Kapitel 33

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Emilia

Völlig erstarrt weiß ich nichts mit mir anzufangen. Ich habe noch nie einen Mann geküsst. Naja eine Frau auch nicht, zumindest nicht auf die Lippen, es soll hier nicht zu Missverständnissen kommen!

Immer noch liegen seine weichen Lippen federleicht auf meinen. Doch bemerkt er, dass ich es nicht erwidere und löst sich von mir.
Fragend guckt er mich an. Seine Augen schauen im nächsten Moment panisch.
„Ich...ich hab-, tut mir leid! Ich wollte dich nicht bedrängen!", meine Zurückhaltung hat ihn verängstigt. Aber er braucht sich nicht so zu fühlen. Ich will es ja! Ich weiß halt nur nicht, wie man küsst... Und das er mich so plötzlich geküsst hat, war in dem Moment auch nicht so vom Vorteil.
„Sam...", beginne ich zögernd und fasse mit meinen Händen auf seine Wangen.
„Es ist alles gut. Ich war nur bisschen überrumpelt, weil ich es nicht erwartet habe.", nach einer kurzen Pause und der Überlegung, ob ich es erwähne oder nicht, füge ich hinzu „Außerdem habe ich noch nie einen geküsst...", zum Ende hin wurde meine Stimme immer leiser, sodass ich befürchte, dass er mich nicht einmal gehört hat.
Doch ist das nicht der Fall.
„Es war dein erster Kuss?!", fragt er mich völlig schockiert.
Da ich nicht weiter in der Lage bin Sätze zu bilden, nicke ich nur als Bestätigung.
Seine Augen weiten sich.
„Ich hatte mir ja gedacht, dass du unschuldig bist...aber das du noch nicht mal deinen ersten Kuss hast, habe ich nicht erwartet! Tut mir echt leid, ich wollte dir so etwas besonderes nicht ungewollt nehmen... Kam denn bis zu diesem Alter vorher nie der Richtige?"

Nachdem ich kurz überlege ob ich ihm meine Privatsphäre anvertraue, entscheide ich mich dafür, weil er sich mir auch geöffnet hat. Und das mit was viel privaterem.
„Aufgrund von familiären Umständen habe ich mich bisher von dem männlichen Geschlecht fern gehalten und daher auch nie eine Beziehung oder sowas in der Art gehabt..."
Etwas verunsichert schaue ich zu Boden.
Leicht berührt er meine Schulter und entschuldigt sich heute schon das dritte Mal bei mir.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich finde es nicht schlimm. Also es hat mich vielleicht überrumpelt, aber es ist nichts was mich stört. Der Mann, den ich liebe nimmt mir meinen ersten Kuss, was will ich denn noch?", frage ich mit einem schmunzeln, um die Lage zu lockern.

Dass ich noch nicht geschlafen habe und es fast früh am Morgen ist, verhilft mir bei meiner ehrlichen Antwort. Alles was nach Mitternacht passiert, wenn ich nicht schlafe, ist wie das, was eine Betrunkene machen würde. Mein Verstand setzt ab dem Moment aus.
Zeigt mein jetziges Verhalten leider auch. Morgen werde ich mich zu Tode schämen, da bin ich mir sicher.

Allerdings sind wir gerade noch im jetzt und ich habe diese Worte von mir gegeben. Sam fasst mein Kinn von unten und drückt es wieder nach oben, wodurch ich in seine Bernsteinen blicke. Die Belichtung durch die Straßenlaternen lassen sie funkeln wie Sterne. Leichte Tropfen fallen von seinen durchnässten Haarsträhnen.
Bedächtig schaut er von meinen Augen zu meinen Lippen und erneut zu meinen Augen.
Ich tue es ihm nach und wie vieles was ich heute einfach so gemacht habe ohne über die Konsequenzen zu denken, verbünde ich unsere Lippen erneut. Er erwidert diesen sofort und führt mich. Lehrt mich. Und bringt mich zum Brennen.

Meinen ersten Kuss hätte ich mir niemals besser vorstellen können.
Unterm Regen.
In Rom.
Mitten in der Nacht.
Nach einer tiefgründigen Auseinandersetzung.
Trotz verbleibender Geheimnisse oder eher Unausgesprochenem, ist es wunderschön.
Meine Lippen gehören jetzt dem Mann, dem meine Seele und mein Herz längst verfallen ist.

Ende des 33. Kapitels ⚡️✨

In love with opposites +18Where stories live. Discover now