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"Das ist das Haus deiner Mutter?", fragt er überrascht neben mir.

Ich bin erst vor einigen Minuten wieder wachgeworden, weshalb ich verschlafen nicke und im selben Moment auch gähne.

"Es gehörte seit einigen Generationen der Familie. Mag zwar etwas alt sein, doch so aussehen tut es nicht. Jetzt, wo Silas kein Teil des Rudels mehr ist, gehört es ganz alleine mir. Eigentlich war das schon so, seit meine Mutter gestorben ist, aber na ja", erkläre ich ihm, während wir beide aus dem Wagen steigen und zum Kofferraum gehen.

"Ich helfe dir", sage ich und möchte mir meinen Koffer nehmen, doch er sieht mich mahnend an.

"Du wurdest heute Vormittag angeschossen, Makenzie. Auch wenn die Wunden äußerlich geheilt sind, braucht dein Körper noch Zeit, um auch die inneren Verletzungen zu heilen", erklärt er ernst, während ich hinter ihm her laufe und ihn dabei nachäffe.

"Ich weiß, was du tust. Lass das und öffne lieber die Tür", sagt er leicht amüsiert darüber, dass ich ihn so überrascht angesehen habe, als er sich zu mir gedreht und mich dabei erwischt hat.

"Tut mir leid", sage ich und ziehe den Schlüssel aus meiner Hosentasche, den ich vorhin extra noch aus den Kisten gesucht habe.

Immerhin habe ich nicht damit gerechnet, so schnell wieder hierherzukommen.

Trotzdem schließe ich die Tür auf, schalte dann das Licht im Flur an und lasse ihn ins Haus kommen, ehe ich die Tür hinter uns schließe und sie dann sofort abschließe.

Man weiß ja nie.

"Schön", murmelt er, während er sich in dem langen Gang umsieht und einige Gemälde betrachtet.

"Meine Mutter hat viele davon gemalt und einige davon sind ihre Fotografien. Ich habe auch noch welche bei Felicia und Micah um Keller, weil sie nicht in meinem Zimmer untergebracht werden konnten. Einige von ihnen möchte ich im Haus aufhängen, aber irgendwie verpasst es mir ein komisches Gefühl, nach all dem, was Silas mir erzählt hat", erzähle ich und lege meine Hände an meine Hüften, während Derrick sich im Flur umsieht.

"Soll ich dir alles zeigen? Die Räume sind außer den Möbeln ziemlich leer, aber wenn du möchtest, kann ich dich herumführen", sage ich dann und achte auf seine Reaktion.

"Was ist das für ein Bild?", fragt er und zeigt auf den großen dunklen Wolf an der weißen Wand.

Ich gehe langsam auf ihn zu, sehe auf die Unterschrift meiner Mutter an der linken Ecke und dann auf das Gemälde.

"Silas wollte nie darüber sprechen, aber Natalia hat mir immer gesagt, dass es Moms große Liebe zeigt. Damals habe ich noch gedacht, dass es Silas darstellen soll, er es aber zu schmerzhaft findet, darüber zu sprechen. Jetzt, wo ich es genauer betrachte", sage ich und denke kurz nach, während ich mir die Augen ansehe.

"Es ist Nael. Diese Augen habe ich bisher nur zwei Mal gesehen. An Nael und an einem seiner Jungs. Es ist Nael", wiederhole ich nachdenklich.

"Deine Mutter hatte ein unglaubliches Talent."
Ich nicke, stimme ihm dabei stumm zu und greife dann nach seiner Hand, ehe ich ihn durch das Haus führe und ihm jedes einzelne Zimmer zeige.

**

"Du solltest schlafen, Derrick", sage ich und fahre durch sein dunkles Haar, während er mit geschlossenen Augen auf meinen Beinen liegt.

"Der nächste Tag hat schon begonnen, also kann ich darauf verzichten."
Ich hebe eine Braue und kneife ihm genervt in die Nasenspitze, weshalb er scharf die Luft einzieht und sofort seine Augen öffnet.

"Du hast dir den ganzen Tag Sorgen um mich gemacht und bist dann auch noch die Nacht lang hierhergefahren. Du brauchst Schlaf", sage ich ihm ernst, während sein Lächeln immer breiter wird.

"Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du unglaublich süß bist, wenn du wütend wirst?", fragt er und lächelt zu mir auf.

"Normalerweise haben mir immer alle gesagt, dass ich ein Freak bin, also nein", sage ich ziemlich grimmig und atme dann seufzend aus.

"Bitte, Derrick."
Er lächelt weiter, steht auf und geht in den Flur, ehe er mit dem Buch zurückkommt, welches ich vorhin gelesen habe.

"Du liest und ich mache ein Nickerchen. Morgen früh gehen wir einkaufen", erklärt er, ehe er sich wieder auf meinen Schoß fallen lässt, dann nach meiner Hand greift und sie in sein Haar legt.

Sofort beginne ich damit, meine Finger in seinem Haar zu bewegen, während er die Augen schließt und mir so gibt, was ich von ihm möchte.

Jetzt, wo wir alleine sind, wirkt er plötzlich viel zutraulicher und offener, was mir sofort beweist, dass er uns nicht aufgegeben hat.

Immerhin hatte ich angenommen, dass er diese Markierung nicht möchte, weil er sich nicht für immer an mich binden will, doch jetzt, wo ich ihn hier so liegen sehe, weiß ich ganz genau, dass dies nie der Fall war.

Ich lächle, öffne mein Buch und beginne zu lesen, während ich es genieße, Derrick einfach so bei mir zu haben.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now