Kapitel 21

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Sam

„Was machst du hier?" frage ich die Frau vor mir. Meine Stimme klingt kalt und distanziert, würde die Stimme nicht mir gehören, hätte ich Angst davor.

Ich blicke zu der blond haarigen, älteren Frau, die mit ihren rot lackierten Nägeln und teuren Klamotten vor meiner Tür steht und auf mich wartet.
Meiner Mutter.

„Sam...mein Sohn-" sofort unterbreche ich sie „Dein Sohn ist gestorben. Jetzt sag, was du willst und verschwinde!"

Ihre nahe zu schwarzen Augen füllen sich mit Tränen. „Ich wollte wissen wie es dir geht."
Sie schaut auf meine verletzte Hand.

„Seit wann interessiert du dich für mein Wohlergehen?"
„Sam, ich bin deine Mutter, ich sorge mich immer um mein Sohn!" gibt sie schockiert von sich.

„Ach ja? Deswegen kommst du erst nach so vielen Jahren vor meine Tür?"
„Du weißt, dass dein Vater mir das Leben zu Hölle macht! Im Rollstuhl macht er mir mehr zu schaffen, als er es davor gemacht hat!"
„Wie kommt es, dass du dann auf einmal hier bist?"
„Dein Vater hatte einen Herzinfarkt und liegt im Koma, die Ärzte meinen, es sehe schlecht für ihn aus."

Ein Lachen entfährt mir.
„Soll er doch in der Hölle schmoren! Als würde mich es im geringsten interessieren, ob er verreckt oder nicht!"
Meine Mutter schaut zu Boden und gibt kein Wort mehr von sich.
„Du solltest gehen."

Sie kann mir mein Verhalten nicht einmal übel nehmen.
Es ist ihre Schuld, dass ich in der Nacht das erste Mal angerührt wurde. Sie hat ihn nicht aufgehalten, es nicht versucht...
Auch die weiteren Nächte die Folgten schwieg sie, als wäre es nicht ihr Sohn, der da fast jede Nacht aufs neue Vergewaltigt wird.
Als wäre es nichts schlimmes vom eigenen Vater so beschmutzt zu werden...

Mit einer Geste deute ich Richtung Aufzug.
Ihre Augen treffen auf meine, dann nickt sie und geht.

Tief atme ich durch, öffne meine Tür.
Schnell gehe ich in mein Zimmer und lege mich auf mein Bett.
Aus der rechten Schublade hole ich im nächsten Moment Schmerzmittel und meine Medikamente hervor, nehme alle im selben Zug ein, um mich letztendlich auszuruhen.

-

Spät abends erwache ich aus meinem traumlosen Schlaf. Ich habe den ganzen Tag über geschlafen, aber fühle mich deutlich besser.

Plötzlich höre ich ein klimpern in meiner Küche. Mit kleinen Schritten mache ich mich auf den Weg, nur um dann meinen guten Freund vorzufinden.

„Finn?"
„Dornröschen ist ja wach!"
Auf mein Stirnrunzeln, erwidert er einzig allein ein schelmisches Grinsen.

„Was machst du hier ?"
„Nach was sieht es aus? Ich koche meiner Prinzessin was zu essen."
„Alter, hör auf mich so zu nennen!"

Sein hallendes Lachen nimmt die gesamte Küche ein.

„Was bist du so gut gelaunt? Heute Morgen wolltest du mich noch erwürgen, weil du dir Sorgen gemacht hast und ich dich danach auch noch im Krankenhaus sitzen lassen habe, doch stehst du jetzt vor mir und bist in bester Laune."

„Das Leben ist zu kurz, um schlecht gelaunt zu sein! Schneide dir mal ein Stück von ab."
„Ne, lass mal."
Seufzend setze ich mich auf einen meiner Barhocker und lehne mich an den Tisch, sodass mein Kinn in meiner Handfläche ruht.

„Du bist so ein Griesgram! Würde es schaden, wenn du bisschen lächeln würdest?"

„Meine Mutter war heute da." sage ich ohne auf seine Frage einzugehen.

Finn schaut mich mit großen Augen an, während er versucht die Glaubwürdigkeit meiner Worte abzuwägen.

„Das meinst du doch nicht ernst?!"
„So ernst, wie ich es nur meinen kann Bruder..."

„Oha! Was wollte sie?"
„Dieser scheiß Wichser hatte wohl einen Herzinfarkt, liegt im Koma und sei wohl dem Tod nah..."
„Und warum sollte dich das, nach all dem was passiert ist interessieren?"
„Weiß ich nicht. Bin nicht näher darauf eingegangen." antworte ich schulterzuckend.
„Ist mir sowas von egal, was mit den Beiden ist. Meine Eltern sind sowieso längst tot, sollen sie doch in der Hölle schmoren. Geht mir am Arsch vorbei!"

Wieder atme ich tief durch.

Finn nickt bestätigend.

Wir belassen es dabei und essen etwas.
Folgend erhebt er sich vom Tisch, was mich fragend gucken lässt.

„Mach dich fertig, wir gehen raus und kommen auf andere Gedanken!
Außerdem muss ich dir noch was erzählen!" kommt es unerwartet seinerseits.

Widerwillig mache ich mich fertig und schon geht die Nacht los!

Ende des 21. Kapitels

In love with opposites +18Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang