The Alpha Girl

›57‹

Nachdem Aeryn mich gründlich unter die Lupe genommen hat und Micah und Felicia mich zum Essen gezwungen haben, habe ich erstmal ein langes Bad genommen.

Natürlich fühle ich mich noch immer total schrecklich, aber gerade wird es etwas besser.

Nachdenklich sehe ich etwas durch mein altes Zimmer und realisiere, dass gar nicht mehr so viele Sachen von mir hier sind.

Entweder sind sie oben bei Derrick oder aber in meinem Haus, am Ende des Waldes.

Eine Sache fällt mir jedoch ein, die ich tatsächlich hier vergessen habe.

Meinen alten Laptop.

Vor einer Weile habe ich mir einen neuen gekauft, welchen ich dann sofort begonnen habe zu benutzen, doch meinen alten habe ich dann total vergessen.

Dementsprechend stehe ich aus meinem Bett auf, ziehe die langen Ärmel von Derricks Pullover etwas nach oben und gehe zu meinem Schreibtisch.

Als ich nach der Schublade greife, sehe ich für einen Moment auf den schwarzen Stoff des Pullovers, doch dann ignoriere ich das Gefühl und ziehe die Schublade auf.

Wie erwartet, liegt er da.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, nehme ich den Laptop aus der Schublade und stelle ihn auf den Schreibtisch, ehe ich den Stuhl etwas zurückziehe und mich dann darauf setze.

Während ich den Laptop anschalte, ziehe ich das rechte Bein hoch und stelle den Fuß auf die Sitzfläche.

"Irgendwie kommt mir das bekannt vor", höre ich eine bekannte Stimme sagen, die mich sofort zum Lächeln bringt.

Die anderen sind auch alle hier und bleiben auch noch zum Essen, was Felicia ziemlich gefällt.

Doch bis eben sind mir alle aus dem Weg gegangen.

"Erinnerst du dich noch, wie es damals war?", fragt Danny aus dem Türrahmen hinein in mein altes Zimmer.

"An dem Tag habe ich unglaublich schöne Fotos von einer makellosen Kreatur geschossen und Derrick kennengelernt. Wie könnte ich den Tag vergessen?", frage ich lächelnd, während ich etwas durch die alten Dateien meines Laptops stöbere.

Danny lacht amüsiert auf, während ich aus dem Augenwinkel sehe, wie er sich an den Türrahmen lehnt.

"Er war gar nicht so genervt darüber, wie er sich gegeben hat", sagt er plötzlich ziemlich ernst, weshalb ich nun doch zu ihm sehe und eine Braue hebe, weil ich es nicht ganz verstehe.

Dann zeigt er jedoch mit der Hand auf mich.

Es kostet mich einen Moment, bis ich verstehe, dass er auf den Pullover zeigt.

Damals habe ich auch einfach einen Pullover von Derrick getragen, was im Anschluss dazu geführt hat, dass er ziemlich genervt darauf reagiert hat.

"Er ist nicht immer so, wie er sich gibt, Mazie", sagt er recht bedrückt.

"Inzwischen weiß ich das, Danny", versichere ich ihm, doch er schüttelt den Kopf.

"Du verstehst es nicht ganz."
Verwirrt ziehe ich die Brauen zusammen und versuche meinen besten Freund zu verstehen, doch ich scheitere daran.

"Kommt ihr essen?", höre ich Felicia aus der Küche rufen und schon sieht Danny nach hinten in den Flur.

"Dir fehlt noch eine Menge Energie. Komm", sagt er einfach so, als hätte unser Gespräch eben nicht stattgefunden.

Dann dreht er sich einfach um und verschwindet aus meiner Sichtweite, während ich hier total verwirrt sitzen gelassen werde.

Für einen Moment denke ich noch über seine Worte nach, doch dann sehe ich zum Laptop, schließe ihn mit einem Seufzer und gehe in die Küche.

Alle anderen, sind gerade dabei, sich zu setzen, doch Derrick steht noch ziemlich unfokussiert im Raum, ohne wirklich eine bestimmte Stelle anzusehen.

Ich sollte mich nicht sorgen.

Und genau aus diesem Grund ignoriere ich meine Gefühle und setze mich neben Kenneth.

Als ihm sein Messer vom Tisch rutscht, fange ich es ohne Probleme ab, reiche es ihm mit einem Lächeln und fahre ihm dann einmal durch das blonde Haar.

"Danke, Makenzie", lächelt er höflich, ehe er mich kurzfristig ziemlich besorgt ansieht.

"Setz dich endlich hin, Derrick", kommt es von Asher, weshalb ich wieder auf sehe.

Alle anderen sitzen bereits am Tisch, doch Derrick steht noch immer an seinem Platz.

Das scheint jedoch niemanden wirklich zu interessieren, da alle bereits anfangen, sich zu unterhalten und sich an dem Essen zu vergreifen.

Ziemlich verwirrt ziehe ich das rechte Bein an und greife nach einem Stück Gemüse, welches ich mir nachdenklich zwischen die Zähne schiebe.

Derrick lässt sich am Kopfende nieder und scheint weiterhin total neben der Spur, während Asher ihm immer wieder irgendetwas anbietet und dann einfach auf seinen Teller legt.

Dann sieht Derrick endlich auf und blickt zum Wasser, welches direkt vor Felicia steht.

"Reich mir mal bitte das Wasser, Feli", sagt er mit rauer Stimme.

Es ist solch eine raue Stimme, die seit einer ganzen Weile kaum benutzt wurde.

Doch Felicia unterhält sich weiterhin mit Micah und Aeryn.

"Feli", sagt Derrick ein weiteres Mal.

Eben habe ich noch angenommen, sie hätte ihn nicht gehört, doch jetzt ist es klar.

Mit gerunzelter Stirn, stehe ich von meinem Platz auf, gehe um den Tisch herum und nehme mir das Wasser, ehe ich zurückgehe und neben Derrick zum Stehen komme.

"Was zum Teufel stimmt nicht mit euch?", frage ich, als ich realisiere, was hier gerade abgeht.

Ich gieße Derrick das kalte Wasser in sein Glas und unterdrücke mir ein wütendes Knurren.

Alle werden sofort still und sehen in meine Richtung.

"Derrick hat nach dem Wasser gefragt, Felicia", sage ich wütend, als ich die Karaffe mit einem lauten Knall auf den Tisch donnere.

Möglicherweise sind es nicht nur meine Gefühle, die gerade aus mir sprechen, doch es macht mich wütend.

"Ich habe es nicht gehört", sagt sie recht kleinlaut.

"Bullshit. Du hast ein gottverdammtes übermenschliches Gehör, Felicia. Warum ignoriert ihr ihn?", frage ich in die Runde, doch inzwischen sind alle Blicke wieder gesenkt.

Micah, Felicia, Danny, Magnus, Aeryn und auch die anderen sehen nicht in meine Richtung.

"Er hat getötet, Mazie", kommt es von Jason, welcher unbekümmert weiter sein Essen isst.

"Das passt der Familie nicht", fügt er noch hinzu und zuckt weiterhin unbeeindruckt mit den Schultern.

Die Realisation trifft mich, wie ein Schlag ins Gesicht und schon stolpere ich zurück auf meinen Platz.