier lange warten sollten. Es ist ein Wunder, dass Pharos noch keine Legion hierher beordert hat.«

Nikul griff ein »Im Zweifel können wir auch einen Tag warten und im Dorf bleiben. Wenn du vollständig erholt bist, ist der Weg nach Varis sicherer, wer weiß was uns da erwartet.«

Kania runzelte die Stirn, stimmte jedoch schlussendlich zu »Lass uns erst einmal sehen, wie die Lage vor Ort ist und was Aryas Mutter vor hat.«

Das junge Mädchen lächelte zufrieden »Wir finden sicher eine Lösung, da vorne nach der Kreuzung liegt sich unser Dorf in einer Waldlichtung.«

Sie folgten dem platt getretenen Wanderweg ein paar Minuten zur Kreuzung und näherten sich daraufhin der Lichtung, bis Kania die Stute zum Stehen brachte. Mit einem Handzeichen gab die ramponierte junge Frau zu verstehen, dass der Rest sich bedeckt halten soll.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWhere stories live. Discover now