30. Kapitel - Gedanken teilen? Nein danke

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Noch bevor der Unterricht begonnen hatte, war ich zu Mr. Bennet gegangen und hatte ihm zeigen wollen, dass ich meine Hausaufgaben fristgerecht erledigt hatte. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber ich konnte die Sache definitiv nicht zu Ende gedacht haben! Denn als ich Mr. Bennet meine Aufzeichnungen von Weitem gezeigt und dieser reflexartig nach dem Papier gegriffen hatte, wurde mir bewusst, dass Mr. Bennet nicht nur sehen wollte, dass ich die Aufgabe erledigt hatte, sondern mein Geschriebenes auch noch ganz genau nachlesen wollte.

„Danke, das werde ich mir nach Unterrichtsschluss genauer ansehen." Mir wurde heiß. Panik stieg in mir auf, die mich dazu trieb, unüberlegt nach dem Papier zu greifen und es wieder an mich ziehen zu wollen. Aber Mr. Bennet war schneller gewesen und musterte mich nun mit verwirrter Miene.

„Sie wollen es lesen? Ich dachte das sind Gedanken, die ich für mich behalten kann. Ich will nicht, dass Sie das lesen", entgegnete ich aufgebracht und trat einen Schritt näher an ihn heran. Was auch immer ich damit hatte bezwecken wollen. Es war aussichtslos. Mr. Bennet war einen ganzen Kopf größer als ich und hielt das Blatt so weit in die Höhe, dass ich nicht mal dran käme, wenn ich in die Luft springen würde.

„Ist schon gut Sam, deine Gedanken sind bei mir sicher. Ich muss das lesen, ich muss wissen wo deine Blockaden sind und mir Möglichkeiten überlegen, wie wir sie auflösen können." Entsetzt sah ich ihn an.

„Aber das sind meine Gedanken und ich habe alles aufgeschrieben, das mir in den Kopf gekommen ist. Ohne es zu filtern, da stehen Dinge drin, die Sie erstens nichts angehen und die mir zweitens viel zu persönlich sind. Geben Sie es mir zurück!", forderte ich, aber Mr. Bennet wollte nicht einlenken. Er behauptete, dass ungefilterte Gedanken das waren, womit er am besten arbeiten konnte. Es hätte mich ja nicht mal so sehr gestört, wenn Mr. Bennet erfahren würde, dass ich immer noch für Jayden schwärmte. Das konnte er sich wahrscheinlich sogar denken. Aber auf diesen Blättern stand, dass ich befürchtete der schwarzen Magie anzugehören und wenn er das lesen würde, wäre ich so was von am Arsch.

„Ich schreibe auch was Neues. Aber bitte bitte geben Sie es mir zurück."

„Sam du musst dich nicht für deine Gedanken schämen. Gedanken passieren einfach. Sie spiegeln unser Unterbewusstes wieder und das ist genau das, was wir brauchen um vorwärts zu kommen. Was auch immer darin stehen mag, ich gehe damit vertraulich um."

„Nein, Sie verstehen nicht. Darin stehen Dinge, die Sie nicht lesen dürfen. Wirklich, ich bitte Sie inständig mir die Zettel zurückzugeben. Sie bekommen morgen etwas Neues!", bettelte ich, aber Mr. Bennet war nicht weich zu bekommen. Er sah mich nur entschuldigend an und schüttelte den Kopf, während er mir wieder und wieder zu erklären versuchte, dass ich mich für Nichts schämen müsse, was dort drin stehe. Ich schämte mich ja auch überhaupt nicht. Ich hatte einfach nur panische Angst, dass die falschen Leute erfahren würden, dass ich mit dem Schwarzen Orden liebäugelte. Wie hatte ich auch nur so dumm sein können? Hatte ich ernsthaft geglaubt, dass ich Mr. Bennet die Zettel nur von Weitem zeigen müsste und schon wäre die Sache abgehakt? Ich könnte ja nicht einmal Passagen aus den Texten vorlesen. Denn es ging ja entweder nur um den Schwarzen Orden oder um Connor oder Jayden und nichts davon wollte ich vorlesen.

Ich versuchte es unerbittlich, gab aber auf, als Mr. Bennet die Zettel in seine Tasche gepackt und mir mit ernstem Tonfall gesagt hatte, dass es da nichts zu verhandeln gäbe. In meinem Hals bildete sich ein fetter Kloß. Ich konnte vor meinem inneren Auge sehen, wie mich schon bald alle wie eine Aussätzige behandeln würde. Wie mein Leben von nun an nur noch Berg ab gehen würde. Ich konnte mir sogar Janine's enttäuschten Gesichtsausdruck vorstellen, wenn sie erfuhr, dass ich für die schwarze Magie bestimmt war. Das war eine Katastrophe! Mir war so heiß, dass ich das Gefühl hatte auf meiner glühenden Haut könnte man Spiegeleier braten. Ich wollte mich setzten, aber ich war wie versteinert. Hatte ich wenigstens eine klitzekleine Chance irgendwie an die Zettel ranzukommen? Ich müsste Mr. Bennet ablenken und mir die Zettel wiederholen. Dann würde er zwar wissen, dass ich dahinter steckte, aber er könnte keinen Satz mehr von diesen Zetteln lesen. Und das war es definitiv wert.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now