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Ich schließe gerade die Tür hinter uns, doch Derrick scheint keine Zeit verschwenden zu wollen und spricht sofort drauflos.

"Wir haben keine Zeit für unsere Streitigkeiten, Makenzie. Es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns gerade kümmern müssen", sagt er, also drehe ich mich nur langsam zu ihm um und sehe direkt in seine fabelhaften Augen.

"Du meinst die Sache, mit dem entweder stirbt einer oder stattdessen drei, die diese eine Person bedingungslos liebt? Ja, dem bin ich mir durchaus bewusst", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust.

"Noch ein Grund mehr, um mit dir über unseren Streit zu sprechen", sage ich und trete etwas näher an ihn heran.

"Ich wollte, dass du bei mir bleibst, weil ich dich nicht verlieren wollte, Derrick", sage ich, als ich direkt vor ihm zum Stehen komme.

Wieder öffne ich meinen Mund und will weiter sprechen, da unterbricht er mich sofort.

"Du hattest kein Recht dazu, Makenzie! Selbst, wenn ich gewusst hätte, wo du gewesen wärst, hätte ich keine verfluchte Chance gehabt, dir zu helfen!", knurrt er mir wütend ins Gesicht und schon breitet sich ein bedrücktes Gefühl in meiner Brust aus.

Ich will nicht, dass nach allem, was wir miteinander durchgemacht haben, tatsächlich noch mehr dicke Luft zwischen uns herrscht.

Langsam gehe ich weiter auf ihn zu, höre ihm stumm dabei zu, wie er spricht und bleibe vor ihm stehen, ehe ich meine Stirn gegen seine harte Brust fallen lasse.

"Du hättest sterben können und ich hätte keine verfluchte Chance gehabt, zu dir zu gelangen. Nur, weil du so unglaublich stur bist, dass es mir den letzten Nerv raubt", knurrt er weiter und schenkt mir kaum Beachtung.

Doch sein Herz verrät ihn, indem es schnell und hart gegen seine Rippen pocht.

"Nimm es zurück", befiehlt er streng, doch danach bleibt er still und rührt sich auch nicht.

Für einen kurzen Moment hoffe ich, dass er einfach seine Arme um mich legt und mich enger an sich drückt, doch das tut er nicht.

Also bleiben wir einige weitere Momente stumm und bewegungslos stehen, während so viele unausgesprochene Worte zwischen uns liegen.

Meine Worte von vor unserem Streit hängen mir im Ohr und die Einsicht, dass ich meine Gabe nicht nutzen muss, trifft mich, wie ein Schlag in die Magengrube.

Ich sagte, dass er sich daran halten muss, solange ich ihm nichts anderes sage, also reicht es vollkommen aus, wenn ich ihm etwas anderes sage.

Dementsprechend hebe ich langsam den Kopf und spüre das bekannte prickeln hinter meinen Augen, welches mich darauf aufmerksam macht, dass ich kurz davor bin, zu weinen.

"Du kannst die Stadt verlassen, wann immer du willst. Du kannst machen, was immer du willst", sage ich mit leiser Stimme, bis mich plötzlich die Angst trifft, ihm jemals wieder einen Befehl zu erteilen.

Ich senke den Blick und lasse mir das alles durch den Kopf gehen.

Nichts davon kann ich als gewollt bezeichnen und alles davon bereitet mir bloß Probleme.

Mir ist bewusst, dass ich aus all dem hinausfinden könnte, indem ich lediglich mein Leben lasse, da diese Verbindung dann unterbrochen wird, doch das kann ich nicht tun, weil in meinem Inneren ein weiteres Leben heranwächst.

Mein Herz muss bloß aufhören zu schlagen, auch wenn es bloß für einige Minuten ist und schon wäre ich die Last der Alpha los.

Die Verbindung wäre unterbrochen und schon gäbe es nur noch einen wahren Alpha.

Ich könnte all den Verantwortungen und den Ängsten und vor allem der Verbindung entkommen, wenn mein Herz bloß aufhören würde zu schla...

Mit einem Mal reiße ich hastig den Kopf nach oben und blicke in das Gesicht meines Seelenverwandten.

Er scheint von meinem Gesichtsausdruck etwas verwirrt zu sein, doch bevor er dazu kommt, etwas zu sagen, komme ich ihm zuvor.

"Was ist, wenn ich eine verdammt dumme Idee habe, wie wir all dem entkommen können?", frage ich und sehe ihn hoffnungsvoll an.

Jetzt wird auch Derrick unglaublich aufmerksam und verschränkt die Arme vor der Brust, ehe er mich neugierig ansieht.

"Es ist total verzwickt, verdammt gefährlich und vor allem unglaublich dämlich, aber ich wüsste keinen anderen Weg", erkläre ich mit zittriger Stimme.

Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als all das mit dieser Lösung zu beenden.

Natürlich will ich es nicht, weil es verflucht gefährlich ist und nur Risiken mit sich bringt, doch eine andere Lösung hätte ich per se nicht.

Ich gebe der Kontrolle nach und lasse zu, dass sich meine Augen mit Tränen füllen, was Derrick zu beunruhigen scheint.

Alleine der Gedanke daran, einen so sehen zu müssen, oder mich dem hingegen zu müssen, macht mir Angst.

Gerade möchte ich all das genauer erklären, da springt die Tür auf und lässt mich erschrocken zusammen fahren.

"Der Tod!", höre ich Beatrix hinter mir sagen, also drehe ich mich perplex zu ihr um.

Sie atmet schwer, als wäre sie gerade durch das gesamte Reservat gerannt, nur um diese zwei Worte loszuwerden.

"Wir beenden das alles mit dem Tod", erklärt sie nun etwas ruhiger und schon bemerke ich, dass wir beide denselben Gedanken hatten.

"Einer muss sterben, um alle anderen zu retten", sagt sie noch, ehe sich in meiner Brust diese unbeschreibliche Leere ausbreitet, als hätte ich bereits einen von ihnen vor mir liegen.

Ohne zu atmen.

Ohne sich zu rühren.

Ohne Herzschlag.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now