Kapitel 49

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Emilia

Sam ist gerade völlig verschwitzt erwacht und konnte seine Tränen nicht halten.
So habe ich ihn noch nie gesehen... Das erste Mal habe ich bei ihm übernachtet, sofort ist mir bewusst, dass die Entstehung der Narben ihn immer noch verfolgen. Stille Tränen fallen auf meine Brust, er atmet ruhiger als davor, jedoch weint er weiterhin.
„Mein Herz?", spreche ich ihn mit ruhiger Stimme an.
Er reagiert nicht.
Ich schaue zu ihm runter und greife unter sein Kinn, um sein Gesicht anzuheben. „Sam...Rede mit mir...Bitte..."

Seine Augen treffen auf meine und ich sehe die Tränen glänzen.
„Wenn du das erfährst, kannst du mich nicht mehr wie vorher sehen, Emilia...ich kann dir das nicht erzählen.", erklärt er erschöpft.

„Ich liebe dich Sam! Ich nenne dich nicht umsonst mein Herz. Egal, was du erzählst, ich werde dich lieben, es wird nichts an meinen Gefühlen für dich ändern. Hast du mich verstanden?"

Unerwartet treffen seine Lippen auf meine, ich schmecke seine salzigen Tränen.
Zögernd erwidere ich seinen Kuss.

Ich würde diesen Mann immer Küssen. Immer lieben. Immer akzeptieren.
Seine Hand ergreift mein Hintern und drückt mich an ihn.

„Sam...",flüstere ich an seine Lippen. Keine Reaktion. Erneut wiederhole ich seinen Namen und drücke ihn leicht weg.
Schmerz zeigt sich in seinen Augen.

„Ich küsse dich gerne, berühre dich genauso gerne, aber nicht damit du deine Probleme verdrängst. Erzähl mir bitte endlich, was passiert ist. Ich habe dir doch Monate gegeben, um mir zu vertrauen...Warum traust du mir deine Geschichte nicht an?"

Einige Minuten vergehen, aber fühlt sich an als wären es Stunden...
Tief atmet er ein, als er langsam zu Wort kommt
„Ich wurde Mis...s-Missbraucht.", seine Stimme zittert und ich traue meinen Ohren nicht.

Kein Mucks verlässt meinen Mund, ich möchte ihn nicht unterbrechen. Jedoch streichele ich seine verkrampften Schultern, um diese zu entspannen. „Ich war elf...", mein Herz zieht sich schmerzvoll zusammen.
Wie?
Tränen bannen sich ihren Ausweg über meine Wangen. „Mein Vater kam immer betrunken und hat, sowohl meine Mutter, als auch mich geschlagen...", seine Stimme bricht.

„Als ich an einem Abend den Mut fand, ihm gegenüber zu stehen und meine Mutter zu schützen, lenkte ich seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich..."

Ich kann mir seine weiteren Worte nicht einmal ausmalen und wüsste auch nicht ob ich diese wirklich hören möchte.
Aber für Sam bleibe ich stark. Für ihn höre ich alles bis zum Ende an.

„Meine Mutter deutete darauf hin, dass ich sofort in mein Zimmer laufen soll...nur hatte ich keinen Schlüssel zum Abschließen, sodass ich trotzdem nicht gerettet war...", er befeuchtet seine Lippen und fährt fort.
„An diesem Tag wurde ich das erste mal...ve-ver..."

Ich will das nicht hören!
Wie kann ein Vater seinem Sohn so etwas antun?!
Sam kann nicht mal seinen Satz beenden, während dieses Arschloch ihm all das angetan hat.

„Sam...", sage ich leise, gleichzeitig streiche ich durch seine Haare.
„Ich habe es schon verstanden. Du musst dich nicht dazu zwingen deinen Satz zu beenden, ok?", berichte ich ruhig.

Plötzlich beginnt er in meinen Armen zu zittern und laut zu schluchzen. Ich ziehe ihn reflexartig noch stärker an meine Brust, drücke meine Lippen auf seine Stirn und hauche federleichte Küsse auf diese.

„Ich bin, wann immer du willst, für dich da. Sogar wenn du nicht willst, bin ich für dich da, vergiss das nie!"

Er soll wissen, dass ich ihn niemals gehen lasse. Nie wieder!

Ende des 49. Kapitels

In love with opposites +18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt