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Humpelnd trotte ich auf vier Pfoten durch den Wald, halte meine Kleidung in der Schnauze und ignoriere meine Schmerzen.

Ich trage noch einige Kugeln in meinem Körper, doch wenn ich mich jetzt zurück verwandel, verändern sich die Positionen der Kugeln, da der menschliche Körper nicht dem eines Wolfes entspricht.

Als ich das Reservat betrete, werden sofort alle auf mich aufmerksam und beginnen sich aufzuregen.

Einige von ihnen knurren zur Warnung, andere stellen sich mir in den Weg, während ich langsam die Geduld verliere.

Ich lasse meine Kleidung neben mich fallen und fletsche die blutbefleckten Zähne, ehe ich ein tiefes Knurren von mir gebe.

Diese Gestalt ist grausam und ich hasse es, sie anzunehmen, doch da ich nicht damit umgehen konnte, mich zu verwandeln, musste ich es lernen.

Für das, was auf uns zukommen wird.

Jetzt kann ich es, ohne die Kontrolle zu verlieren, doch mögen tue ich es unter keinen Umständen.

Ich sehe mich um, will jemanden entdecken, der mich sofort erkennen wird, doch keiner ist in der Nähe.

Derrick ist es und ich spüre ihn, doch er ist nicht in Sichtweite.

"Hey!", brüllt eine bekannte Stimme und schon reiße ich den Kopf nach oben, wobei ich erkenne, dass ein Junge mit einem Baseballschläger vor mir steht und damit auf mich einschlagen will.

Danny rennt auf uns zu, reißt dem Kind den Schläger aus der Hand und schleudert ihn davon.

"Hast du sie noch alle?! Siehst du nicht, dass sie verletzt ist?!", brüllt er ihn an und schubst ihn grob von mir, ehe er sich langsam zu mir dreht und mich genauer betrachtet.

Als er dann jedoch einen Blick auf meine Kleidung wirft, scheint sich bei ihm ein Schalter umzulegen und schon versteht er.

Seine Augen werden groß, während mir schwindelig wird.

"Aeryn!", brüllt er voller Kraft und lässt sich neben mich fallen, weshalb mein Kopf auf seinen Beinen landet, als ich zur Seite kippe.

Er streicht sanft über mein blutverschmiertes Fell, versucht dabei die Verletzungen zu erkennen und schreit weiter nach Hilfe.

Dabei versucht er die Verbindung zwischen uns zu nutzen, um etwas von mir zu erfahren, doch da wir nichts offiziell gemacht haben, sind wir noch nicht ein und dasselbe Rudel.

Genau aus diesem Grund ist die Verbindung unglaublich schwach.

Weitere Leute sammeln sich um mich herum, dabei erkenne ich den leichten Geruch nach Pflanzen, welcher Aeryn durch die Medikamente, welche sie selber herstellt, immer umgibt.

"Schüsse. Es sind Schüsse", erklärt Danny.

"Wir haben vorhin welche gehört, haben uns aber nichts weiter dabei gedacht. Sie hat sich wahrscheinlich noch nicht zurückverwandelt, weil die Kugeln sonst ihre Position verändern würden", erklärt er weiter und beweist mir sofort wieder, wie schlau er eigentlich ist.

Aeryn nimmt die Informationen auf, streicht über meinen Kopf und hebt ihn dann sanft an.

"Ich muss die Kugeln aus dir herausbekommen. Hältst du das aus?", fragt sie mich und sieht mir dabei direkt in die Augen.

Ich bestätige es mit einem zögerlichen brummen und gebe ihr damit grünes Licht.

Während sie jede einzelne Kugel aus meinem Wolfskörper zieht, versuche ich stillzuliegen und die Schmerzen weiterhin zu unterdrücken, doch sie sind höllisch.

"War das die Letzte?", fragt sie und versucht es sowohl von mir, als auch von Danny zu erfahren.

Danny konzentriert sich einen ganzen Moment, doch dann nickt er.

Während Aeryn etwas Abstand nimmt, sich die Kugeln ansieht und dann aufsteht, tue ich es ihr gleich, richte mich auf und schüttel mich einmal.

Das war jedoch ein großer Fehler, da die Wunden sowohl noch heilen müssen, als auch dafür gesorgt haben, dass ich zu viel Blut verloren habe.

Trotzdem hebe ich meine Kleidung auf, sehe Danny kurz an und schon nickt er, ohne meine Gedanken hören zu müssen.

"Ich besorge dir was Neues", sagt er und nimmt mir die Kleidung ab, welche zum größten Teil hin ist.

Dankend blicke ich ihn an, gehe auf die Schaulustigen zu und knurre laut, was sofort dazu führt, dass alle Abstand von mir nehmen und sich fürchten.

Das wollte ich nie, doch gerade löst es ein winziges Kribbeln voller Stolz in mir aus.

Ich laufe Aeryn hinterher, folge ihr die Stufen hinauf und lasse mir von ihrem nachdenklichen sein die Tür öffnen, weshalb ich sofort die Chance nutze, das Haus betrete und die Treppen nach oben laufe.

Oben angekommen, zögere ich nicht weiter, verwandle mich zurück und seufze laut vor Schmerzen, ehe ich mich an der Wand abstütze.

Ich stolpere ins Badezimmer hinein, stelle mich unter die Dusche und schalte das Wasser an, ohne weiter meine Zeit zu verschwenden.

"Leider konnte ich nichts anderes finden, aber eine Jogginghose und ein Shirt werden erstmal reichen, oder?", fragt Danny an der Tür.

Er hat mich als einziger erkannt, während die anderen mich verscheuchen oder mit einem Baseballschläger auf mich losgehen wollten.

"Danke", gebe ich mit kratziger Stimme von mir, während ich das Blut betrachte und versuche nicht panisch zu werden.

"Du musst atmen, Lilo."
Sofort lasse ich meine Stirn an die Fliesen fallen und tue das, was er mir sagt.

Ich atme.

Ruhiger und kontrollierter.

Und vor allem mit geschlossenen Augen.

"Er hat den Typen geschickt", beginne ich zu sprechen und wasche das Blut weiterhin mit geschlossenen Augen von meinem Körper.

Ich ignoriere dabei sogar die Schmerzen, welche das Wasser verursacht, während es in meine noch heilenden Wunden gelangt.

"Wer?", fragt er zögerlich, da er mich wahrscheinlich nicht drängen will.

"Silas. Silas hat mir einen Jäger auf den Hals gehetzt."
Es bleibt still, während ich meine Konzentration weiter auf meine Atmung richte und Danny einfach dort hinter der geschlossenen Tür steht.

"Der Typ hat mir versprochen, dass er sich erst um mich kümmert und sich dann einen Spaß daraus macht, mein Rudel, meine Freunde und meine Familie zu töten", erkläre ich ihm, wasche meinen Körper zu Ende und stelle dann das Wasser ab.

"Das konnte ich nicht zulassen, Danny", sage ich mit zitternden Händen, als ich die Tür einen Spalt öffne und meine Hand nach draußen halte, bis Danny mir die Kleidung reicht.

"Ich konnte das einfach nicht zulassen. Ich musste es tun", sage ich, während ich die Kleidung einfach überziehe und mir diese Worte immer wieder einrede.

"Mein Rudel, meine Freunde und meine Familie. Sie alle sind ein und dasselbe, Danny. Sie sind alle meine Familie", murmel ich total fertig und ziehe dann die Tür auf.

Er steht vor mir, lehnt an der gegenüberliegenden Wand und betrachtet mich besorgt.

Dann hebt er einfach die Arme, kommt auf mich zu und drückt mich fest an sich.

Ich zögere, hebe dann jedoch die Hände und kralle meine Finger fest in sein Shirt, ehe ich meine Stärke verliere und bitterlich zu weinen beginne.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now