《18》

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 《 Kania | 18 》

Schmerzen. Erschöpfung. Fieber. Traum und Realität waren für Kania in den letzten zwei Tagen verzahnt und schwer zu unterscheiden. Mehrfach wachte sie auf, redete wirres Zeug, fragte nach ihrer Hündin Nina. In ihren Träumen berichtete sie Farragan, dass Nikul verloren ging und von Pharos gefangen genommen wurde. Ihr Meister riss sie vor Wut mühelos zu Boden und fing an, ihre Seele zu verzehren. Der darauf folgende Traum ließ Kania gemeinsam mit Nikul einen Fluss entlanggehen. Der Nächste drehte sich um das Lied der Hydri-Wölfe. Ein Lied, mit dem sie ihre Seelenverwandte gebändigt hat und zum Wolfsblut wurde. Sie hörte es immer wieder. Es fühlte sich an, als würde sie es zum tausendsten Mal hören. Plötzlich verstummte das Lied. Salrin erschien vor Kania als schemenhafter Schatten. Die Dämonin, die in Kanias Vra'Ghul Maske schlummerte, flüsterte ihr mit Nachdruck zu:

Kania konnte die Augen nicht öffnen. Ihre Lider waren so unglaublich schwer. Doch sie fing an die Welt, um sich herum wahrzunehmen. Zu hören. Irgendwie war ihr klar, dass sie sich in der Realität befand. Dass sie wach war. Sie bekam ein Gespräch zwischen Nikul und Arya mit und seufzte innerlich. Keine fünf Minuten unter den Lebenden und schon wird ihre Integrität in Zweifel gezogen. Kania sammelte ihre Gedanken, ganz unrecht hatte er nicht, ihr und den Leuten, die sie entsandt haben, zu misstrauen. Farragan war niemand, der seine wahren Gefühle oder Intentionen mit anderen teilte. Nicht mal mit seinem liebsten Schützling.

Sie versuchte, mit aller Kraft die Augen zu öffnen, und sah nach mehreren Anläufen verschwommen zu Arya und Nikul am Lagerfeuer. Die Gefühle in ihrem Körper kamen immer mehr an und ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass sie seit Tagen auf ungemütlichem Höhlenboden lag. Die junge Vra'Ghul erhob vorsichtig mit einem ächzen ihren Oberkörper und nahm wahr, wie ihr Körper sich wehrte. Sie spürte sofort die Blicke der anderen Höhlenbewohner auf sich. Während Kania an sich herab sah, kam Nikul bereits, wie sie aus dem Augenwinkel sah, auf seine Patientin zu.

»Langsam!« Arya stand auch schon neben ihr und sah sie besorgt an. Zufrieden stellte Kania fest, dass alles an ihr dran war und die Wunde am Bein gar nicht mehr so übel aussah.

»Wem habe ich zu verdanken, noch beide Beine bewegen zu können?« Kania sah unschuldig in die Runde und schüttelte ihre Gliedmaßen leicht, um sie wieder einsatzfähig zu machen.

»Arya hat sich um deine Verletzungen gekümmert. Dank ihr lebst du noch.«

»Ich habe nur Wundsalbe mit Kräutern hergestellt« Arya sah betreten zu Boden. Nikuls Blick auf Kania fokussiert war und drückte etwas Anschuldigendes aus.

»Ich danke euch... euch beiden. Du hast mich auch gerettet, Nikul. Du bist zurückgekommen.«, ihr Blick wurde etwas finsterer, »Tu so was aber nie wieder. Du bist zu wichtig. Wo sind wir?«

»In einer Höhle nicht weit vom Ort des... Geschehens.«

»Seit wann?!«

»Du warst zwei Tage im Koma.«

Sie zuckte zusammen. »Dann müssen wir sofort aufbrechen. Nach Varis.«

»Wir müssen uns erst einmal unterhalten.« Nikul setzte sich vor sie und suchte Augenkontakt »Ohne zu wissen, wer du bist, was dein Auftrag ist und wer dich zu mir geschickt hat, gehen wir nirgendwo hin. Zumindest nicht gemeinsam.«

»Ich habe dir doch erzählt, dass mein Ehemann...«

jedoch. Nikul sah sie eindringlich an. Kania spielte alle denkbaren Szenarien durch und entschied sich, mit offenen Karten zu spielen. Nachdem sie mit etwas Beeren und Wasser versorgt wurde, erzählte sie den beiden ihre Geschichte. Farragan, Meister der Vra'Ghul, schickte sie her, um in Muya auf Nikul aufzupassen und Probleme von ihm fernzuhalten. Kania beteuerte, dass sie selber kaum Details zum Auftrag erhielt und keine Ahnung hatte, wer oder was der Vodrug war. Sie gab zu, Teil der Vra'Ghul zu sein, und war erleichtert, dass Nikul ihre gesamte Ausrüstung retten konnte. Inklusive der unersetzbaren Maske, durch die sie in der Lage war sich mit Salrin zu verbinden.

The Fredgar Chronicles: Rise of the VodrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt