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POV Derrick

An meinem Körper klebt das Blut einer Frau, die das alles nicht verdient hat.

Ich stehe hier in diesem altmodischen Laden und starre auf die Frau hinab, die bereits wusste, was ihr zustoßen würde, als ich den Laden betreten habe.

Sie hat mich einfach angelächelt, mich darum gebeten, ihr wenigstens kurz zuzuhören, bevor ich das tue, wofür ich hergekommen war.

Also habe ich es getan.

Ich habe ihr zugehört, mir angehört, was Silas getan hat, um sie unter Kontrolle zu halten und dann habe ich das getan, wofür ich hergefahren bin.

Ich habe eine Frau umgebracht, die das alles nicht verdient hat.

Einen Menschen.

Okay, sie war eine Hexe, doch sie war menschlich.

Mit reinem Herzen.

Vorhin habe ich mich mit einer lächerlichen Entschuldigung von meinen Leuten verabschiedet und bin Makenzie und Kenneth gefolgt.

Ich habe mir angehört, was Kenneth getan hat und was geschehen ist.

Während mein Mädchen unglaublich verständnisvoll war und sich zu dem Zeitpunkt bereits mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, war ich weniger verständnisvoll.

Der Junge hat sich sowohl mit dem Feind, als auch mit der Hexe zusammen getan, um einen Vorteil für sich zu gewinnen.

Hätte er uns eher davon erzählt, hätte diese Frau heute nicht sterben müssen.

Natürlich lag es an mir, dies zu entscheiden, doch ich habe nicht einmal eine Sekunde lang gezögert und mich für meine Familie entschieden.

Wenn mich das zu einem Mörder macht, nehme ich diesen Titel entgegen.

Sogar die Hexe hat mir erzählt, dass unser Vorhaben, einen von uns zu töten, um alle zu retten, total komplex und unbedacht gewesen wäre, weil dabei so viel hätte schiefgehen können.

Sie war selber der Meinung, dass es am besten gewesen wäre, wenn wir sie noch viel eher aufgesucht hätten.

Ich musste ihr versprechen, Makenzie auszurichten, wie leid ihr das ganze tut.

Mir entkommt ein bedrücktes Schnauben, ehe ich mit der Zunge die metallisch schmeckende Masse von meinen Zähnen lecke.

Das Letzte, was diese Frau gesehen hat, war ein schwarzer Wolf und die blau glühenden Augen, die noch von Hass erfüllt waren, als ich diesen Laden betreten habe.

Jetzt neige ich meinen monströsen Körper vor ihrem leblosen Körper und bitte innigst um Vergebung, ehe ich mich umdrehe und zurück zur Tür laufe.

Mit dem Kopf stoße ich die Ladentür auf und trete dann heraus, nur um einfach wieder zurück zum Wald zu trotten.

Jetzt in Zukunft wird genau das passieren, wovor ich am meisten Angst hatte.

Makenzie wird mich dafür hassen, mich verabscheuen und ich werde es spüren müssen.

POV Makenzie

"Selbst, wenn das alles stimmt", beginne ich und gehe auf die Tische und die Bänke zu, ehe ich mich auf eine der Bänke setze, "können wir einfach nichts mehr dagegen tun. Er ist kein Wolf mehr, also wird er auf keinen unserer Befehle reagieren", sage ich und sehe zu Nael auf, der darüber nachdenkt.

Die ganze Runde ist still und das einzige, was wir vernehmen, ist das leise Gemurmel der Leute im Reservat und das Rascheln der Bäume um uns herum.

"Was ist, wenn wir es irgendwie schaffen, die Prozedur mit dem Mondstein rückgängig zu machen?", fragt Beatrix nun und sieht dabei auf den Tisch vor sich.

Sie scheint, als wäre sie total in ihren eigenen Gedanken versunken, also sind wir alle einen weiteren Moment still und geben ihr diese Ruhe.

Als sie endlich ihren Kopf hebt, sieht sie einmal in die Runde und blickt dann direkt in meine Augen.

"Ihr seid sozusagen dazu in der Lage, die Mondsteine zu kontrollieren. Was ist, wenn wir es schaffen, ihm sein Gen zurückzugeben?", fragt sie direkt an mich gewandt, was mich für einen Moment total aus der Bahn wirft.

Um ehrlich zu sein, weiß ich doch überhaupt nicht so viel über das ganze Zeug.

Ich kämpfe zwar inzwischen nicht mehr gegen mein Gen an, doch das bedeutet nicht, dass ich jetzt vollständig eine von ihnen bin und alles über meine Natur weiß.

Das ganze Verdrängen dieser Welt war nicht einfach so um sonst.

Es war dazu da, um mich von all dem fernzuhalten.

Das beinhaltet nun einmal auch die ganzen Informationen über mein Können und über meine Natur.

"Behalte den Gedanken bei. Könntest du dich vielleicht darum kümmern, dir einige Informationen darüber anzueignen?", kommt es von Nael, doch als ich zu ihm sehe, bemerke ich, dass auch er mich aufmerksam betrachtet.

Die Neugier packt mich, also sehe ich in die Runde und realisiere, dass wirklich alle mich genau betrachten.

Als würden sie irgendetwas von mir erwarten.

Beatrix nickt ziemlich nachdenklich, dreht sich um, klopft ihrem Bruder auf die Schulter und läuft mit gesenktem Blick zum Haus.

"Ich weiß nicht, wie ich es tun könnte", gebe ich genau das zu, was alle gerade zu vermuten scheinen.

"Außerdem wissen wir nicht, ob dieser Gedanke überhaupt der Wahrheit entspricht. Wir haben keine Beweise dafür, Leute", sage ich und stemme nachdenklich die Hände in die Hüften, während ich zu Boden sehe.

Einige Gesprächsfetzen schwirren mir im Kopf herum und lassen diesen Gedanken plötzlich immer plausibler wirken.

Wieso muss alles immer so verdammt kompliziert sein?

Ein metallischer und zugleich süßer Geruch wird plötzlich durch den Wind in unsere Richtung geweht.

Instinktiv hebe ich den Kopf und sehe mich im Reservat um.

"Woher kommt das?", fragt Magnus, welcher aufmerksam immer näher kommt, bis er neben mir stehen bleibt.

Ich schüttel leicht den Kopf, um ihm klarzumachen, dass ich keine Ahnung habe.

Voller Sorge sehe ich mir jedes Mitglied des Rudels an und versuche zu verstehen, woher dieser schreckliche Geruch kommt, doch alle scheinen anwesend und unversehrt.

Die Büsche fangen plötzlich an zu rascheln, was sofort dafür sorgt, dass die Leute, welche davor stehen, aufmerksam werden und sich auf einen Kampf vorbereiten.

Sie können noch nicht herkommen.

Derrick ist noch nicht zurück und wir haben noch Zeit.

Haben wir doch, oder?

The Alpha GirlTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang