7. Kapitel - Die Sache zwischen Jayden und Michelle

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„Wir waren auch mal zusammen", sagte sie geradewegs heraus und verpasste mir damit einen Schlag ins Gesicht. Michelle und Jayden waren zusammen gewesen? Diese Vorstellung versetzte mir einen Stich. Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf, wie sie sich küssten und schlimmer noch, wie er sie genauso liebevoll und fürsorglich behandelte, wie er es bei mir getan hatte. Ich spürte Eifersucht, dabei waren sie gar nicht mehr zusammen und es sah auch nicht so aus, als würden sie je wieder zusammen kommen. Trotzdem war da dieses gemeine Gefühl in mir, dass mich wütend machte. Obwohl ich eigentlich keinen Grund hatte, war ich plötzlich wütend auf Michelle und musste mich zusammenreißen ihr das nicht zu zeigen. Je länger ich über sie und Jayden nachdachte, desto stärker wurde dieses Gefühl. Denn ich hatte eine Vorahnung, die die Sache irgendwie nur noch schlimmer machen würde.

„Tut mir leid, dass ich dir nicht früher davon erzählt habe." Ich wollte antworten und sagen, dass es schon okay wäre. Aber das war es nicht. Es war nicht okay für mich, dass sie mir nie davon erzählt hatte. Sie hatte die ganze Zeit über so getan, als würde sie Jayden nicht mögen und als hätte sie ihn nie gemocht. Sie hatte es sogar abgestritten. Und jetzt hatte ich sogar die Befürchtung sie könnte das Mädchen sein, mit dem es Jayden ein einziges Mal ernst gemeint hatte. Das Mädchen, mit dem er sein erstes Mal gehabt hatte, das Mädchen, das er wirklich gemocht hatte und das er am Ende schlecht behandelt hatte, warum auch immer. Ich hoffte inständig, dass sie nicht dieses Mädchen war, denn ansonsten könnte ich nicht aufhören mich zu fragen was sie hat und was ich nicht habe. Obwohl das eigentlich auf der Hand lag. Ich würde mich noch schlechter fühlen, als so schon. Wenn Michelle dieses Mädchen war, dann würde das bedeuten, dass ich bei Jayden nie eine echte Chance gehabt hatte. Michelle war wunderschön, sie war perfekt. Sie war witzig, sie war cool und sie sah so unglaublich gut aus. Wie hätte ich mich mit jemanden wie ihr jemals messen sollen?

„Sam? Sag doch was", riss mich Michelle aus meinen tiefen Gedanken. Unschlüssig sah ich ihr in die Augen. Sie sah besorgt aus. Sollte ich sie fragen, ob sie dieses besondere Mädchen für ihn gewesen ist? Wollte ich die Antwort überhaupt hören? Andererseits, könnte ich ohne eine Antwort leben? Nein. Also fragte ich leise:

„Warst du das Mädchen, dass so besonders für ihn gewesen ist?" Michelle starrte an mir vorbei, als würde sie mir nicht zuhören. Aber das tat sie, denn sie nickte sachte. In mir zog sich alles zusammen. Ich fühlte mich plötzlich noch wertloser, als ohnehin schon. Neben Michelle war ich das auch. Und plötzlich platzte auch meine letzte Hoffnung, Jayden könnte doch etwas für mich empfunden haben. Mit jemanden wie Michelle, könnte ich doch niemals mithalten. Sie war sich dessen wahrscheinlich nicht bewusst und es war auch nicht ihre Schuld, aber die Wut in mir stieg an. Die Wut, die einzig und allein aus meiner Verletztheit entstanden war.

„Und was ist passiert?", presste ich angespannt hervor.

„Er musste seinen Job machen." Ich sah ihr möglichst ausdruckslos in die Augen, während ich verzweifelt nach einer Ausrede suchte, um vor ihr zu fliehen. Ich wollte weg, bevor ich unfair werden würde und die Kontrolle über meine Gefühle verlieren könnte. Michelle seufzte schwer und setzte dann zu weiteren Erklärungen an:

„Wir haben uns hier kennengelernt, im Unterricht und... ja Eins führte zum Anderen und irgendwann haben wir uns gedated. Eigentlich waren wir glücklich mit einander, aber dann kamen seine Jobs dazwischen. Jayden wurde von Janine angeheuert, um Mädchen wie dich zu uns zu bringen. Da Jayden nun mal die Anordnungen von Janine sehr ernst nimmt, hat er seine Aufträge von Anfang an sehr genau erledigt."

„Er ist dir fremdgegangen?" Michelle nickte. Sie versuchte etwas mit einem leichten Lächeln zu überspielen, aber es gelang ihr nicht besonders gut. Ich war mir nur nicht sicher, was sie vor mir geheim halten wollte. Wurde sie bei den alten Erinnerungen einfach nur nostalgisch oder waren ihre Gefühle für Jayden noch nicht ganz verschwunden? Egal was es war, eigentlich wollte ich mich nicht länger damit auseinandersetzen. Im Nachhinein fühlte ich mich sogar schlecht, ihr so viel von Jayden erzählt zu haben. Wie musste sie sich dabei wohl gefühlt haben und wie hatte sie die ganze Zeit über so tun können, als wäre sie fein damit? Als würde sie das nicht treffen? Denn offensichtlich tat es das doch. Jayden war wohl nicht der Einzige, der gut darin war, Anderen etwas vorzumachen.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now