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Kenneth und ich sind einfach aus der Stadt verschwunden.

Ich habe Micah eine einfache Nachricht hinterlassen, dass Silas von nun an kein Problem mehr für das Rudel sein wird, ich jedoch Zeit brauche und diese nutzen werde, um Kenneth und mich selbst zu trainieren.

Sofort darauf habe ich mein Handy bei Seite gelegt und habe aufs Gaspedal getreten.

Heute sind wir dort, wo ich das letzte Mal mit ihm war.

In meinem Haus.

In meiner Geburtsstadt.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir gut ginge.

Trotz der Entfernung bin ich an ihn gebunden, fühle jede Emotion, die er verspürt und bin so schwach und so krank, wie er es ist.

Doch ich kann ihm das nicht einfach so verzeihen.

Es hätten genauso gut mein Vater oder mein Bruder sein können.

Er hat selber gesagt, dass er sie opfern würde.

Völlig geschwächt schäle ich mich aus dem Bett und versuche aufzustehen, doch die ersten beiden Versuche bleiben genau das.

Bloß gescheiterte Versuche.

Mir wird sofort schwindelig und schon falle ich wieder zurück auf die Matratze.

Ein tiefes Knurren entkommt meiner Kehle, als ich diese Wut wieder auf ihn verspüre.

Wieso muss ich leiden, wenn er es alleine tun müsste?

Ich habe nichts falsch gemacht.

Meine Finger bohren sich tief in die Matratze, ehe ich mich ein weiteres Mal auf die Beine drücke und dieses Mal dazu zwinge, stehenzubleiben.

Wir sind schon vier Tage hier und bis jetzt habe ich noch immer keine Lösung gefunden, wie ich Silas aus der Manipulation holen könnte.

Nachdenklich und gleichzeitig wütend reibe ich meine Hände über mein Gesicht, während ich aus dem Schlafzimmer heraus und ins Wohnzimmer hinein gehe.

Ich habe noch immer ein stechendes Gefühl in meiner Brust, wenn ich daran denke, was für eine schöne Zeit, Derrick und ich hier hatten.

Und trotzdem verdränge ich dieses Gefühl, weil er es einfach nicht verdient hat.

"Das Rudel lässt deinem Handy keine Ruhe", höre ich plötzlich eine Stimme und schon zucke ich zusammen.

Als ich dann jedoch zu Kenneth sehe, welcher mich besorgt betrachtet, entspanne ich mich sofort wieder.

Der Kleine ist so ruhig, dass ich manchmal sogar vergesse, dass er hier ist und ich ihn mit mir genommen habe.

Etwas unwohl fühlend, kratze ich mich am Nacken und nicke leicht dabei.

"Kann schon sein. Ich habe bis jetzt keine ihrer Nachrichten geöffnet. In meinem Kopf dreht sich alles darum, wie ich Silas helfen kann", erkläre ich und gehe rüber in die Küche.

Er folgt mir und als ich einige gewisse Gefühle und Gedanken wahrnehme, greife ich etwas grober nach dem Wasser aus dem Kühlschrank, was die Flasche fleißig zum Knistern bringt.

"Kontrolliere deine Gedanken, Kleiner", warne ich ziemlich aufgebraust.

"Ich will dir damit doch nicht zu nahe treten, Makenzie, aber..."

"Dann lass es auch. Ich will nichts über Derrick hören, nicht an ihn denken und ihn nicht fühlen!", unterbreche ich ihn, während ich wütend zu ihm herumfahre und unbeabsichtigt lauter werde.

Sofort sieht er mich bedrückt an und schon fühle ich mich wieder schlecht.

Ich weiß noch, wie es für mich damals war, als mein Vater...

Als Cody bei jeder Kleinigkeit die Kontrolle über sich verloren hat.

"Tut mir leid", sage ich dementsprechend.

"Ich weiß nur nicht weiter. Meine Verbindung mit Derrick kämpft darum, wieder näher zu ihm zu kommen, während mein Körper total verrückt spielt. Und ich kann einfach keine Lösung für das Silas Problem finden", sage ich, während ich die Flasche öffne und endlich davon trinke.

In den letzten vier Tagen bin ich alle übrig gebliebenen Sachen meiner Mutter durchgegangen und ich konnte trotzdem nichts Brauchbares finden.

Es raubt mir förmlich den letzten Nerv.

"Wenn das so weiter geht, muss ich noch die örtlichen Leute um Hilfe bitten", sage ich, als ich den Deckel der Flasche wieder drauf drehe.

Und schon kommt mir die Person in den Sinn, die uns schon seit unserer Ankunft immer mal wieder beobachtet.

"Du hast sie bemerkt?", fragt Kenneth mich überrascht, was mich sofort eine Braue heben lässt.

"Ich habe mein Gen unterdrückt, Kenneth. Das bedeutet noch lange nicht, dass ich inzwischen nicht weiß, wie ich meine Kräfte zu nutzen habe. Außerdem bin ich die Alpha", erkläre ich ihm, ehe ich bei meinem letzten Satz ein kleines wenig lächle.

Kenneth nickt etwas nachdenklich, ehe er mich plötzlich mit großen Augen betrachtet.

Er fasst sich wie in Trance an die Nase und schon tue ich es ihm gleich.

Als ich dann jedoch etwas an meinem Finger spüre, ziehe ich meine Hand sofort zurück und sehe sie an.

"Blut?", frage ich verwirrt und eher an mich selbst gerichtet.

Nimmt mich diese ganze Verbindung wirklich so sehr mit?

Mit einem Mal klingelt es an der Haustür und schon sehe ich überrascht auf, ehe ich flüchtig zu Kenneth blicke.

Er wirkt sofort wieder nervös.

Recht alarmiert greife ich nach der Küchenrolle, ziehe daran ein Blatt ab und halte es mir an die Nase, ehe ich Kenneth ein einfaches Zeichen gebe, versteckt zu bleiben.

Wir haben zwar ab und zu mal ein bis zwei Stunden an seiner Kontrolle gearbeitet, doch der Junge ist noch lange nicht so weit, sich vernünftig verteidigen zu können.

Dementsprechend gehe ich alleine durch die Küche, hinüber ins Wohnzimmer und vom Wohnzimmer aus, direkt zur Haustür.

Als ich meine Hand um die Türklinke lege, kommt mir ein unwohles Gefühl über die Glieder.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now