2. Kapitel - Wir hexen nicht!

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Vor mir ragte ein moderner Komplex hoch empor. Eckig geformte Gebäude waren aneinander gereiht und ergaben zusammen die Form eines großen U's. Der Eingang lag vor uns, gesichert durch hohe Zäune, Überwachungskameras und zwei Männer, die in einem kleinen, viereckigen Haus saßen und das Gelände bewachten. Sie öffneten das große Tor, als wir näher an sie herantraten. Jayden hatte sich dafür eingesetzt, dass ich alleine laufen durfte. Trotzdem lief der ungepflegte Mann dicht neben mir, während er seinen Blick nicht von mir nahm.

Während wir das große Tor passierten, nickten sich die Männer zu und tauschten intensive Blicke aus. Die Wächter schienen Jayden mit ihrem Kopfnicken und einem zaghaften Lächeln Anerkennung entgegen zu bringen. Aber wofür? Etwa für mich? Weil er mich hergebracht hatte? Wir folgten einem Weg aus dunklem Gestein, bis wir zu einer breiten Treppe kamen, die etwa hundert Stufen nach oben führen musste. In schnellem Tempo liefen wir sie hinauf, bis wir in eine riesige Empfangshalle kamen. Ich trat auf weißen Mamorboden und wurde im nächsten Augenblick von den hellen Räumlichkeiten geblendet. Der gesamte Raum war mit groß läufigen Fenstern ausgestattet, sodass das Sonnenlicht den weißen Raum erhellte, trotz des eher düsteren Waldes, in dem wir uns befanden. Die Halle war leer. Bis auf Treppen, die in verschiedene Stockwerke führten und einem Sockel, über dem eine Sonne aus Glas schwebte, befand sich hier nichts. Welche Kraft diese Sonne wohl zum Schweben brachte? War es Magie oder einfach nur Technik?

Ich konnte mich nicht länger mit der Beschaffenheit des Sockels auseinandersetzen, denn als ich für einen Augenblick stehen geblieben war, hatte mich Jayden am Ärmel weitergezogen. Ich war zusammen geschreckt und hatte ihm einen Augenblick in die Augen sehen wollen. Aber Jayden's Augen waren leer. Als hätte alles was seine Seele jemals ausgemacht hat, seinen Körper verlassen. Als würde da nur noch seine Hülle vor mir stehen. Während ich nicht aufhören konnte ihn anzustarren, ließ ich mich durch die Halle, weit in das Gebäude hinein, ziehen. Bis wir schließlich an eine Tür mit milchigem Glas kamen. Durch eine Sprechanlage erklang eine hohe, weibliche Stimme.

„Wir bringen Sam Davies", sagte Jayden in die Sprechanlage hinein und schon wenige Sekunden später öffnete sich die Tür. Woher kannte er meinen echten Namen? Ich hatte ihn ihm nie verraten. Vor uns erstreckte sich ein weiterer, kalter, weißer und leerer Raum. In der Mitte stand ein Sofa aus schwarzem Leder. Eine blonde, fein gekleidete Frau stand von diesem Sofa auf und kam mit kleinen Schritten auf uns zu.

„Tretet ein", sprach sie und blieb schließlich etwa zwei Meter von uns entfernt stehen. Gemeinschaftlich gingen wir einige Schritte vor, wobei ich näher an sie herantreten sollte, als die Anderen es taten.

„Was sollen die Handschellen? Nehmt dem armen Kind doch die Handschellen ab", sagte sie besorgt und schüttelte den Kopf. Eilig kam Jayden auf mich zu und befreite mich von dem Metall. Der Druck an meinen Handgelenken ließ nach.

„Trevor, Samuel ihr könnt gehen."

„Selbstverständlich", entgegnete einer der Männer und zusammen gingen sie durch die Glastür. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, verschwand ein kleiner Teil meiner Angst.

„Sam, es freut mich, dass du endlich hier bist. Ich hoffe deine Fahrt war nicht allzu unangenehm?" Ich schwieg. Was sollte ich darauf schon antworten? Natürlich war meine Fahrt mehr als unangenehm gewesen. Aber was tat das überhaupt zur Sache? Sie hatten mich entführt. Wieso war sie dann so freundlich zu mir? Tat so, als würde sie sich um mich sorgen? Die Fahrt war mir egal. Ich wollte lieber wissen wer sie ist, was ich hier machte und vor allem was sie von mir wollten.

„Oh, du scheinst mir die vergangenen Erlebnisse noch nicht verarbeitet zu haben. Vielleicht solltest du dich erst einmal ausruhen", schlug sie vor und kam auf mich zu. Behutsam legte sie ihren Arm um mich und lächelte mir aufmunternd entgegen. Unter ihrer Berührung zuckte ich leicht zusammen. Ich wollte nicht hier sein. Ihre Freundlichkeit kam mir gespielt vor. Ich wollte nicht so tun, als wäre das okay für mich. Aber ich traute mich nicht sie abzuweisen. Innerlich war ich schon wieder kurz davor zu erstarren.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن