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Schon, als wir uns auf den Weg gemacht haben, hatte ich ein ziemlich ungutes Gefühl.

Natürlich haben wir uns nicht einfach total unvorbereitet auf den Weg gemacht.

Doch irgendetwas hat sich einfach falsch angefühlt.

Inzwischen ist mir auch klar, was genau es war.

Nur wenige Minuten von dem Standpunkt entfernt, haben wir bereits den Rauch sehen können.

Ganz von dem unbeschreiblichen Gestank abgesehen.

Und gerade jetzt laufen wir über den vollkommen abgebrannten Waldboden und sehen uns um.

Hier stehen mehrere Jagdhütten, in welchen wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten keine Jäger mehr gewesen sind.

Und trotzdem scheint es, als wäre hier jemand gewesen.

Genau aus diesem Grund folge ich meinen Leuten näher heran, doch der ganze Gestank lässt mich einfach nicht kalt.

Ich halte mir die Hand vor Mund und Nase und versuche es damit zu überdecken, doch es funktioniert nicht.

Dieser Gestank kommt nicht einfach von einem einfachen Brand.

Es ist anders.

"Hier liegen Leute", kommt es von Asher, welcher ziemlich alarmiert zu uns nach hinten sieht.

"Was zur Hölle ist hier passiert?", fragt Davina unglaublich angewidert.

Den anderen scheint dieser unbeschreibliche Gestank anscheinend auch nicht zu entgehen.

Es ist schon seltsam, dass Nael einen Hinweis bekommt, wir diesem Hinweis nachkommen und sofort darauf auf einen halb abgebrannten Wald stoßen.

Außerdem muss der Brand von alleine erloschen sein, weil es einfach keinen Sinn ergeben würde, wenn Menschen ihn bekämpft hätten.

Wäre das nämlich der Fall gewesen, hätten sie die Leichen nicht einfach liegen lassen, wie das hier gerade der Fall ist.

"Ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß von hier, liegt eine verlassene Stadt", kommt es von Nael, welcher sich weiterhin mit unseren Leuten umsieht.

"Das ergibt Sinn. Menschen hätten den Brand bemerkt und ihn bekämpft. Stattdessen scheint es, als wäre er selbst nach einer ganzen Weile erloschen", kommt es von Derrick, welcher direkt vor mir läuft.

Das war seine Bedingung, um mich überhaupt erst mit hierher zu nehmen.

Ich muss mich ganz hinten halten und immer in seiner Nähe bleiben.

"Seht euch mal in den Häusern um", schlägt Magnus vor, als er vor dem ersten Haus steht und die Tür langsam öffnet.

Derrick und ich bleiben weiterhin in der Mitte des Platzes und sehen uns weiterhin hier draußen um.

"Diese Tür ist versperrt", kommt es von Asher, welcher mit Kenneth vor dem Haus steht, welches direkt in der Mitte der vielen anderen zu liegen scheint.

Ich sehe zu den beiden und sehe ihnen dabei zu, wie sie sich angestrengt gegen die hölzerne Tür stemmen, doch sie rührt sich nicht.

"Lasst mich mal", sagt Nael, welcher den beiden nun zur Hilfe geht.

Während Nael es vergeblich an der Tür versucht, geht Kenneth neugierig um das Haus herum und verschwindet flüchtig.

Dann streckt er den Kopf hinter dem Haus wieder hervor und sieht zu mir.

"Hier hinten sind zwei Fenster. Ich könnte eines davon aufschlagen und hineinklettern. So kann ich sehen, was die Tür versperrt", schlägt er vor und betrachtet mich aufmerksam und abwartend zugleich.

Da diese Tür als einzige versperrt zu sein scheint, ist es ziemlich schwierig, nicht neugierig zu sein, also nehme ich die Hand von meinem Gesicht und nicke in seine Richtung.

"Sei vorsichtig und verletz dich nicht", sage ich und greife nach Derricks Hand, ehe wir beide uns dem mittleren Haus nähern.

Auch die anderen kommen wieder zu uns zurück.

"In jedem Haus liegen mehrere Leichen. Sie scheinen alle geschlafen zu haben, also haben sie das Feuer wahrscheinlich erst zu spät bemerkt", erklärt Magnus und bleibt direkt neben mir stehen.

"Es ist ziemlich offensichtlich, dass die meisten an dem Rauch erstickt sind, bevor sie überhaupt davon Wind bekommen haben", kommt es von Asher, welcher mal wieder mehr weiß, als die anderen.

"Eine Rauchvergiftung meinst du?", frage ich und bekomme sofort ein Nicken zur Antwort.

Plötzlich hören wir alle das laute klirren von Scherben, ehe wir hören, wie Kenneth Flucht.

"Alles gut! Habe mich nur geschnitten!", ruft er zu uns nach vorne, was mich kurz auflachen lässt.

Wir warten einen Moment, was ich dazu verwende, mich noch etwas umzusehen.

Das wäre der perfekte Platz, um sich zu verstecken und Pläne zu machen.

Weit und breit keine Leute, denen man ungewollt über den Weg laufen könnte und auch keine Menschen, die einem Probleme bereiten könnten.

Von hier draußen hören wir, wie etwas Schweres über einen hölzernen Boden geschoben wird, ehe wir alle sehen können, wie sich der Türknauf bewegt.

Doch die Tür öffnet sich nicht.

Erst nachdem wir ein leises Klicken hören, welches ich für das Öffnen des Schlosses halte, öffnet sich die Tür und entblößt Kenneth, welcher mit verzweifelter Miene zu uns nach draußen blickt.

"Wenn ich mich nicht irre, haben wir ein Problem", höre ich ihn sagen, ehe er seinen Blick zu mir wendet und schon spüre ich dieses unwohle Gefühl in meinem Körper.

Alle sehen zu mir nach hinten, doch ich löse meine Hand von Derricks und gehe auf das Haus zu.

Dabei ignoriere ich alle Leute um mich herum und gehe einfach an ihnen vorbei.

Sogar Kenneth stoße ich bei Seite, nur um dann sofort mitten in dem kleinen Haus zum Stehen zu kommen.

Ich stare perplex auf eine Leichen herab, von der unglaublich viel verbrannt ist, doch sie ist noch immer zu erkennen.

Zwei grüne und leere Augen scheinen mir direkt ins Gesicht zu blicken, als ich auf die Leiche einer Frau mittleren Alters blicke.

"Das ist sie. Das ist Meadow", bestätigt Nael hinter mir meinen Verdacht.

Auch, wenn ihr weißes Haar bereits völlig von dem Brand vernichtet wurde, sind ihre Augen nicht zu verwechseln.

Und da kommt mir wieder ein unglaublich dummer Gedanke.

Ein Brand von diesem Ausmaß, sollte alles von den Leuten vernichtet haben, doch es wirkt, als hätte der Brand sofort gestoppt, als keiner mehr lebendig war.

Als wäre das Feuer kontrolliert worden.

Langsam sehe ich mich um, doch als ich zur Tür sehe, entdecke ich eine weitere Leiche.

Eine, die nicht ansatzweise so von dem Feuer entstellt wurde, wie es bei den anderen der Fall ist.

Tränen bilden sich in meinen Augen, während ich, wie in Trance zu Silas gehe, welcher mit dem Rücken an der Wand lehnt.

Er sitzt zwischen zwei schränken, hat die Beine ausgestreckt und seinen Blick auf Meadow gerichtet.

"Mazie", höre ich eine gedämmte Stimme sagen, doch ich ignoriere sie und lasse mich neben Silas auf die Knie fallen.

The Alpha Girlحيث تعيش القصص. اكتشف الآن