10. Kapitel - Jano

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Die nächsten Tage verbrachte ich mit der Aufgabe mich beschäftigt zu halten. Täglich fuhr ich zu meinem Grandpa und blieb dort so lange, wie es mir die Ausgangszeiten ermöglichten. Ich half ihm im Garten, im Haus, wir kochten zusammen und wir bemühten uns darum, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Er bemühte sich besonders darum. Wider erwartend stellten wir uns damit ziemlich gut an. Es ging sogar so weit, dass ich mich in seiner Gegenwart so wohl fühlte, dass ich bereit gewesen wäre, ihm mehr von Jayden zu erzählen und was seine Spielchen mit mir gemacht hatten. Schließlich ließ ich es jedoch bleiben, weil ich mir vorgenommen hatte mich, so gut es ging, von den vergangenen Ereignissen abzulenken. Im Garten meines Grandpa's gelang es mir erstaunlich gut. Er hatte viele Aufgaben für mich und ich war dankbar dafür. Schlimm wurde es erst, wenn ich auf das Gelände des weißen Ordens zurückkehren musste. Ich hatte eine wirklich großes Problem mit dem Alleinsein entwickelt. Man könnte sagen, ich hielt mich zwanghaft davon ab, mit mir alleine sein müssen. Die meisten Abende tat ich mich mit Linn zusammen. Es kam aber auch vor, dass sie keine Zeit hatte und da ich alles tat, um bloß nicht mit mir alleine sein zu müssen, versuchte ich sogar neue Kontakte zu knüpfen. Ich stellte mich dabei anscheinend nicht besonders gut an, denn aus den flüchtigen Gesprächen mit Unbekannten, war kein einziges Mal auch nur eine Bekanntschaft entstanden.

Daraufhin sortierte ich die Sachen in meinem Zimmer zum zehnten Mal und ich bot verschiedenen Leuten meine Hilfe, bei den noch so kleinsten Dingen, an. Am Ende gab es aber immer wieder Stunden, in denen ich mit mir alleine sein musste. In dieser Zeit versuchte ich mich zunächst mit Zeichnen abzulenken. Das erzielte jedoch nicht die Erfolgschancen, die ich mir davon versprochen hatte. Ich neigte dazu meine Zeichnungen meinem Gefühlsstand anzupassen und so sahen einige Malereien sehr düster aus, die mich wiederum an meine miserable Lage erinnerten.

Gelegentlich lenkten mich die kurzen Gespräche mit meinen Eltern ab. Sie gingen zwar nie über den Smalltalk hinaus, aber für den Moment brachten sie mich auf andere Gedanken. Meine Mutter war unterschwellig immer noch wütend auf mich. In unseren Gesprächen versuchte ich das zu ignorieren, aber je länger wir telefonierten, desto schwerer fiel es mir und führte dazu, dass ich mir Ausreden einfallen ließ, warum ich schon nach fünf Minuten wieder auflegen musste. Mit meinem Dad hielt ich es etwas länger aus. Ich glaube er direkt machte mir gar keine Vorwürfe, er hatte einfach nur die Meinung meiner Mutter übernommen, so wie immer.

Jetzt könnte man denken meine Langeweile hätte mich dazu gebracht mich mit Michelle oder Maliee auseinanderzusetzen. Aber Fehlanzeige. Von denen hielt ich mich weiterhin fern. Manchmal war ich Michelle auf den Gängen begegnet, aber ich hatte mich nie in ein Gespräch verwickeln lassen und ihre Nachrichten ignorierte ich immer noch. Wenn ich sie sah, dann tat es mir manchmal weh. Ich wollte sie nicht so ignorant behandeln, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Ich konnte mich ihr nicht gegenüberstellen und so tun, als wäre das okay für mich. Ich weiß sie waren zusammen gewesen, da hatte ich Jayden nicht einmal gekannt, aber sie war nun mal das Mädchen, das er ernsthaft geliebt hatte und das rief in mir solche Eifersuchtsgefühle hervor, dass ich Sorge hatte, sie irgendwann nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen. Was Michelle anging musste ich bald eine Entscheidung treffen. Es könnte nicht ewig so weitergehen. Ich wollte zumindest noch einmal ehrlich mit ihr reden und ihr erklären, warum ich ihr aus dem Weg ging, aber bisher war einfach nicht der richtige Moment dafür gekommen. Falls es den überhaupt gab.

Bei Maliee hingegen war die Blockade schuld. Auch, wenn ich immer öfter über sie nachdenken musste und anfing mich zu wundern, warum sie sich nicht melden wollte, schaffte ich es einfach nicht ihre Nummer zu wählen. Diese Freundschaft war also vorerst auch auf Eis gelegt.

Da es mit dem Malen nicht funktioniert hatte, versuchte ich es mit Selfcare. Das ging aber total in die Hose. Selfecare bedeutete nämlich extrem viel Zeit mit sich selbst zu verbringen, ohne dabei etwas zu haben das einen von den runterziehenden Gedanken ablenkte.

Zufälle gibt es nicht! (2. Teil)Where stories live. Discover now