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Langsam gehe ich auf ihn zu, mache auf mich aufmerksam und setze mich erst unter die Treppe, als er mich bereits bemerkt hat.

Derrick und ich haben unsere Verbindung besiegelt, was auch bedeutet, dass wir nun tatsächlich ein Rudel sind.

Dementsprechend ist meine Verbindung zu seinem Rudel, genauso stark, wie zu meinem eigenen.

Ich hebe sanft meine Hand, lege die Decke etwas ordentlicher über seinen zitternden Körper und rücke dann näher an ihn heran, ehe ich an die Wand rutsche, mich daran lehne und die Beine ausstrecke.

"Mir bleiben nicht viele Möglichkeiten und ich nehme an, dass die anderen bereits mit vielen Dingen versucht haben, dir zu helfen, also verringern sich meine Möglichkeiten immer schneller", erkläre ich und sehe nach vorne, als ich meine Hände ineinander lege und sie dann in meinen Schoß fallen lasse.

Ich darf die Verbindung zu ihnen nicht dafür nutzen, was meine Möglichkeiten noch weiter einschränkt.

"Eigentlich bleiben mir nur noch zwei Möglichkeiten, Kleiner", gebe ich bedrückt zu und lasse den Hinterkopf an die Wand fallen.

"Entweder, ich gebe mein bestes und versuche dich auf die sanfte und emotionale Art und Weise da herauszuholen. Oder ich nutze meine Macht und zwinge dich dazu, was bestimmt nicht gerade angenehm werden wird."
Wenn ich die erste Option wähle, muss ich so viel wie möglich über den Jungen erfahren, was wiederum bedeutet, dass er wahrscheinlich noch länger in dieser Gestalt bleiben wird.

Benutze ich jedoch die zweite Option, geht das alles verdammt schnell.

Nur wird es weniger angenehm für ihn werden.

"Er will die zweite", ertönt Ashers Stimme, weshalb ich sofort nach rechts sehe und erkenne, dass er sich einfach auf die Treppen über uns gesetzt hat.

"Du lernst nur die Leute kennen, mit denen du genügend Zeit verbringst, Makenzie. Du weißt nichts über Kai oder mich. Zwinge ihn dazu und bring ihn endlich wieder zu Verstand", murmelt er, ehe er einfach aufsteht und wieder geht.

Wieso hört er sich die Optionen an, gibt mir eine Antwort und verschwindet dann wieder, wenn er währenddessen bei seinem Bruder hätte sein können?

Nachdenklich sehe ich zu Kai und frage ihn stumm, ob Asher die Wahrheit gesagt hat.

Als ich dann jedoch ein bekanntes Brummen von ihm bekomme, atme ich frustriert aus.

"Verstehe", sage ich und stehe auf, ehe ich die Decke von seinem Körper ziehe, sie so aufhänge, dass sie ihm genügend Privatsphäre verspricht und drehe ihm dann auch noch den Rücken zu.

**

Erschöpft liegt der Junge mit den dunklen Haaren und den grauen Augen auf dem Sofa und schläft, während ich mit der Schulter an dem Gelände der Treppe lehne und ihn etwas genauer betrachte.

Meine Methode war nicht die richtige, aber sie hat geholfen.

"Vergiss das mal schnell wieder", antworte ich auf Derricks Gedanken und unterbreche damit die Stille des gesamten Hauses.

Wir alle befinden uns in diesen zwei Räumen, doch keiner sagt etwas.

Jedenfalls, bevor ich die Stille einfach unterbrochen habe.

"Lass mich eine Lösung suchen", sagt er mit tiefer Stimme, während er mit vor der Brust verschränkten Armen auf dem Sofa sitzt und den Kopf so in den Nacken gelegt hat, dass er an die Decke starrt.

"Dann such dir eine, die meine Familie nicht in Gefahr bringt", gebe ich zurück und sehe wieder zu dem Jungen.

