48. Kapitel - Die Familie Carter

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Auf die Bühne trat eine schlanke, blonde Frau. Mit erhobenen Kopf stolzierte sie selbstbewusst auf die Mitte der Bühne zu. An ihrer Seite lief ein Mann, mittleren Alters und schwarzem Haar. Selbstsicher blieben sie vor dem Mikrofon stehen und ließen ihre Blicke über die Menge schweifen. Sie genossen den Moment der Aufmerksamkeit und schienen sich von der Menge ihrer Zuschauer nicht einschüchtern zu lassen.

„Guten Morgen werte Schülerschaft. Es ehrt uns sehr, dass ihr euch so zahlreich versammelt habt", begann sie und schwieg einen Moment, um die Aufmerksamkeit, die in diesen Moment nur ihr galt, ein weiteres Mal auf sich wirken zu lassen.

„Ich bin Caden Carter und das ist meine Frau Celine Carter", sprach der Mann und zeigte dabei stolz auf seine Frau. Caden, das klang fast wie Jayden... aber darum ging es hier nicht.

„Auf ihre Namen sind sie mächtig stolz", flüsterte mir Connor zu und verdrehte dabei die Augen.

„Was?"

„Na, dass wir alle mit C anfangen, passend zu unserem Nachnamen."

„Achso... stimmt", entgegnete ich. Ohne seine Anmerkung wäre mir das nicht mal aufgefallen.

„Wie jedes Jahr, beginne ich mit der ersten Begegnung unserer Vorfahren", erklärte Mrs. Carter und lächelte ihrem Mann dabei überschwänglich zu.

„Jedes Jahr? Musst du das etwa jedes Jahr über dich ergehen lassen?", flüsterte ich erstaunt.

„Jap und es ist jedes Jahr gleich beschissen." Ich lächelte Connor entschuldigend zu. Man, das musste echt zutiefst deprimierend für ihn sein. Wenn er das wenigstens nur ein Mal über sich ergehen lassen musste okay, aber jedes Jahr? Ich wusste nicht viel über seine Familie und ich kannte auch nur seine Sicht auf die Dinge. Aber schon die ersten Minuten reichten aus, damit ich seine Familie äußerst unsympathisch fand.

Sie standen dort oben auf der Bühne, genossen wie ihnen alle zuhören mussten und schienen nicht den Hauch von Aufregung zu verspüren. Als würde das nicht schon reichen, sahen sie auch noch perfekt aus. Beide hatten sie reine Haut. Keine Pickel, keine verstopfte Pore, nicht mal eine kleine Rötung. Die Haare von Mr. Carter waren perfekt gestylt, die seiner Frau natürlich auch. Kein Haar tanzte aus der Reihe oder stand seltsam ab. Selbst das Make-up von Mrs. Carter musste ein Stylist gemacht haben. Nichts war verschmiert, ihr Eyeliner war auf beiden Seiten identisch, der Lidschatten saß perfekt und auch ihr Lippenstift war keinen Millimeter übermalt. Ihr edles, schwarzes Kleid saß perfekt. Keine Falte, kein Knick war zu sehen. Hinzu kam noch, dass die Carters ausnahmslos ohne Fehler sprachen. Sie verhaspelten sich kein einziges Mal. Sie sprachen jedes Wort perfekt aus. Wie machten diese Leute das nur immer? Wo nahmen die ihre abartige Selbstsicherheit her? Und wie konnte es sein, dass sie dann auch noch so perfekt aussahen? Ich sah mich in der Menge um und suchte nach Personen, die einen ähnlich angewiderten Gesichtsausdruck machten. Aber alle hingen sie gebannt an den Lippen der Carters, als hätten sie noch nie etwas Spannenderes gehört. Ich wünschte ich hätte nur die Hälfte ihrer Selbstsicherheit. Mr. Carter verließ die Bühne und überließ jegliche Aufmerksamkeit seiner Frau.

„Es war das Jahr 1582, in dem sich Darla Lacy und Destin Carter kennenlernten. Bereits die Namen der ersten Carters ließen vermuten, dass sie für Großes bestimmt waren. Während Darla für Liebling steht, ist die tiefgreifende Bedeutung von Destin das Schicksal. Damit war von Anfang an klar, dass Darla durch das Schicksal Destins Liebling sein würde." Alles eine Frage der Interpretation, wenn man mich fragt.

„Das ist meine Lieblingsstelle, pass auf", sagte Connor und lächelte in sich hinein, was mir ganz klar zu verstehen gab, dass diese Aussage vor Sarkasmus nur so triefte.

„Sie lernten sich bei einem Raub kennen. Darla wurde ihre einziges wertvolles Gut gestohlen, die Halskette ihrer Großmutter. Heldenhaft, wie Destin nun mal war, verfolgte er den Dieb und konnte ihr die Halskette zurückbringen. Sie war von seiner Heldentat so begeistert, dass sie ihn um ein Treffen bat. Sie wusste nicht, dass er ein Mann der oberen Schicht war und er wusste nicht, dass er sich unsterblich in sie verlieben würde. Obwohl Darla Lacy eine mittellose Frau aus ärmlichen Verhältnissen war, war die Liebe von Destin Carter stärker, als die damalige Bedeutung von Reichtum. Er lehnte sich gegen seine Familie auf und nahm Darla zu seiner Frau. So wurden sie Mr. und Mrs. Carter. Während Destins Familie in Darla stets ihren Untergang sahen, hatte Destin längst begriffen, dass Darla der Familie, trotz ihrer Mittellosigkeit, großes Vermögen einbringen würde."

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora