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POV Derrick

Ihre Emotionen sind nicht zu ignorieren, doch ich muss mich zurückhalten und versuchen ruhig zu bleiben, während ich mich um das Rudel kümmere.

Sie ist bei Nael, also muss ich mich wirklich zusammenreißen.

Er wird nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht.

"Langsam", sage ich ruhig, als ich einem Mädchen wieder auf die Beine helfe und sie fürsorglich in die Richtung des Haupthauses schiebe.

Das Haupthaus war das erste Haus, welches in diesem Reservat errichtet wurde.

Von Generation zu Generation haben immer die Familien des Alphas darin gelebt, doch eine Sache befindet sich darin, die für das gesamte Rudel da ist.

Der Keller.

Er wurde so eingerichtet, dass man in Notsituationen in ihn hineingehen kann und sobald man die Türen von innen versperrt hat, kann niemand sie von außen wieder öffnen.

Ein Schutzbunker, wenn man so will.

Und gerade in diesem Fall, sorgen wir dafür, dass alle Leute, die nicht dazu in der Lage sind, zu kämpfen, sich in den Keller verziehen.

Ich kann es mir nicht erlauben, mich um die Leute meines Rudels zu sorgen, die sich nicht selbst verteidigen können, wenn mein Mädchen in den verfluchten Krieg zieht.

"Das müssten alle gewesen sein", kommt es von Danny, welcher sich gerade neben mich stellt und durch das Reservat blickt.

Auch die anderen kommen zu uns und bleiben direkt vor mir stehen, so, als erwarten sie bereits die ersten Befehle.

"Was jetzt?", fragt Asher dementsprechend, als ich nichts von mir gebe und stattdessen in die Runden unseres engsten Freundeskreises blicke.

"Gib mir einen Moment", sage ich und versuche die Emotionen meines Mädchens zu ignorieren.

Sie hat Angst, ist wütend, fühlt sich verraten und noch vieles mehr und all das von einem Moment hinüber in den anderen.

Dieses Gefühlschaos verpasst mir noch ein Schleudertrauma.

Außerdem spüre ich die dauernde Anwesenheit der Wölfe in meinen Wäldern.

Wie konnten sie all das so schnell auf die Beine stellen, während wir hier gesessen und gefeiert haben?

Es funktioniert einfach nicht.

Woher sollen sie auch wissen, dass wir uns an einem Abend, alle an ein und demselben Fleck befinden?

Können sie nicht.

Außer...

Nein.

Das kann nicht sein.

"Derrick?"

"Er hat um einen verfluchten Moment gebeten! Jetzt halt mal die Luft an", knurrt Magnus in die Richtung von Asher und gerade bin ich ihm dafür unglaublich dankbar.

Meine Augen liegen auf einer Person und fixieren sie voller Emotionen.

"Komm her", befehle ich ernst, als seine Augen auf meine treffen.

Nervös leckt er sich über die Unterlippe und tritt langsam an mich heran, ehe er vor mir zum Stehen kommt.

"Was hast du heute Nacht im Wald gemacht?", frage ich und blende alle anderen Gespräche des Rudels aus.

Gerade eben gilt meine Aufmerksamkeit nur den Leuten, die nahe bei mir stehen.

Den Leuten, denen ich normalerweise blind vertraue.

"Worauf willst du hinaus?", fragt Micah ruhig und doch verdammt nervös.

Ich bin auch nervös und würde am liebsten jedem einzelnen Wolf den Kopf abreißen, der nicht zu meinem Rudel gehört.

Außerdem befinden sich Felicia und seine beiden Kinder im Keller, was die ganze Sache für ihn auch nicht einfacher macht.

Feli hat darauf bestanden, sich uns anzuschließen, doch Micah hat sie dazu gezwungen, sich zu den anderen zu gesellen, damit sie in Sicherheit ist.

Davon war Felicia definitiv nicht begeistert, doch den Streit können sie auch noch klären, wenn wir all das hinter uns haben.

"Ich habe dort getrunken. Wenn man sich wie ein riesiges Arschloch verhält, wird man feige und traut sich nicht, sich für seinen Fehler zu entschuldigen. Ich weiß, dass ich hier nicht mehr willkommen bin, also brauche ich nicht so tun, als wäre das anders, wenn es eine Party gibt", erklärt Aiden, während ich stark seiner Stimme lausche.

Sein Herz schlägt schnell, doch es weicht nicht ein einziges Mal vom Tempo ab, während er mir das erzählt.

Seine Augen liegen ruhig auf mir und seine Nervosität ist ganz klar damit verbunden, dass er die Blicke der Wölfe auf seinem Körper spürt.

Ständig sieht er sich um und versucht sie in der Dunkelheit zu entdecken, doch nichts.

Sie verstecken sich einfach zu gut.

Wieder sehe ich in die Runde von Freunden und Familienmitgliedern.

Ich gehe einige Schritte zurück und atme etwas tiefer ein.

"Micah, Danny, Davina, Asher, Jason und Magnus, kommt mal her."
Sie zögern nicht, treten näher, während die anderen an Ort und Stelle stehen bleiben und sich voller Respekt umdrehen.

Natürlich tun sie das.

"Also meiner Meinung nach, haben wir dafür keine Zeit", kommt es genervt von Asher, der sich immer mal wieder zu seinem Bruder umdreht.

Er mag zwar so tun, als wären die beiden nicht auf einem guten Stand, doch er würde sein Leben für seinen kleinen Bruder geben.

Ich lege meine Hände jeweils auf eine Schulter von Danny und Micah, ehe ich den beiden ein kleines Nicken widme.

Sie verstehen sofort und tun dasselbe, sodass sich nun ein kleiner Kreis zwischen uns bildet, jeder sich berührt und eine Verbindung aufstellt.

Diese Methode habe ich bisher noch nie verwendet, doch jeder von uns kennt sie.

Genau aus diesem Grund versperren sie ihren Geist auch gerade vor jedem anderen in diesem Reservat und öffnen ihn bloß für die Leute, mit denen sie in Verbindung stehen.

Ich konzentriere mich nur auf meine Gedanken und denke es das erste Mal, seit ich eben den Verdacht bekommen habe.

Wir haben einen Maulwurf.

Seelenverwandte können wir schon einmal ausschließen, was Fawn definitiv ausschließt.

Euch vertraue ich, aber...

Warum vertraust du mir?

"Psst", mache ich genervt, als Magnus mich mit seinen Gedanken unterbricht.

Ich habe dafür schon meine Gründe.

Jedenfalls kann ich mir bei den anderen nicht bedingungslos sicher sein.

Ich sehe in die Runde, erkenne den Zorn und die Sorge in ihren Gesichtern und empfinde dasselbe.

Gerade will ich mir einen Plan ausdenken, da werde ich schon unterbrochen.

"Derrick!", höre ich eine schrille Stimme kreischen und schon sehe ich panisch auf.

Ich kenne diese Stimme und die Person, zu der sie gehört, verliert nie die Fassung und ist immer die Ruhe selbst.

The Alpha GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt