22. Kapitel - Schulkram

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Linn musste mein Unbehagen mitbekommen haben. Sie hatte aufgehört ratlos zwischen Connor und mir hin und her zu blicken und hatte sich mit den Worten „Ich habe meine Tasche vergessen", wieder in unser Zimmer zurückgezogen. Connor wartete hingegen ungeduldig auf eine Antwort.

„Das ist eine coole Idee... nur ich denke heute lieber nicht", sagte ich langsam und versuchte mir angestrengt etwas einfallen zu lassen, weshalb ich heute mein Zimmer lieber nicht mehr verlassen sollte.

„Hm okay."

„Das ist echt nicht böse gemeint, ich denke nur für den Meditationskram sollte ich lieber für mich sein und vielleicht hast du ja recht und ich sollte es doch lieber langsamer angehen lassen. Ich bin eigentlich auch hundemüde und..."

„Schon gut, du musst dich nicht rechtfertigen. Das war ja nur ein Gedanke", entgegnete er und verabschiedete sich mit einem zaghaften Lächeln von mir. Erleichtert schloss ich die Tür hinter mir und fuhr mir anschließend mit den Händen übers Gesicht. Connor hatte mich so verlegen gemacht, dass ich es nicht ausgehalten hätte jetzt einen Crashkurs von ihm zu bekommen. Ich hätte mich ja eh nicht konzentrieren können. Außerdem hätten wir uns wahrscheinlich nur verquatscht und am Ende hätte mir seine Nachhilfe kaum etwas gebracht. Seufzend warf ich meine Tasche auf den Boden und ließ mich auf mein Bett nieder. Ich war wirklich erledigt vom Tag und am liebsten hätte ich mich einfach in mein Bett gelegt und die Augen geschlossen.

„Sam! Hast du etwa ein Auge auf Connor Carter geworfen?", fragte Linn überrascht und sah mich mit aufgerissenen Augen glücklich an. Energisch schüttelte ich den Kopf.

„Quatsch, wie kommst du drauf?"

„Du bist knallrot geworden."

„Ja, weil du die Tür aufgerissen hast und ich hingefallen bin", verteidigte ich mich. Linn schmunzelte.

„Ich bin mir sicher, dass du auch schon vorher rot warst. Was habt ihr gemacht, bevor ich euch gestört habe?", fragte sie neugierig.

„Also erst mal hast du nicht gestört ja? Wir wollten uns eh gerade verabschieden und zweitens war ich ganz sicher nicht wegen Connor rot okay?"

„Wenn du meinst."

„Ja meine ich! Ich war höchstens etwas verlegen, weil mir Connor für einen Moment etwas zu nah gekommen ist."

„Zu nah? Was meinst du damit?", fragte sie. Also schilderte ich ihr die Situation. Ähnlich wie Michelle reagierte Linn ungläubig auf meine Erzählungen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass sie Connor ebenfalls für einen einsamen Wolf hielt, der nichts von sozialen Kontakten hielt.

„... na ja jedenfalls wollte er mir einen Crashkurs zum aktuellen Schulstoff geben."

„Warum hast du abgelehnt?" Verdutzt sah ich sie an. Sie hatte ihre Frage so gestellt, als sei es selbstverständlich, dass ich sein Angebot hätte annehmen müssen.

„Ähm, weil ich lieber für mich alleine lerne? Und auch so, wahrscheinlich hätte mir Connor sowieso kaum helfen können... bei seinen Noten?"

„Ich glaube Connor hat mehr drauf, als wir alle denken, ihm fehlt nur etwas Selbstglaube."

„Selbstglaube? Wie meinst du das?", fragte ich überrascht. Genau diesen Eindruck hatte ich von ihm ja eigentlich auch.

„Na wenn er mehr an sich glauben würde, könnte er wohl auch mehr. Aber das ist auch nur so ein Gefühl, ich kenne ihn nur flüchtig. Am besten machst du dir dein eigenes Bild." Nachdenklich nickte ich.

„Ich muss jetzt los, ich treffe mich noch mit meiner Gruppe. Viel Spaß dir", sagte sie glücklich und verschwand mit ihrer Tasche und einer Jacke aus dem Zimmer. Viel Spaß? Wobei denn Bitteschön? Beim Lernen? Und mit welcher Gruppe wollte sie sich treffen? Leider war Linn viel zu schnell verschwunden, als dass ich sie das hätte fragen können.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt