52. Kapitel - Böse Magie

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Es war Donnerstag. Ich saß im Meditationsunterricht und stellte ein weiteres Mal fest, dass ich keine Ahnung hatte, was ich hier eigentlich machte. Etwa 60 Minuten hatte ich bereits hinter mir, jetzt musste ich nur noch die restlichen 30 Minuten überstehen. Wie jede Stunde, waren wir auch heute mit Atemübungen gestartet, um den Geist zu reinigen und die Gedanken zu sortieren. Und wie jedes Mal, war ich überwiegend damit beschäftigt gewesen, mich zu fragen wie zur Hölle man an nichts denken sollte. Weiterhin war das unvorstellbar für mich. Ich freute mich schon, wenn ich es für etwa 20 Sekunden schaffte, nur die Worte „Einatmen" und „Ausatmen" in meinem Kopf durchzugehen, ohne dass dabei neue Gedanken hinzukamen. Das allein war schon verdammt schwer und trotzdem war ich noch nicht ansatzweise am Ziel. Denn, wenn ich das dachte und mir dabei immer wieder sagen musste, denk an nichts Anderes, dachte ich ja eigentlich an viel zu viel. Was ich aber feststellte war, dass ich durch diese Übung wenigstens ein paar Augenblicke lang Ruhe vor meinen kreisenden Gedanken hatte und mich häufig danach etwas entspannter fühlte.

Anschließend sollten wir wieder unsere Gedanken aufzuschreiben und uns Aufgaben und Vorsätze daraus abzuleiten. Eigentlich war das eine tolle Aufgabe, denn es zeigte mir, was ich verdrängte, was mich wirklich beschäftigte und was mich manchmal auch überforderte, aber in Gegenwart von Mr. Bennet konnte ich einfach nicht ehrlich sein. Ich hatte immer wieder die Befürchtung er würde mir meinen Zettel wegnehmen und behaupten, er dürfe sich meine tiefsten Gedanken durchlesen. Das war auch der Grund warum mir seine Stunden die meiste Zeit über nicht viel brachten. Ich war immer etwas angespannt und ich konzentrierte mich zu sehr darauf, welche Gedanken ich zulassen durfte und das war ja nicht der Sinn dieser Übung. Anschließend hatten wir wieder einmal unsere Texte vorlesen und anschließend interpretieren müssen. Ich verstand den Hintergrund dieser Aufgabe. Manchmal konnten Andere von außen besser erkennen was das eigentliche Problem war und besser Lösungen finden. Aber ich blieb bei der Meinung meine Gedanken lieber für mich selbst zu behalten. Lieber hätte ich das mit Linn oder Michelle gemacht, von mir aus auch noch mit Connor. Aber doch nicht mit so vielen fremden Schülern. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich die Einzige war, die so dachte.

Ich war erleichtert, als die Stunde endlich vorbei war und ich ein weiteres Mal davon gekommen war, ohne meine Gedanken teilen zu müssen. Alle waren schon in Aufbruchstimmung, da meldete sich Mr. Bennet noch mal zu Wort und gab einen Ausblick auf die nächsten Unterrichtseinheiten:

„Ab Morgen beginnen wir mit dem Thema Manifestation. Ich möchte, dass ihr euch und eure Umgebung beobachtet und aufschreibt was ihr wahrnehmt. Ungewöhnliche Ereignisse, Dinge die euch seltsam vorkommen. Falls ihr das noch in keinen Zusammenhang mit eurer Magie bringen könnt, habt ihr Morgen die Chance das zu besprechen. Gibt es noch Fragen?" Da sich niemand meldete, gab Mr. Bennet die Tür frei und schon stürmten die ersten Schüler aus dem Raum. Eigentlich hatte ich Fragen zu dieser Aufgabe, aber ich stellte sie nicht, denn ich war mir sicher, dass mir Connor gleich auf die Sprünge helfen würde. Connor und ich packten unsere Sachen zusammen und verschwanden dann nach draußen auf den Schulhof. Mittlerweile war der Frühling bei uns angekommen. Die Sonne schien und es war sogar so warm, dass man windgeschützt fast im T-Shirt draußen sitzen konnte. Wir setzten uns auf eine freie Bank und genossen die Sonne. Ich packte mein Tomaten-Mozzarella Brötchen aus, das ich mir heute Morgen in der Mensa geholt hatte und begann es zu essen. Anschließend fragte ich Connor was es mit Mr. Bennet's Aufgabe auf sich hatte.

„Wenn ich mich nicht irre, dann haben wir das Thema nachher bei Mrs. Moreau auch noch mal. Aber eigentlich geht es darum aufmerksam auf seine Umgebung zu achten und die Zeichen der eigenen Magie wahrzunehmen." Leicht verwirrt sah ich Connor mit kleinen Augen an.

„Die Zeichen meiner Magie? Wie meinst du das?", fragte ich und biss von meinem Brötchen ab.

„Hattest du nie Ereignisse, bei denen du dir dachtest krass gestern habe ich erst darüber nachgedacht? Oder gestern erst hab ich mit jemanden darüber gesprochen?"

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now