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POV Makenzie

Fassungslos starre ich ihn an, da ich bei aller Liebe nicht verstehen kann, wie er so herzlos sein kann.

Er dreht mir wieder den Rücken zu und behält das Lächeln auf seinen Lippen, was jedoch sofort dazu führt, dass meine Wut die Kontrolle über meinen Körper übernimmt.

Ich zerre so sehr an den Fesseln und versuche so verzweifelt, sie zu lösen, bis sie tatsächlich lockerer werden.

Für einen Moment ermahne ich mich, ruhig zu bleiben und meinen Trumpf nicht sofort auszuüben, doch all meine Muskeln betteln danach, diesem Mann den Kopf abzureißen.

Vorsichtig schiebe ich die Fesseln erst von meinen Füßen und dann von meinen Handgelenken.

Mir ist nicht klar, warum sich keiner der anwesenden Wölfe rührt, da ihre Sinne so ausgeprägt sind, dass sie es bemerken sollten, doch ohne zu zögern stelle ich mich hin.

"Wir werden dich nicht weiter aufhalten, wenn es das ist, was du jetzt denkst", spricht Silas plötzlich ruhig auf mich ein und dreht sich beunruhigend langsam in meine Richtung.

Meine Knie zittern, was ich auf das Gift in meinem Körper schiebe, doch auch die neusten Ereignisse machen mich vollkommen verrückt.

Langsam, damit ich mich nicht selbst verletze, ziehe ich das Panzertape von meinen Lippen und zerknülle es in meinen Händen, nur um es dann wütend auf den Boden zu werfen.

"Bestimmt fragst du dich, wo daran der Haken ist, doch es gibt keinen. Ich habe dir jetzt erzählt, was geschehen wird, was bedeutet, dass wir jetzt bloß noch in Ruhe warten müssen. Wenn es so weit ist, kommen wir zu euch und schauen uns das Spektakel an, aber jetzt solltest du besser zu deiner Familie gehen. Vielleicht reicht da eine Entschuldigung auch nicht", lächelt er mich triumphierend an und plötzlich trifft mich die Einsicht auf alles, was mit dieser Verbindung geschehen wird.

Anscheinend sieht man mir die Einsicht an, denn Silas grinst noch breiter und kommt langsam näher.

"Felicia, Isaac und auch das neue Baby werden dich verabscheuen. Sie werden dich hassen, weil du ihnen nicht bloß ihren Vater, sondern auch ihren Onkel genommen hast. Fawn wird dich auch hassen, weil du ihr ihren Seelenverwandten genommen hast", sagt er und kommt mir immer näher, bis er direkt vor mir zum Stehen kommt.

Langsam hebt er eine Hand und streicht mir erneut eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Dein Leben ist vorbei, Mazie."
Hinter meinen Augen brennt es, doch ich weigere mich, vor diesem Mann zu weinen.

"Ich hätte dich umbringen sollen, als ich damals vor dir stand", gebe ich mit zittriger Stimme von mir und muss mich einmal räuspern, weil meine Stimme viel zu schwach klingt.

"Anfänger Fehler", grinst er überlegen und besitzt tatsächlich noch die Frechheit, sich zu mir herunter zu lehnen und mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

Doch mein Körper will sich nicht rühren, egal, wie sehr ich es von ihm verlange.

Mit einem Mal löst er sich abrupt von mir und dreht sich wieder um, nur um sofort zurück zum SUV zu laufen und sich auf die hinteren Sitze fallen zu lassen.

"Dir bleibt nicht mehr genügend Zeit mit deiner Familie, also los", sagt er plötzlich mit neutraler Miene und sieht mir dabei nicht ins Gesicht.

So, als würde er sich schämen und könnte meinem urteilenden Blick nicht ertragen.

Um mich darüber zu kümmern, fehlt mir aber absolut die Kraft und vor allem die Zeit, also setze ich all meine Kraft lieber darin, mich zu bewegen.

Zunächst rührt sich nichts, doch je mehr ich darum kämpfe, desto einfacher erscheint es mir.

Erst drehe ich mich bloß langsam und mit zitternden Gelenken um, doch dann erwische ich mich dabei, wie ich schneller laufe, bis ich letzten Endes über die Straßen renne.

Diese Handlanger haben mich viel zu weit weg geschafft, also muss ich eine ganze Weile nur über die Straße rennen.

Ich wüsste nicht, wie ich jemals damit umgehen kann, wenn mir diese drei Menschen durch einen meiner Fehler genommen werden.

Mein Leben würden sie aber niemals opfern, also habe ich bloß zwei Möglichkeiten.

Entweder ich hoffe darauf, dass sie noch nichts darüber wissen und verheimliche es ihnen.

Oder ich hoffe einfach ganz fest darauf, dass irgendjemand im Reservat eine verdammte Lösung dafür finden kann.

Meine Beine tragen mich schnell über die Straßen, doch nicht schnell genug, da mir die Zeit zwischen die Finger rinnt.

Es dauert ganze vier Minuten, bis ich überhaupt erst den Wald sehe und dann dauert es noch einen ganzen Moment, bis ich durch den Wald rennen kann.

Ich stolpere und fluche, weil ich so dumm bin, meine Zeit zu opfern, doch dann versuche ich mich wieder zusammenzureißen.

Heiße Tränen benetzen meine Wangen, was dazu führt, dass vereinzelte Haarsträhnen an meinen Wangen kleben bleiben.

In dem Moment, in dem ich das Reservat entdecke, sehe ich schon, dass viel zu viele Leute in meine Richtung blicken und sich für einen Kampf vorbereiten.

Doch dann sehe ich Micah, Nael und Magnus.

Und schon kann ich mich nicht mehr zusammenreißen.

Sofort nehme ich noch weiter an Tempo zu und renne auf eine bestimmte Person zu.

Zunächst hat er mir den Rücken zugekehrt und sieht zu zwei Leuten, die vor ihm auf dem Boden knien, doch dann machen ihn die Leute um uns herum auf mich aufmerksam und schon dreht er sich zu mir um.

Das war jedoch viel zu spät, denn schon bin ich ihm in die Arme gerannt und habe ihn beinahe mit mir zu Boden gerissen.

Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten und beginne bitterlich zu schluchzen.

"Was ist passiert, Lilo?", ist das einzige, was ich noch höre, ehe ich die starken Arme meines Onkels um meinem Körper spüre und mich sofort sicherer fühle.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now