18. Kapitel - Das leere Blatt Papier

48 8 1
                                    

Ich sah zu Connor. Okay wie würden wir jetzt anfangen? Würde er mir erst mal einen Crashkurs geben? Oder würde er mir zeigen was er kann? Würde er mir eine Taktik verraten? Würde er... würde er überhaupt mit mir sprechen? Obwohl die Ansage ganz klar war, wir sollten anfangen, saß Connor immer noch lässig da und starrte mittlerweile wieder geistesabwesend vor sich hin. Okay, wenn er kein Gespräch starten wollte, dann musste ich das eben tun:

„Also, wie fangen wir jetzt an?" Connor sah mir kurz in die Augen und seufzte dann.

„Weiß nicht. Hast du überhaupt ne Ahnung was du machen sollst?" Ich schüttelte den Kopf. Nope, ich hatte absolut keine Ahnung.

„Hmm ich auch nicht so richtig", entgegnete er und setzte sich endlich etwas aufrechter, sodass es beinahe so wirkte, als hätte er aufrichtiges Interesse an diesem Gespräch. Connor war wohl wirklich nicht der beste Partner für diese oder überhaupt irgendeine Übung. Wenn er keine Ahnung hatte wie wir das machen mussten, dann war ich ehrlich gesagt ziemlich verloren.

„Hast du überhaupt mal was zum Schweben bekommen?"

„Klar, das Blatt war einfach. Die Tasse dann nicht mehr so. Meistens geht sie kaputt und dann führt mich Mrs. Moreau vor und will, dass ich sie vor der gesamten Klasse wieder ganz mache." Ungläubig sah ich ihn an. Ja, Mrs. Moreau schien streng zu sein und sie erwartete eben, dass man sich bemühte, aber war sie wirklich diese Art von Lehrerin, die einen vor der Klasse vorführte? Für so jemanden hatte ich sie jedenfalls nicht gehalten.

„Klingt nicht so cool."

„Is es auch nicht. Natürlich kriege ich sie nicht wieder ganz."

„Hm, vielleicht schaffst du es ja heute, sie schweben zu lassen, ohne, dass sie kaputt geht", entgegnete ich und hoffte wir würden endlich anfangen.

„Ja vielleicht. Weißt du irgendetwas über die weiße Magie?" Ich dachte kurz nach und erinnerte mich an das Gespräch mit Janine, wo sie mir versucht hatte den Unterschied zwischen der weißen und schwarzen Magie deutlich zu machen.

„Na ja irgendwas von wegen, dass man nur an sich glauben muss und schon kann man es?" Mit meiner Frage hatte ich aus Connor sogar ein lautes Lachen rausbekommen.

„Ja, so ähnlich. Du musst dir ganz genau vorstellen können was du erreichen willst und dabei musst du überzeugt sein, dass es funktioniert und das war's eigentlich." Ich sah ihn schief an.

„Aber mir fehlt da irgendwas. Ich kann dieses Blatt nicht einfach nur anstarren, mir denken das es schwebt, überzeugt sein, dass ich es schweben lassen kann und schon schwebt es. Da fehlt doch was, da fehlt doch die Magie."

„Das Blatt Papier zum Schweben zu bringen ist dir also nicht magisch genug?", fragte Connor und fing schon wieder an lauter zu lachen. Unweigerlich schlich sich auch in mein Gesicht ein Schmunzeln.

„Nein, klar ist das Magie, aber mir fehlt die Magie im Prozess, in dem ich das Blatt zum Schweben bringen soll. Ich meine ich kann es doch nicht einfach nur anstarren. Hast du nicht irgendeinen Tipp?"

„Stell es dir bildlich vor, von mir aus wiederhole das, was passieren soll, in deinem Kopf und irgendwann hast du's raus. Da gibt's keinen Geheimtipp. Das muss jeder für sich selbst herausfinden." Ich seufzte schwer. Das war nicht unbedingt die Antwort, die ich hatte hören wollen. Unsicher sah ich Connor in die braunen Augen.

„Versuch es doch einfach mal. Vielleicht bist du auch ein Naturtalent und das Papier schwebt bis an die Decke."

„Genauuu ich bin wahrscheinlich das Gegenteil von einem Naturtalent", scherzte ich und hatte erwartet, dass Connor auch mit lachen würde. Aber stattdessen sah er mich ernst an und schüttelte den Kopf.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now