Kapitel 29

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Emilia

Endlich bin ich da. Habe mein Koffer abgeholt und den Flughafen in Rom verlassen. Glücklicherweise konnte ich recht schnell einen Taxi finden und bin mittlerweile im Hotel. Mein Zimmer liegt in der selben Etage mit Sam, daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf ihn zutreffe sehr hoch.

Ich weiß nicht, wie ich vorgehen soll. Soll ich an seiner Tür klopfen?
Vielleicht sollte ich nicht viel nachdenken, sondern einfach machen.
Ohne weiter darüber nachzudenken gehe ich aus meinem Zimmer in Richtung seiner Tür.
Mein Herz klopft wild in meiner Brust, trotzdem klopfe ich an.
Es ist still. Kein einziges Geräusch.
Ist er nicht da?
Moment! Wie viel Uhr ist es überhaupt?
Sofort zücke ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche.
02:54 Uhr!

"Emilia bist du dumm?! Warum guckst du nicht vorher auf die Uhr?", hinterfrage ich mein Handeln.
Normale Menschen schlafen zu dieser Zeit!
Meine rechte Hand-Innenfläche klatscht auf meine Stirn. Ich bin so dumm.

Genau als ich zurück in mein Zimmer kehren will, öffnet sich seine Tür.
Als er mich sieht, schaut er mich unglaubwürdig an. Seine Augen kneift er zusammen und öffnet sie schnell wieder. Zwei weitere Mal blinzelt er, um zu vergewissern, dass ich es wirklich bin. Seine Haare sind wirr verteilt, man merkt, dass er am schlafen war.

Etwas unbeholfen traue ich mich an meine ersten Worte: „Hey!". "Fängt ja super an Sonnenschein!"
Meine innere Stimme unterstützt mich wieder mal perfekt.
„Hey...", antwortet er mit seiner verschlafenen, tiefen Stimme.
„Was machst du hier?", fügt er hinzu.
„Dich besuchen."
„Mitten in der Nacht und in einem anderen Land?"
„Ja?"
„Und warum?"
„Weil du einfach weggeflogen bist und Finn sich bei mir gemeldet hat, damit ich mit dir rede."
Plötzlich spannt er sich an. Was ist denn jetzt los?
„Geh!"
„Was ist los?"
„Wir haben nichts zu reden!"
„Warum bist du dann hier?"
„Ich habe nichts zu sagen. Geh!"
Schon knallt die Tür zu und ich stehe alleine da, mit mehr Fragen als Antworten.

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Sam

Super Finn! Wirklich super. Schickt sie hier hin ohne zu wissen, was ist.
Ok, recht hat er ja, aber sie hier hin schicken?
Geht es ihm gut?
Es hat einen Grund warum ich sie von mir fern lassen will. Warum ich sie vergessen will. Es ist schon fragwürdig, dass diese Gefühle so plötzlich auftauchen. Sie verängstigen mich. Ich kann sie nicht an mich ran lassen.
Sie hat eine andere Vorstellung von mir, als ich ihr in Wirklichkeit anbieten kann. Sowohl körperlich als auch seelisch. Ich bin dunkel. Meine Seele ist schwarz.
Sie ist hell. Ihre Seele ist weiß.
Ihre Reaktionen zeigen, dass sie noch unberührt, sauber ist. Wie ein Engel...
Ein Engel, was ich nicht verdiene. Ich bin beschmutzt und würde sie in mein Dreck ziehen.

Die Wände kommen auf mich zu. Mir wird es eng um den Hals.
Nicht schon wieder eine Attacke!
Mit zitternden Beinen bewege ich mich zu meiner Tasche, um meine Medikamente zu suchen.
Zum Glück finde ich es auch sofort, nach dem ich sie einnehme, ziehe ich mir einen Sweatshirt drüber, um nach draußen zu gehen. Ich brauche frische Luft.

Es regnet. Es ist mitten in der Nacht in Rom und ich stehe hier vor dem Hotel unterm Regen. Wie schnell hat sich mein Leben gewendet. Vor einigen Wochen war ich noch der größte Fuckboy. Jetzt?
Jetzt habe ich mich von jeder anderen Frau distanziert und liebe nur eine.
Wut steigt in mir auf. Ich möchte lauthals schreien.
Länger kann ich es nicht aufhalten und schreie los. Es ist mir egal, ob alle wach werden, ob ich gerade wie verrückt aussehe.
Alles.
Ist.
Egal.

Vollkommen unerwartet berührt mich eine Hand an der Schulter.
Ich verstumme, falle auf meine Knie und lasse die Tropfen über mich hergehen. Ich habe nicht mal die Kraft aufzustehen.
Doch dreht mich die Person zu sich.
Ich treffe mit meinen Braunen auf ihre Grünen und finde mich auf einmal in ihren Armen wieder.

Ende des 29. Kapitels

In love with opposites +18Where stories live. Discover now