"Er ist nicht deine Familie. Nicht wirklich, um genau zu sein."
Langsam sehe ich wieder zu ihm und unterdrücke mir ein wütendes Knurren.

"Das sagst du jetzt, nachdem du mir meinen leiblichen Vater und meinen Bruder eine ganze Weile lang verschwiegen hast? Du wirst die ganze Scheiße nicht einfach auf Nael abladen", knurre ich wütend.

"Okay Leute. Wir sind alle ziemlich geladen und unfassbar müde. Können wir einfach bitte versuchen, nicht zu streiten?", fragt Davina, die mit dem Kopf auf unserem Esszimmertisch liegt.

"Wir streiten nicht", sagen Derrick und ich, wie aus einem Munde.

"Wir diskutieren bloß", füge ich noch hinzu.

Wieder bleibt es einen ganzen Moment still, ehe ich die Arme fallen lasse und mich umsehe.

"Wir sollten alle schlafen gehen. Morgen können wir uns über den Rest der Dinge die Köpfe zerbrechen", sage ich ruhig und sehe dann wieder zu Derrick, der meinen Blick sofort auf sich spürt.

"Ich bin nicht müde", gibt er deshalb von sich, doch da mache ich nicht mit.

"Du bewegst deinen Hintern jetzt mit mir nach oben, oder ich sorge dafür, dass dich niemand in diesem Raum jemals wieder ernst nehmen kann", warne ich und ernte damit endlich seine volle Aufmerksamkeit.

Sein Blick ist zwar finster und mahnend auf mich gerichtet, doch fürs Erste ist es ein Anfang.

"Ich will auch mit ihm verbunden sein und jedes schmutzige Geheimnis über ihn wissen. Vor allem die peinlichen", jammert Blaze aus der Küche, doch wir alle ignorieren ihn.

"Komm einfach mit", sage ich etwas entspannter und sehe ihn ziemlich bedrückt an.

Ich möchte nicht mit ihm streiten.

Nie wieder, doch vor allem nicht jetzt.

"Bitte", füge ich noch hinzu, was tatsächlich zu wirken scheint, da Derrick sich mit den anderen zusammen erhebt, die nach und nach in ihre Zimmer verschwinden.

Ich greife nach Derricks Hand, verschränke meine Finger mit seinen und führe ihn hinter mich her, bis wir im Zimmer ankommen und ich die Tür einfach mit dem Fuß schließe.

"Du kannst Nael nicht einfach in das Messer stoßen, weil du annimmst, es würde uns helfen", sage ich und meine damit den Gedanken, welchen er vorhin hatte.

Er hat wirklich darüber nachgedacht, allen einfach die Nachricht zu übermitteln, dass Nael meinetwegen ebenfalls ein wahrer Alpha ist, doch das kann ich nicht zulassen.

Es würde ihn auch in den Mittelpunkt stellen.

"Irgendetwas muss ich tun", sagt er leise, während ich ihn einfach auf das Bett zu führe.

"Lass uns morgen darüber nachdenken. Gemeinsam. Nicht, dass es alleine funktionieren würde, aber du weißt ja, was ich meine", sage ich und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen.

"Leg dich hin, Makenzie", sagt er, ohne meinem Lächeln Beachtung zu schenken.

Also streife ich meine Kleidung von meinem Körper, während er dasselbe tut.

Er reicht mir wie erwartet sein Shirt, in welches ich sofort hinein schlüpfe, ehe ich mich auf das Bett knie und zu meiner Seite herüber krabbel.

Dort schlüpfe ich unter die Decke, lege mich einfach hin und nehme ihn einfach nur hinter mir wahr, bis er seine negativen Gedanken überwindet und mich endlich an sich zieht.

Sofort genieße ich seine Arme um meinen Körper und lege meine Hände über seine, ehe ich die Augen schließe und bete, dass uns all das endlich nicht mehr so stark zu schaffen macht, wenn wir das nächste Mal unsere Augen öffnen.

The Alpha GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt