Kapitel 17

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Sam

Mein Vater kommt wieder betrunken durch die Tür und meine Mutter fordert mich auf in mein Zimmer zu gehen. Wieder schlägt er meine Mutter.
Dieses Mal gehe ich aber nicht hoch, gehe mich nicht im Bett verstecken. Ich bin groß geworden, kann meine Mutter endlich beschützen!

„Papa! Hör auf meine Mutter zu schlagen!" schreie ich, plötzlich hält mein Vater in seiner Bewegung inne und schaut mich mit ekel in den Augen an.

Langsam bewegt er sich in meine Richtung, was mich kleine Schritte nach hinten machen lässt...

Meine Mutter versucht ihn von seinem Tun abzuhalten, jedoch ist er nicht aufzuhalten.
Ich höre nur noch wie meine Mutter mir zuruft, dass ich laufen soll und renne sofort die Treppen hoch zu meinem Zimmer.

Dicht hinter mir höre ich die schnellen Schritte meines Vaters. Ich habe kein Schlüssel für meine Zimmertür und kann nicht abschließen. Er stürmt voller Wut in mein Zimmer und zieht dabei sein Gürtel aus.

„Papa?!"

Mit Wucht trifft mich der erste Schlag mit seinem Gürtel...

Schmerzerfüllt stöhne ich auf und versuche mich gegen die Bettkante zu drücken, aber es hält ihn nicht davon ab, weitere Schläge auf meinem Körper zu lassen.

Als sein Gürtel nicht ausreicht, folgen mehrere Schläge mit seiner Faust gegen mein Gesicht. Mein Gesicht ist blutdurchströmt und ich fühle nichts als schmerz...


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Aus der Puste wache ich aus meinem Albtraum auf, ich spüre Nässe an meinem Gesicht.

Ich habe geweint!

Da bin ich einmal eingeschlafen ohne meine Medikamente einzunehmen und bin wieder mitten im Geschehen von vor dreizehn Jahren.

Was war denn meine Schuld gewesen?

Meine Mutter beschützen zu wollen?

Sie nicht weiter unglücklich sehen zu wollen?

Was war meine scheiß Schuld?!


Ich schaue zur Uhr, es ist zwei Uhr Nachts.

Weiter schlafen kann ich gerade noch nicht, daher gehe ich ins Badezimmer und inspiziere meine Narben...

Ich war noch so jung, als ich all das erlebte...

Hatte es ein elf jähriger Junge wirklich verdient so viel Schmerz zu erleben?

„HATTE ICH DAS VERDIENT?!" meine geballte Faust trifft voller Härte gegen den Spiegel.

„WAS MUSS ICH GEMACHT HABEN, UM ZU VERDIENEN VERGEWALTIGT ZU WERDEN?!"

Wieder und wieder boxe ich gegen mein Spiegelbild, bis es in die kleinsten Teile zerfällt.

„WELCHER MENSCH VERDIENT ES VOM EIGENEN VATER VERGEWALTIGT ZU WERDEN, HUH WELCHER?!"

Blut fließt aus meiner Handoberfläche. Scherben sind drin zusehen.

Der Boden ist eine ganze Blutlache.

Aber trotzdem tut es nicht mal annähernd so weh, wie meine Vergangenheit. Wie meine Kindheit.

Meine zerstörte Kindheit...

Leichte schwarze Punkte erscheinen vor meinen Augen...

Ich sehe auf einmal nur noch verschwommen... bis ich dann einfach nichts mehr spüre...

Sechs Stunden Später

Unerwartet spüre ich einen starken Druck am Kopf und stöhne auf.
Als ich versuche meine Augen zu öffnen, blendet mich das grelle Licht über mir.
Sofort drücke ich meine Augen wieder zu.

Wo bin ich?

Mein Hals fühlt sich unnormal trocken an, sodass ich kein Wort raus kriege.

Der Geruch von Desinfektionsmitteln steigt mir in die Nase.

