50. Kapitel - Ich enterbe dich!

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„Fuck ich bin so beschissen peinlich!", schrie Connor, während er eilig über den Schuldhof stürmte.

„Du bist doch nicht peinlich. Deine Familie peinlich. Besonders dein Bruder, ich verstehe nicht wie er dich so bloßstellen konnte", antwortete ich und musste leicht anfangen zu joggen, um mit Connors schnellem Tempo mithalten zu können.

„Mein Bruder hätte mich nicht blamieren können, wenn ich was drauf hätte okay?!", antwortete Connor gereizt und blieb einen Augenblick stehen.

„Ich kann es nicht, ich bin zu dumm dafür. Ich... ich bin die Enttäuschung der Familie. Ich bin einfach zu dumm, das ist es!", fuhr er fort und starrte einen Moment lang geistesabwesend an mir vorbei, als hätte er soeben begriffen, dass er zu dumm zum Magie wirken war. Was natürlich völlig schwachsinnig war.

„Du bist doch nicht zu dumm. Du bist..."

„...vielleicht einfach falsch hier", flüsterte ich und sah mich um. Ich wollte meine Hände beruhigend auf seine Schultern legen und ihm gut zureden, doch Connor stieß mich von sich und stürmte wütend weiter. Ich blieb einen Augenblick lang stehen und überlegte, ob ich ihm nachgehen sollte. Vielleicht wollte er mit diesen Gefühlen alleine sein. Als ich dann aber sah, wie seine Mutter, sein Vater und Calvin ebenfalls aus dem Gebäude gestürmt kamen und auf ihn zusteuerten, holte ich Connor wieder ein.

„Sam, du hast keine Ahnung von all dem okay? Du verstehst das nicht! Ich bin einfach zu dumm, ich hab's nicht drauf, ich bin es nicht wert ein Teil dieser Familie zu sein."

„Das kannst du nicht wirklich von dir denken. Ja, ich habe vielleicht keine Ahnung von dir oder deiner Situation, aber ich weiß ganz genau, dass du..."

„Was fällt dir ein uns so zu blamieren?", unterbrach mich eine aufgebrachte, tiefe Stimme. Connor wurde von seinem Vater an der Schulter nach hinten gezogen. Mit ihm blieb ich stehen und studierte den Gesichtsausdruck von Mr. Carter ganz genau. Er sah sehr verärgert aus und obwohl ich mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte, spürte ich, wie ich selbst unruhig wurde. Mr. Carter hatte tiefe Stirnfalten, seine Augen waren klein geworden. Bestimmend hatte er sich vor Connor aufgebaut und sah auf ihn herab, als wäre Connor wertlos.

„Weißt du was du unserer Familie damit antust? Deiner Mutter?", fuhr Mr. Carter streng fort und deutete auf Mrs. Carter, die aufgelöst neben ihm stand und tatsächlich so etwas wie Tränen in den Augen zu haben schien. Mein Fokus legte sich auf sie. Sie stand etwa einen halben Zentimeter hinter ihrem Mann und schien nur als Verstärkung mitgekommen zu sein. Sie sah Connor mit dem gleichen, verachtenden Blick an, während sie Calvin aufbauend an der Schulter streichelte. Am liebsten hätte ich mich eingeschaltet und gefragt, ob das ihr Ernst war. Aber der finstere Blick von Mr. Carter machte mir Angst. Sie nahmen Calvin in Schutz? Sie gaben Connor die Schuld? Für was? Dass er nervös gewesen war? Dass er nicht so ein großer Magier, wie sein Bruder war? Das hatten sie vorher auch schon gewusst. Sie hätten ihn aus der Show raushalten müssen. Für was wollten sie ihm einen Vorwurf machen? Mit welcher Begründung?

„Ich... ich...", setzte Connor zu einer Rechtfertigung an, doch er brachte keinen geraden Satz heraus. Ich hatte Connor nie für außerordentlich selbstbewusst gehalten, ich war aber auch nie davon ausgegangen, dass er sich von seiner Familie so unterdrücken ließ. Für jeden sollte es doch offensichtlich sein, dass Connor der Einzige war, der an all dem keine Schuld hatte.

„Du hast wieder nicht nachgedacht. Du warst wieder ein Mal zu faul, um deinen Text auswendig zu lernen. Wir haben wirklich nicht viel von dir verlangt und du enttäuschst uns trotzdem."

„Aber ich... ich konnte nichts dafür." Endlich hatte sich Connor wenigstens soweit gesammelt, dass er sich ansatzweise verteidigen konnte.

„Es war Calvin, er..."

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt