61. Kapitel - Einführung in die Forschung

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Endlich hatte ich den letzten Schultag hinter mir. Ich hatte die letzten Wochen darauf hin gefiebert und obwohl ich mit meinem Zeugnis wirklich zufrieden war und nichts meine Stimmung trüben sollte, hatte meine Freude einen bitteren Beigeschmack. Am Montag war der erste Ferientag und das bedeute, dass Connor und ich an Janines Forschung teilnehmen mussten. Mir war jetzt schon mulmig, wenn ich nur daran dachte.

In den letzten Wochen hatte sich die Lage beim Weißen Orden zugespitzt. Noch am gleichen Tag, an dem Janine und Mrs. Rutherford gestritten hatten, hatte man Mrs. Rutherford gekündigt. Einen Tag später war sie mit all ihren Sachen verschwunden gewesen und eine andere Therapeutin hatte ihren Platz eingenommen. Ich hatte der neuen Therapeutin von Anfang an skeptisch gegenüber gestanden und das nicht nur, weil Mrs. Rutherford von niemanden ersetzt werden konnte, sondern auch, weil die Neue sehr merkwürdige Methoden hatte. Als sie mich direkt bei der ersten Sitzung über meine Meinung zum Weißen und Schwarzen Orden ausgefragt hatte, war mir klar gewesen, dass ich dieser Frau nichts anvertrauen durfte.

Und so kam es dazu, dass ich kurzerhand meinen Therapiebedarf enden ließ. Ich war davon ausgegangen, dass ewige Diskussionen und eine Menge Papierkram auf mich zukommen würden, doch in Wahrheit hatte ich einfach nur zu Janine gehen und ihr erklären müssen, dass ich auf keine Hilfe seitens eines Therapeuten angewiesen war. Da ich zu diesem Zeitpunkt alle Leistungsnachweise hinter mir hatte, war es auch nicht aufgefallen, dass ich wirklich nur schleppend Fortschritte machte. Ich war erstaunt, dass mich Janine nicht zu einer Therapie bei ihrer neuen Therapeutin verpflichtet hatte, aber wahrscheinlich konnte sie sich zusammenreimen, dass ich der Neuen nicht vertrauen würde. Wahrscheinlich hatte sie sogar Jayden wieder auf mich angesetzt, denn dem lief ich nun ungewöhnlich oft über den Weg.

Aber ich hatte mich jedes Mal an Mrs. Rutherfords Empfehlungen gehalten und war ihm mit dem größtmöglichen Abstand begegnet. Selbst, als er versucht hatte mich in ein Gespräch zu verwickeln und dabei wieder seinen üblichen Charme hatte spielen lassen, war ich ihm aus dem Weg gegangen und hatte kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Darauf war ich verdammt stolz. Nur muss ich leider zugeben, dass es nicht weniger weh tat, ihm immer wieder auf den Gängen zu begegnen.

Während ich mich in den vergangenen Wochen besonders auf meine Schulnoten und mich selbst fokussiert hatte, waren meine sozialen Kontakte immer weniger geworden. Michelle und ich hatten uns zuletzt vor etwa drei Wochen gesehen und auch Linn lief ich nur gelegentlich in unserem Zimmer über den Weg. Von Maliee brauchte ich gar nicht erst anfangen, da war immer noch Funkstille. Den Einzigen, den ich regelmäßig sah, war Connor. Ich war immer noch überaus erleichtert, dass auch er im Programm von Janine war und ich war außerdem froh, dass er mich heute zu ihrer Einführung in das Programm begleiten würde. Nur noch die Einführung und dann war endlich Wochenende. Dann hatte ich endlich eine Pause von dem ganzen Schulstress. Ich könnte mich wieder mehr meinen Freunden und meiner Freizeit widmen und ich durfte endlich wieder das Gelände verlassen, was bedeutete, dass ich auch meinen Grandpa besuchen könnte. Das alles stand auf meiner Liste für die nächsten Tage. Heute war aber erst mal Michelle dran. Wir hatten uns bei ihr Zuhause verabredet und ich konnte es kaum erwarten die Mauern des Weißen Ordens endlich wieder zu verlassen.

„Na, aufgeregt?", fragte Connor, als er zu mir stieß und mich zur Begrüßung kurz umarmte.

„Geht, ist ja erst mal nur die Einführung", entgegnete ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mich selbst das nervös machte. Alles was mit Janine zu tun hatte, machte mich mittlerweile nervös.

„Und wie ist dein Zeugnis?", fragte Connor gut gelaunt. Sein breites Grinsen riss mich komplett aus den Gedanken und brachte mich selbst dazu, auch grinsen zu müssen.

„Gut, ich habe alle Kurse bestanden", erklärte ich stolz und erfuhr noch im selben Moment, dass auch Connor dieses Jahr endlich den Kurs von Mrs. Moreau bestanden hatte.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt