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Das Erste, was ich sehe, als wir mein Haus betreten, ist wie Yennefer sich zu uns umdreht und mich etwas besorgt betrachtet.

Sie strahlt eine gewisse Unruhe aus und schon ist mir klar, dass sie mit schlechten Neuigkeiten gekommen ist.

Dementsprechend drehe ich mich um und sehe zu Davina.

"Kümmer dich um seine Verletzungen und du wirst die höfliche Geste entgegennehmen, ohne meine Freundin schlecht zu behandeln. Ich habe es satt mit dir und deinem Stolz", sage ich an beide gewandt, ehe ich den letzten Teil eher zu mir selbst murmle.

Kurz warte ich einen Moment, bis ich mir sicher bin, dass die beiden verschwunden und mit ihrem Kram beschäftigt sind, ehe ich die Arme vor der Brust verschränke und Yennefer ernst betrachte.

"Warum bist du heute hier? Ich bin mir sicher, dass du nicht einfach zum Plaudern gekommen bist", stelle ich fest und mache mit einem kurzen nicken auf ihre unruhige Haltung aufmerksam.

Sie nickt und setzt ein bedrücktes Lächeln auf, ehe sie die Hände aneinander reibt und den Blick gesenkt hält.

"Es geht um den Preis."
Für einen kurzen Moment hallen ihre Worte in meinem Kopf wieder und scheinen keinen einzigen Sinn zu ergeben, doch dann macht es Klick.

Sie ist hier um den Preis einzufordern, welcher nötig war, um die Sache mit Silas zu regeln.

Nachdenklich senke ich den Blick und habe ein unglaublich schlechtes Gefühl dabei.

Doch mir ist auch klar, dass es ein Preis ist, der gezahlt werden muss.

Das Gleichgewicht muss stets beibehalten werden und nach allem, was wir in den vergangenen Monaten alles durchgemacht haben, ist das ein Preis, den ich zahlen muss.

Sie kommt näher und bringt mich damit dazu, den Kopf wieder zu heben und sie anzusehen, doch ihr Blick ist gesenkt.

Direkt vor mir bleibt sie stehen und sieht mich nicht an.

Stattdessen legt sie eine Hand auf meinen Bauch und eine andere an meine Brust.

Ich brauche einen Moment, um diese äußerst seltsame Situation zu verstehen.

Es dauert wirklich länger als sonst, doch dann spüre ich einen unbeschreiblichen Schmerz in meiner Brust und sehe zur selben Zeit ihre gläsernen Augen.

Während ich scharf die Luft einziehe, beginnt ihre Unterlippe zu zittern.

Der Schmerz wandert aus meiner Brust durch meinen gesamten Körper, bis ich plötzlich kaum noch atmen kann.

Ich packe nach ihrem Arm und drücke so feste zu, wie es mir möglich ist, nur um eine Art halt zu finden, doch es bringt nichts.

Also versuche ich sie von mir zu stoßen, doch sie rührt sich nicht von der Stelle.

"Es sollte einfach nicht sein, Makenzie. Meine Aufgabe ist bloß, die Verbindung zwischen euch zu trennen", sagt sie mit zittriger Stimme, während ich vor ihr stehe und kaum noch dazu in der Lage bin, zu atmen.

Immer wieder versuche ich tief Luft zu holen, doch es gelingt mir einfach nicht.

Stattdessen scheint es so, als würde ich immer mehr an Kraft verlieren.

Nun greife ich mit meinem zweiten Arm nach ihr und versuche sie so gut es geht von mir zu stoßen, doch sie ist stärker.

Ich sehe immer verschwommener, was das ganze nicht einfacher für mich macht.

Außerdem habe ich keinen blassen Schimmer, was diese Frau gerade mit mir anstellt.

Ein kaum hörbares wimmern kommt mir über die Lippen, was mich plötzlich wieder an meine Macht erinnert.

Ich sammle jegliche Kraft zusammen, die in meinem Körper noch übrig geblieben ist und kneife fest die Augen zusammen.

"Hör auf", keuche ich mit meinem letzten übrig geblieben Sauerstoff in den Lungen und schon hört der heftige Schmerz ganz plötzlich auf.

Ich falle nach hinten, knalle mit dem Hinterkopf heftig auf den Boden und beginne zu Husten und panisch nach Luft zu schnappen.

Sofort darauf öffnet sich in der oberen Etage eine Tür und schon höre ich die vielen Schritte.

Ein unbeschreiblicher Energieschub fährt durch meinen Körper, als würde all die Kraft, die sie mir entzogen hat, mit einem Mal wieder in mich hinein strömen und mich überwältigen.

Ich sehe immer noch alles verschwommen und versuche panisch Luft in meine brennenden Lungen zu bekommen, während ich die gedämmten schreie der anwesenden Leute wahrnehme.

Vor mir sehe ich die Umrisse von Yennefer.

Sie steht einfach da, blickt mich an und rührt sich nicht auch nur einen Millimeter.

Mein Herz schlägt so schnell in meiner Brust, dass es heftig gegen meine Rippen schlägt und schon beinahe schmerzt.

Doch nicht einmal das Entfernen der Kugeln des Jägers war so Schmerzhaft, wie das Gefühl, welches ich eben verspüren musste.

Meine Klauen graben sich in den Boden, während das wilde Tier in meinem Inneren mit aller Kraft versucht, mir wieder Kraft zu geben.

Ich hole tief Luft und stoße die Person zu meiner rechten heftig von mir, weil ich gerade einfach Platz für mich brauche.

Erst nach weiteren zehn Minuten konnte ich mich wieder aufsetzen und einigermaßen klar denken.

Doch in dem Moment, in dem ich meinen Kopf gehoben und zu Yennefer geblickt habe, ist eine Sicherung durchgebrannt.

The Alpha GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt