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"Egal, wie ich es drehe und wende, ich komme immer zum selben Ergebnis", sagt Beatrix, als wir uns alle zusammen unter dem Pavillon versammelt haben.

Ich stehe neben Derrick und sehe zu Boden, während ich in meinem Kopf Millionen Lösungen bedenke, doch nichts wirkt sinnvoll und hilfreich.

Alles endet bloß in dem deprimierenden Ergebnis, dass wir bloß diese eine Chance und diese eine Möglichkeit haben, um das alles zu beenden.

Beatrix will ihren Bruder nicht verlieren.

Felicia weiß noch nichts von all dem, doch auch die anderen haben alle jemanden, den sie unter keinen Umständen verlieren wollen.

Ich nehme das Gespräch bloß verschwommen und gedämmt wahr, während ich weiterhin verzweifelt nach anderen Möglichkeiten suche.

"Das wird alles nicht funktionieren", sage ich schlussendlich leise, als ich höre, wie Beatrix ihre Idee vorschlägt und schon verstummen alle um mich herum.

Sogar die restlichen Mitglieder des Rudels scheinen aus der Ferne zuzuhören.

Da es eine ganze Weile still bleibt und keiner sich zu Wort meldet, hebe ich langsam den Kopf und sehe in die vielen verschiedenen Augenpaare.

"Nichts davon wird funktionieren", wiederhole ich meinen Entschluss und schiebe mir eine lose Strähne meiner Haare hinter das Ohr.

Beatrix hat eben erklärt, dass es einer sein muss, der mit dieser Verbindung zusammenhängt, doch das Ganze ist nicht so einfach, wie sie es sich gerade ausmalt.

"Ich kann es nicht tun, weil in mir ein Kind heranwächst", merke ich an und verschränke meine Arme vor der Brust, um einerseits etwas selbstbewusster zu wirken, doch auch um das Zittern meiner Hände zu verbergen.

"Derrick kann es nicht tun, weil er sonst womöglich den Titel als Alpha des Rudels verlieren wird. Bei Danny ist dasselbe Problem mit dem Beta sein. Und ich werde den Teufel tun und meinen Onkel für mich sterben lassen", sage ich mit rauer Stimme, da mir das ganze viel zu nahe geht.

Viele der anwesenden senken die Blicke und scheinen über meine Worte nachzudenken, da es ihnen jetzt wohl auch aufzufallen scheint.

"Und wenn wir nichts tun, stirbst du", merkt Micah wütend an, also sehe ich zu ihm und betrachte ihn einen Moment.

Er hat recht.

Zögerlich nicke ich und lächle dann leicht.

Er scheint einen Moment zu brauchen, doch dann schüttelt er wütend den Kopf.

"Vergiss es!", knurrt er wütend, als er meine stumme Geste endlich versteht.

"Das war von Anfang an dein Plan, richtig?", fragt er weiterhin wütend.

Wir haben nicht mehr lange Zeit und die Sonne beginnt schon wieder aufzugehen.

Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, doch interessieren tut es mich auch nicht wirklich.

Das einzige, was ich weiß, ist nun einmal, dass wir nicht mehr lange Zeit haben, um das ganze zu klären.

Trotzdem habe ich nicht vor, irgendjemanden an meiner Stelle sterben zu lassen.

Und dafür verantwortlich sein, dass meine Liebsten ihr Leben total umstellen müssen, werde ich auch nicht.

"Es spielt keine Rolle. Wir sollten unsere übrige Zeit weiser nutzen", sage ich und drehe mich um.

Ich sehe direkt in den Wald und lasse mir einige Dinge durch den Kopf gehen.

"Wieso Danny, Derrick und Micah?", überlege ich laut und versuche meine Umgebung besser wahrzunehmen.

"Was meinst du?", fragt Danny mich ziemlich verwirrt, als er neben mich tritt und mich sowohl besorgt als auch bedrückt betrachtet.

Langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung und sehe direkt in seine bernsteinfarbenen Augen.

"Wieso ihr drei, wenn er Nael hätte an sie binden können. So wäre es viel einfacher für ihn gewesen", kommt es nun von Asher, der uns allen mal wieder einen Schritt voraus ist.

"Warum macht er sich die Mühe, sich hinterher noch mit Nael beschäftigen zu müssen?", frage ich erneut und drehe mich wieder zu den anderen um, da ich es einfach nicht verstehe.

Ich blicke zu meinem Onkel und von Micah sehe ich zu Magnus.

Kurzzeitig betrachte ich meinen Bruder nachdenklich und nehme wahr, dass wir uns zwar unglaublich ähnlich sehen, doch wenn man es so betrachtet, würde man uns nicht direkt für Zwillinge halten.

Wieso meinen besten Freund an mein Leben binden, wenn er doch hätte meinen Vater oder meinen Bruder wählen können?

"Was ist, wenn er es nicht weiß?", kommt es plötzlich von Davina.

Sofort betrachte ich sie neugierig und ebenso fragend.

"Ich meine, überlegt doch mal. Wir wissen es doch gerade mal erst seit kurzem. Woher soll er es also wissen?", fragt sie, doch bisher konnte ich ihnen nicht die ganze Geschichte erzählen.

Sie wissen nicht, was Nael uns im Wohnzimmer von Felicia und Micah alles erzählt hat.

"Davina liegt nicht gerade falsch. Als du ihm sein Gen genommen hast, hat er doch gesagt, dass Cody dein Vater gewesen wäre. Er war davon überzeugt", stimmt Derrick mit ein und schon sehe ich in seine perfekten himmelblauen Augen, die immer sichtbarer werden, je weiter die Sonne aufgeht.

Ich lasse mir die ganzen Informationen durch den Kopf gehen, doch dann schüttel ich ihn hin und her und seufze frustriert auf.

"Das ergibt doch alles keinen Sinn!", knurre ich laut und raufe mir verzweifelt die Haare.

"Was verspricht er sich davon? Sobald ich sterbe, bleibt Nael weiterhin ein wahrer Alpha. Er bekommt keine Chance dazu, überhaupt auf den Geschmack der verdammten Macht zu kommen!", sage ich laut und gestikuliere wild mit den Händen umher.

Mein Handgelenk beginnt zu kribbeln, also kratze ich ziemlich unbedacht über den Verband, doch als es nicht schmerzt, bin ich recht überrascht.

Erst, als ich auf den Verband blicke und einen Moment nachdenke, realisiere ich, dass es gerade heilt.

Mein Gen scheint also wieder funktionstüchtig zu sein.

Eine Sorge weniger.

Ich lege die Hände in die Hüften und sehe frustriert in die Runde, doch zwei Blicke richten meine Aufmerksamkeit auf sich.

Jason und Magnus blicken beide in die Richtung von Dash und Blaze.

Erst, als sie einander ansehen, weiß ich, dass sie über etwas nachdenken, das womöglich meine Fragen betrifft.

Doch bevor ich fragen kann, was ihnen eingefallen ist, wird von hinten an meinem Oberteil gezupft, also drehe ich mich um und blicke in die braunen Augen von Kennenth.

The Alpha GirlWhere stories live. Discover now