69. Kapitel - Die Flucht

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Nervös ging ich auf und ab. Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir starten wollten. Ich hatte bereits alle meine Sachen gepackt und war längst startbereit. Immer wieder ging ich durch, ob ich auch wirklich alle Dinge beisammen hatte. Doch so viel war es gar nicht, ich hatte alles in eine Sporttasche gepresst, die mir Linn geliehen hatte. Das Meiste lag immer noch bei meinem Grandpa. Ganz wichtig war mir das Tagebuch meiner Grandma gewesen. Ich hatte an die drei Mal geprüft, ob ich es auch wirklich eingepackt hatte. Den Schutzzauber von Linn trug ich immer noch bei mir und damit hatte ich eigentlich alles was ich brauchte.

„Sam, setzt dich doch mal hin, du machst mich ganz nervös", sagte Linn und kam zu mir. Sie griff nach meiner Hand und zog mich mit auf mein Bett.

„Das wird schon alles klappen", sagte sie und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich nickte und seufzte schwer.

„Bestimmt, aber ich habe trotzdem Angst. Was, wenn ich doch nicht zum Schwarzen Orden passe?", fragte ich nervös.

„Warum solltest du dort nicht reinpassen?"

„Ich weiß nicht, vielleicht irrt sich das Mal oder es ist dort anders, als ich es mir vorstelle. Vielleicht ist es dort noch schlimmer, als hier." Linn schüttelte den Kopf und streichelte mir durch die Haare.

„Das Mal irrt sich nicht, es hat sich entschieden. Du bist der schwarzen Magie fähig und ich bin mir sicher, dass es dir dort gut gehen wird. Du hast Connor an deiner Seite und vergiss nicht, so wie Janine den Schwarzen Orden beschreibt, ist er ganz und gar nicht."

„Hm, wahrscheinlich hast du Recht", entgegnete ich und versank einige Minuten in eigenen Gedanken. Ich verfing mich längst wieder in meiner Gedankenspirale. Ich malte mir die schlimmsten Ereignisse aus. Ich ging alle Möglichkeiten durch, bis mich meine Angst überrollte und mein Herz viel zu schnell zu rasen anfing, ohne dass unsere Flucht auch nur angefangen hatte. Ich schüttelte mich und blickte zu Linn. Irgendwie musste ich mich ablenken.

„Sag mal, kann es sein, dass du Connor magst?", fragte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen und bekam daraufhin eine sehr verwirrte Antwort von Linn:

„Was?... Wie kommst... du darauf?" Ich musste schmunzeln, als Linn rot wurde.

„Ich weiß nicht, ist so ein Gefühl." Linn runzelte die Stirn und sah mich ernst an. Dann nahm sie die Hand aus meinen Haaren und schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist nett, aber ich habe mich nicht verliebt in ihn, falls du das meinst."

„Okay, wenn du das sagst."

„Wirklich!", beteuerte Linn und schubste mich leicht zur Seite.

„Okay, okay", entgegnete ich und hob verteidigend die Arme in die Luft.

„Ich wollte ja nur mal fragen, weil du in letzter Zeit immer so süß lächelst, wenn er mit im Raum ist und deine Stimme wird immer ein bisschen höher. Außerdem wirst du manchmal rot im Gesicht... genauso wie jetzt." Ich konnte nicht anders, als lauthals loszulachen, als Linn beschämt zu Boden sah.

„Überhaupt nicht", versuchte sie abzustreiten und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann schlich sich aber auch in ihr Gesicht ein kleines Lächeln und gab mir den letzten Hinweis, den ich brauchte, um mir sicher zu sein, dass sie sich doch etwas in Connor verguckt hatte. Irgendwie fand ich es süß. Ich hatte Linn noch nie verliebt erlebt oder überhaupt auch nur von einem Typen schwärmen hören. Ich hatte zwar nie in Betracht gezogen, dass sich Linn und Connor näher kommen könnten, aber jetzt wo ich mehr darüber nachdachte, konnte ich mir die Beiden doch ganz gut miteinander vorstellen. Nur müssten sie eine wirklich komplizierte Beziehung führen, wenn Connor jetzt zum Schwarzen Orden wechselte. Aber so eine geheime Romanze hatte bestimmt auch ihren Reiz. Ich musste an Connor denken und ich stellte fest, dass ich keinerlei romantische Gefühle für ihn hegte. Ich hatte mich das immer wieder gefragt, denn wir verstanden uns gut und ich hatte ihn auch wirklich gern. Aber so richtig romantische Gefühle kamen da einfach nicht auf. Das war gut, das war schließlich das, was ich gewollt hatte oder? Andererseits war das Gefühl der Verliebtheit schon echt beneidenswert...

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now