Kapitel 30

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Emilia

Wann ist es soweit gekommen? Wann haben wir diese Gefühle entwickelt? Wann hat sich so viel ändern können?
Ich war noch nicht in meinem Zimmer angekommen, als ich hörte, dass eine Zimmertür zugeschlagen wurde. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Als wäre es Sam, der raus gegangen ist und es sich um eine schlechte Lage handelt.
Schnell bin ich den Geräuschen gefolgt und habe die Quelle gefunden. An seinem Haarschopf konnte ich erkennen, dass es wirklich Sam ist.
Um ihn nicht zu bedrängen bin ich ihm mit etwas Abstand gefolgt, bis ich gesehen habe, wie er anfing zu schreien, als würde er eine Attacke durchleben. Laut, mit schnell auf und ab bewegenden Schultern, kurz vor einem richtigen Nervenzusammenbruch.

Mein Körper handelte ab dem Moment ohne Verstand, auf eigene Faust.
Mit einem Mal fand ich mich neben ihm wieder.
Sanft berührte ich seine Schulter, was ihn aber zu Knien brachte.
Als wäre seine Kraft am Ende.
Das Bedürfnis ihn in meine Arme zu nehmen siegte, sodass ich ihn zu mir drehte und in eine feste Umarmung zog.
Ich möchte ihm einen Halt geben.
Ihn unterstützen.
Ihn kennenlernen.
Ihn mehr lieben, als jeden anderen auf dieser Welt.
Ich will einen Hafen finden und er fühlt sich wie der richtige an.

Jetzt sind wir beide am Boden, mit fest umschlungen Armen. Ich fühle sein Zittern. Es geht ihm nicht gut.
Einige Minuten vergehen, bis Sam zurück zu Besinnung kommt und bemerkt, wer ich bin.
Seine Augen weiten sich. Blitzartig verlässt er meine Arme und erhebt sich.
Dies verleitet mich auch zum Aufstehen.
Unsere Kleidungen kleben uns am Körper.
Es schüttet über uns, doch trotzdem schauen wir uns still in die Augen.

Nach einer Zeit ergreift Sam das Wort: „Emilia, warum bist du hier?".
„Sam...ich weiß es ist komisch, aber ich weiß du spürst diese Anziehung zwischen uns auch. Wir haben uns nie richtig kennengelernt. Aber als ich mir Gedanken über unsere Begegnungen gemacht habe, erinnerte ich mich an das Schicksal. Ich dachte es müsste ein Zeichen sein, dass wir uns so oft begegnen. Genau als ich entschied mit dir zu sprechen, habe ich erfahren, dass du weggeflogen bist... Als Finn meinte ich müsse dir umbedingt folgen, habe ich mir sorgen gemacht. Naja und jetzt bin ich hier.", ich verflechte meine Hände vor Nervosität, nur um sie im nächsten Moment wieder aufzulösen.
Er reagiert nicht.
Er schaut mich nur an.
Aber er ist so verschlossen, dass ich nichts aus seinen Bernsteinen lesen kann.
„Willst du nichts sagen?"
„Was soll ich denn sagen?", krächzt er, als wären seine Stimmbänder noch gereizt vom Schrei.
„Warum du so plötzlich weg bist vielleicht. Was du von dem hältst, was ich alles gesagt habe. Du könntest gerade so viel sagen..."
„Emilia ich würde dir nicht gut tun...Du musst gehen und mich vergessen."
„Wie kommst du darauf, dass du mir nicht gut tun würdest? Hast du es je versucht?"
Langsam kommt seine Geduld zum Ende, er wird wütend ich spüre es, aber er soll mir doch einfach nur einen Grund geben warum es nicht funktionieren würde.
Ich bin kein Mensch, der hinter irgendwem her läuft.
Dafür bin ich viel zu stolz, trotzdem möchte ich einen Grund für all das haben. Es hat was zu bedeuten, dass wir uns begegnen und er dann davon läuft. Es hat was zu bedeuten, dass er meint er würde mir nicht gut tun. Als würden unsere Seelen wissen, dass wir einander brauchen um zu heilen.
Dabei kennen wir unsere Wunden nicht.

Ich bin ein Gläubiger Mensch, daher bin ich davon überzeugt, dass alles im Leben auf Schicksal zurückzuführen ist und auch das einen Grund haben muss. Er soll sich mir nicht verschließen.
Ich will es wirklich mit ihm versuchen, er ist nicht so wie er sich von Außen zeigt und das macht ihn in meinen Augen besonders.
Erst recht werde ich ihn nicht gehen lassen, solange er nicht sagt, dass er mich nicht will oder einen anderen plausiblen Grund nennt.
Jetzt wird Klartext geredet!

Ende des 30. Kapitels

In love with opposites +18Where stories live. Discover now