34. Kapitel - Wahrheit

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„Sam? Endlich meldest du dich mal!" Die Stimme meiner Mutter klang schon wieder so vorwurfsvoll, dass ich am liebsten aufgelegt hätte. Ja ich weiß, ich hatte mich ewig nicht gemeldet, ich hatte sie ewig ignoriert. Aber jetzt meldete ich mich doch. Warum konnte sie sich nicht einfach darüber freuen? Ich hatte gewusst, dass meine Mutter so reagieren würde. Deshalb hatte ich extra die Nummer meines Vaters gewählt, doch an seiner Stelle war sofort meine Mutter rangegangen.

„Ja, äh sorry, ich hatte viel zu tun."

„Du hattest viel zu tun?! Hast du eine Ahnung was für Sorgen wir uns gemacht haben?" Ich musste mir ein Stöhnen verdrücken.

„Tut mir leid, ich war wirklich im Stress."

„Im Stress ja? Du hattest offensichtlich genug Zeit, um neben deinem Stress deinen Großvater zu besuchen. Warum nimmst du dir keine Zeit mehr für uns?", fragte sie weiterhin vorwurfsvoll und seufzte theatralisch.

„Sorry, ich wusste nicht, dass ihr euch Sorgen gemacht habt", erklärte ich und rollte mit den Augen. Das Gute am Telefonieren war, dass meine Mutter wenigstens nicht sehen konnte, wenn ich einen genervten Gesichtsausdruck machte. Und eigentlich könnte ich jederzeit auflegen, nur wollte ich mir den Stress, der zwangsläufig damit verbunden war, lieber nicht antun. Nachher würden sie noch herkommen, um ihre Erziehungsmaßnahmen durchzusetzen. Am Liebsten hätte ich ihr den wahren Grund für meine Ignoranz genannt. Aber wie sollte man seiner eigenen Mutter erklären, dass sie selbst der Grund war?

„Du wusstest es nicht? Also Sam jetzt hör mir mal zu! Du kannst dir doch wohl denken, dass wir uns Sorgen machen. Wir haben dich jeden Tag mindestens fünf Mal versucht zu erreichen..." Ach echt? So oft war das gewesen? Ups, das hatte ich wohl verdrängt.

„Hättest du wenigstens ein alles ist okay geschrieben, dann wären wir ja beruhigt gewesen, aber sich überhaupt nicht zu melden... das ist so egoistisch. Ich erkenne dich gar nicht wieder. Das hättest du früher nicht gemacht. Diese Schule tut dir nicht gut! Ich habe es von Anfang an gewusst. Das war genau der Grund, warum wir dich von dort ferngehalten haben. Jetzt können wir dich nicht mehr zu uns holen, jetzt musst du an dieser Schule bleiben, bis du deinen Abschluss hast. Hast du eigentlich eine Ahnung in was für eine Scheiße du dich da reingeritten hast? Und..."

„Mom! Es geht mir gut okay? Vielleicht war eure übertriebene Sorge der Grund dafür, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich hatte wirklich viel Stress, aber guten Stress. Es gibt einfach viel zu tun hier für mich und es ist wirklich nicht so schlimm, wie ihr denkt", unterbrach ich meine Mutter abrupt und konzentrierte mich darauf ruhig zu atmen. Irgendwer musste ja ihr hysterisches Gerede stoppen, sonst würde sie sich wahrscheinlich in die Ohnmacht reden.

„Übertrieben Sorge? Sam, du scheinst den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben, du..."

„Ja, ja ich weiß ich bin in großer Gefahr. Mom wirklich, mir geht es gut hier. Ich weiß, ich muss aufpassen. Ich habe mittlerweile auch herausgefunden weswegen ich so vorsichtig sein muss, aber ich habe das im Griff. Mir wird nichts passieren, okay? Ihr müsst euch also keine Sorgen machen", erklärte ich weiter, aber meine Mom war nicht zu beruhigen. Sie bestand auf ihr Recht, dass ich jeden einzelnen Anruf von ihnen annehmen müsse und forderte, dass ich dieser Aufgabe in Zukunft nachkommen würde. Da es ja sowieso keinen Raum für Verhandlungen gab, lenkte ich ein und versprach jeden Abend anzurufen. Eine grausame Vorstellung für mich, aber dieses Versprechen brachte sie schließlich dazu endlich mit ihren Vorwürfen aufzuhören und mir einen Moment lang zuzuhören.

Somit konnte ich endlich auch ihr vom Unterricht erzählen, was ich alles zu tun hatte und was die nächsten Tage anstand. Nur über Jayden verlor ich kein Wort. Er war der Grund dafür, dass ich hier gelandet war, da würden meine Eltern eine Comeback mit ihm ganz bestimmt nicht begrüßen. Nachdem ich mich nach ihrem Wohlbefinden und auch nach meinem Bruder Charlie erkundigt hatte, konnte ich sie endlich abwimmeln.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang