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Während Derrick noch seelenruhig vor sich hin schlummert, war ich bereits joggen und habe danach geduscht.

Ich nehme ihm keinesfalls böse, dass er noch schläft und ich bereits seit einer halben Ewigkeit wach bin, doch er hätte mir wenigstens sagen können, dass ich auch seine Träume wahrnehmen kann.

Vor allem hätte er mir sagen können, dass ich auch seine Alpträume wahrnehmen kann.

Mir bleibt zwar die Erklärung dazu aus, warum er träumt, wir würden brutal voneinander getrennt werden und müssten den Schmerz des jeweils anderen dabei spüren, doch es beruhigt mich, dass er danach wieder ruhig weiterschlafen konnte.

"Du bist schon wach?", fragt er, während ich am Waschbecken stehe und mir ein Getränk mache.

Er schiebt mein Haar bei Seite, küsst diese eine besondere Stelle an meinem Hals und schlingt dabei seine Arme um meinen Bauch.

Es fühlt sich jedes Mal wieder unglaublich schön an, wenn er mich so begrüßt, doch diese Erkenntnis wird er jetzt wohl haben.

"Ich hatte deinen Alptraum", sage ich und lasse meinen Hinterkopf an seine Schulter fallen.

"Das funktioniert?", fragt er sichtlich verwirrt, was mir sofort zeigt, dass er mir nichts davon hätte sagen können, weil er es selber nicht wusste.

"Anscheinend schon. Im ersten Moment hatte ich einen glücklichen und schönen Traum und dann hat sich deiner plötzlich in den Vordergrund gedrängt und mich total unruhig werden lassen", erkläre ich ihm.

Er zieht sofort besorgt die Stirn in Falten, doch das wollte ich unter keinen Umständen bewirken.

"Das wird bald einfach vergehen. Wir müssen uns einfach nur an das ständige Dasein des anderen gewöhnen. Danach funktioniert alles bestimmt wie geschmiert", lächle ich zuversichtlich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.

"Ah, da fällt mir gerade ein. Ich habe vorhin die Zahnpasta gesucht. Wo hast du die denn versteckt?", frage ich und stelle meine Tasse neben dem Waschbecken auf die Arbeitsfläche.

"Unter dem Badezimmer Waschbecken in der rechten Schublade."

"Perfekt. Ich gehe mir schnell die Zähne putzen und dann gehört das Bad ganz dir", verspreche ich ihm, als ich mich von ihm löse.

"Dieses Haus hat noch weitere Badezimmer, Makenzie", erinnert er mich und sagt mir gleichzeitig, dass ich mich nicht so viel Sorgen soll.

"Schon klar, aber das bedeutet ja nicht, dass wir unsere Sachen ständig von einem Bad ins nächste schleppen müssen, weil der andere das eine Bad gerade besetzt", erkläre ich ihm laut, während ich durch den Flur und hinüber ins Badezimmer gehe.

Sofort ziehe ich unter dem Waschbecken die Schubladen auf und sehe mich darin um, doch ich finde nicht, wonach ich suche.

"Wo genau?", frage ich laut und krame weiter in den Schubladen der rechten Seite.

"In der Schublade mit den Hygieneprodukten", antwortet er gähnend und schon verdrehe ich leicht lächelnd die Augen.

"Die sind auf der linken und nicht auf der rechten Seite", lasse ich ihn wissen und ziehe beim ersten Versuch sofort die richtige Schublade auf.

Als ich jedoch nicht nur die Zahnpasta darin entdecke, sondern auch die Tampons, habe ich plötzlich das Gefühl, als würde mir etwas entgehen.

Ich nehme die Zahnpasta aus der Schublade, nehme dann meine Zahnbürste und beginne mir die Zähne zu putzen, während ich die Packung genauer betrachte, die ich bei unserem Auszug vor einigen Monaten wahrscheinlich einfach hier vergessen hatte.

Mit der Zahnbürste in meinem Mund, greife ich die Packung, laufe damit in die Küche und stelle sie auf die Arbeitsfläche, wo sie sofort Derricks Aufmerksamkeit beansprucht.

"Was ist damit?", fragt er und nimmt einen Schluck von meiner Tasse, ehe er das Gesicht verzieht und mich angewidert betrachtet, als er feststellt, dass es sich um eine heiße Zitrone handelt.

"Wie oft, haben wir schon miteinander geschlafen?", frage ich mit der Zahnbürste im Mund und schlucke die Zahnpasta herunter, auch wenn ich das normalerweise nicht gerne tue.

"Mit gestern? Viermal glaube ich, wieso?", fragt er weiterhin recht verwirrt und stellt die Tasse wieder zurück an ihren Platz.

"Das erste Mal war an dem Tag, an dem Cynthia geboren wurde. Die anderen drei Male haben sich bis gestern über die eineinhalb Monate verteilt", spreche ich meine Gedanken laut aus.

"Du denkst so viel, dass ich nicht weiß, woran du denkst, Kleines", sagt er ziemlich verwirrt und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Wir ignorieren mal kurz, dass ich diesen plötzlichen Kosenamen sowohl verwirrend als auch schön finde und konzentrieren uns darauf, dass meine Periode ausgeblieben ist", sage ich und rücke endlich mit der Sprache heraus.

Für einen kurzen Moment betrachtet er mich einfach nur schockiert, während er in Gedanken genau dasselbe tut, wie ich eben getan habe.

Er versucht sich daran zu erinnern, ob wir jedes Mal vorsichtig waren, doch auch ich konnte mich nicht wirklich darauf konzentrieren.

Fast schon verzweifelt fährt er sich mit den Fingern durch das dunkle und zerzauste Haar, ehe er sich mit den Handflächen einmal durch das Gesicht geht und mich dann wieder mit großen Augen betrachtet.

"Ich kann dir zu hundert Prozent sagen, dass wir beim ersten und beim dritten Mal vorsichtig waren. Gestern zählte nicht und vom zweiten Mal habe ich keine Ahnung", erklärt er und versucht dabei ruhig zu bleiben.

Ich für meinen Teil, weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

"Du wartest hier, ich fahre in die Apotheke", sagt er dann, ehe er sich von der Arbeitsfläche abstößt, an der er eben noch gelehnt hat und einfach an mir vorbei ins Schlafzimmer geht.

Ziemlich überfordert laufe ich zurück ins Badezimmer, putze mir meine Zähne zu Ende und höre noch, wie die Tür ins Schloss fällt, ehe mich eine erdrückende Stille umgibt.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now