Ich bin im Krankenhaus!

Wie um Himmelswillen bin ich hier hin gekommen?!

Erneut versuche ich meine Augen zu öffnen, dieses Mal funktioniert es etwas einfacher.

Jemand drückt aus dem Nichts meine unverletzte Hand.

„Sam endlich bist du wach Bruder! Geht es dir gut? Brauchst du was?"

Finn.

„W..Was..ser." krächzte ich.
Schon hält er mir ein Glas Wasser an den Mund. Vorsichtig trinke ich wenige Schlucke und versuche es ein weiteres Mal mit dem Sprechen.

„Finn, wie bin ich hier hin gekommen? Noch wichtiger: Was mache ich hier?!"

„Mach mal halblang Bruder, erkläre mir was Grund für deinen Nervenzusammenbruch war, dann antworte ich auf deine Fragen!"

„Fiiiinn!"

„Nichts, Finn! Weißt du was für Sorgen ich mir gemacht habe, als ich mitten in der Nacht einen Anruf von der Rezeption des Apartments bekam, wo mir erklärt wurde, dass laute Bruchgeräusche aus deiner Wohnung kommen und laut dazu gebrüllt wird?!"

„Ok gut! Ich habe schlecht geträumt und wurde wütend. Zufrieden?!"

„Nein! Junge sei froh, dass ich einen Ersatzschlüssel hatte! Ich habe zigmal geklingelt und geklopft, es kam gar kein Geräusch, nichts! Dann ging ich mit dem Schlüssel rein und fand dich im Blut liegend vor. Du warst bewusstlos alter!"

„Mach doch keine große Sache daraus, mir geht es gut."

„Sam erzähl mir was wirklich dein Problem war."

„Finn es sind wieder dieselben Themen, warum reitest du trotzdem darauf rum?!"

„Weil ich mir verdammt nochmal Sorgen um dich gemacht habe, du Arsch!"

„Es war ein kurzer Nervenzusammenbruch.
Nichts Wichtiges. Hör auf weiter darüber zu reden.
Ich möchte hier schnellstmöglich raus!"

Finn verlässt genervt mein Zimmer, kommt jedoch einige Minuten später mit dem Arzt zusammen zurück.

„Guten Morgen Herr Harden. Wie geht es Ihnen soweit?"

„Mir geht es gut. Ich möchte gern entlassen werden."

„Wenn Sie sich gut fühlen, dann sehe ich keinen Grund, dass Sie länger bleiben. Aber erst wird eine Praktikantin Ihre Wunde säubern und den Verband wechseln. Wir haben heute Morgen Ihre Wunde zugenäht, ab jetzt heißt es sorgfältig Pflegen, damit es schnell verheilt."

„Danke!"

Der Arzt verlässt das Zimmer und zwei Frauen kommen herein. Die Eine ist wie der Arzt meinte eine Praktikantin, die eine Ausbildung zur Krankenschwester macht.

„Hallo, mein Name ist Lara Peters. Ich bin die Praktikantin, die ihre Wunde säubern und den Verband wechseln wird. Ich verspreche Ihnen vorsichtig zu sein und Ihnen nicht wehzutun. „

Die Andere stellt sich als ihre Betreuung heraus, die kontrolliert ob sie alles richtig macht und bei Problemen eingreift.

Letztendlich stehe ich nachdem sie fertig ist auf und ziehe die sauberen Klamotten an, die mir Finn mitgebracht hat. Zusammen verlassen wir das Zimmer.

Gerade als ich im Korridor abbiegen möchte, läuft jemand gegen mich.

Jemand den ich kenne.

„Schuldige..." murmelt sie ohne ihren Blick zu heben.
Doch als sie gehen möchte, halte ich sie am Handgelenk fest und drehe sie zurück in meine Richtung.
Und schaue augenblicklich in ihre wunderschönen grünen Augen...

Ende des 17. Kapitels 💕

In love with opposites +18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt