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Meine Klauen pressen sich tief in ihre Haut, während meiner Kehle ein unkontrolliertes Knurren kommt.

Es ist, als würde der Wolf in mir wissen, was sie gerade mit mir vorhatte.

Während ich aber keinen blassen Schimmer habe, was genau das ist, strömt diese unbeschreibliche Wut durch meine Adern.

"Makenzie", höre ich Kenneth und Magnus zur selben Zeit sagen, doch mein Fokus liegt auf der Hexe vor mir.

"Die ganze Zeit", beginne ich und ignoriere die Leute in meinem Haus.

Sie wollen nur helfen und sorgen sich um mich, doch gerade ist es irgendwie seltsam.

In mir Leuten alle Alarmglocken und der Überlebensinstinkt hat eingesetzt.

"Die gesamte Zeit habe ich dich mit Vorsicht behandelt. Ich habe Magnus und Davina aufgetragen, ein wachsames Auge auf dich zu werfen, weil du Dinge gesagt hast, die einfach eine Art Unsicherheit in mir ausgelöst haben", erkläre ich ihr und sehe ihr dabei in die Augen.

Ständig hat sie etwas gesagt, das einfach keinen Sinn ergeben hat.

Ab und zu habe ich mir sogar gedacht, dass sie noch mit meiner Mutter zusammenarbeitet.

Einfach, weil sie diese verwirrenden Anmerkungen gemacht hat, die einfach keinen Sinn ergeben wollten.

"Und jetzt stehen wir hier, nachdem du versucht hast, mich umzubringen", sage ich knurrend und verfestige den Griff um ihre Kehle.

Doch sie schiebt mit aller Kraft den Kopf hin und her.

Sofort darauf versucht sie etwas zu sagen, doch mein Griff um ihre Kehle macht das ganze ziemlich kompliziert.

Dementsprechend ziehe ich meine Hand ruckartig zurück, weshalb sie auf ihre Knie fällt und beginnt zu Husten.

Sie schnappt nach Luft, fasst sich mehrere Male an die Kehle und wirkt, als wäre sie panisch.

Ich spüre eine Hand an meiner Schulter und sehe zurück, weshalb ich sofort in die besorgten Augen meines Bruders sehe.

Er muss es nicht aussprechen, damit ich weiß, was er wissen will.

Also nicke ich und drehe meinen Kopf wieder nach vorne.

"Mir geht es gut", versichere ich ihm und nicke weiterhin, um wahrscheinlich auch mich davon zu überzeugen.

Doch wem will ich eigentlich etwas vormachen?

In den letzten Wochen bin ich immer wieder auf Leute gestoßen, die meinen Tod oder meinen Untergang wollten, was nun einmal auf eine gewisse Art dasselbe bedeutet.

Wenn das ganze so weitergeht, werde ich nicht dazu in der Lage sein, mein ungeborenes Kind jemals zur Welt zu bringen.

"Ich hatte nicht vor, dich umzubringen", keucht sie und sieht flüchtig zu mir auf.

Doch sofort darauf sieht sie wieder zu Boden, als wolle sie mir nicht länger in die Augen sehen müssen.

"Sondern? Meiner Meinung nach, sah das ganze nämlich ziemlich tödlich aus", kommt es wütend von Magnus, welcher noch immer zu meiner rechten steht und nicht von meiner Seite weichen will.

Inzwischen kann ich meinen Bruder sehr gut einschätzen.

Er hat viele Seiten an sich, mit denen ich absolut nicht zufrieden bin, doch die Tatsache, dass er seine Familie mit ganzem Herzen liebt, kann ich nicht übersehen.

Ihm gelingt es nur nicht immer, es auf eine sanfte Art und Weise zu zeigen.

"Der Preis, Makenzie. Du musst ihn zahlen, um das Gleichgewicht zu halten", sagt sie, als sie sich wieder beruhigt zu haben scheint.

Ich nicke.

"Ist mir bereits bekannt. Trotzdem werde ich den Teufel tun und sterben, um dieses Gleichgewicht beizubehalten."
Sofort schüttelt sie den Kopf hin und her.

"Du musst nicht mit dem Leben zahlen. Es ist die Verbindung zu deinem Seelenverwandten", erklärt sie, weshalb ich sie plötzlich ziemlich perplex betrachte.

War es das, was sie gerade tun wollte?

Meine Verbindung mit Derrick unterbrechen?

War es deshalb so unerträglich schmerzhaft?

Derrick und ich sind nicht mehr bloß Seelenverwandte.

Wir haben die Verbindung zueinander besiegelt, indem wir einander markiert haben.

Es ist anders.

"Hast du sie noch alle? Alleine eine Markierung rückgängig zu machen bedeutet einen großen Teil seiner selbst zu opfern und du willst ihr nicht nur die Markierung, sondern gleich auch die gesamte Verbindung nehmen? Bist du sicher, dass du ihr nicht gleich ein verfluchtes Messer ins Herz rammen willst, du schäbige Hexe?", brüllt Magnus plötzlich neben mir, weshalb ich sofort zur Seite blicke.

Diese Worte sind nicht bloß auf diese Situation gerichtet.

Er spricht aus eigener Erfahrung, doch um ehrlich zu sein, habe ich gerade in diesem Moment keine Zeit dafür, um darüber nachzudenken.

Langsam sehe ich wieder zu Yennefer und hocke mich vor sie.

"Ich habe zugestimmt, einen Preis dafür zu zahlen, wenn du Silas für mich zurückbringst", nicke ich und sehe ihr dabei tief in die Augen.

"Das bedeutet aber nicht, dass ich dir das wertvollste gebe, was ich besitze. Diese Verbindung macht mich stärker und bedeutet mir alles. Diese Verbindung hat mich zu der Frau gemacht, die ich jetzt bin. Ich werde den Teufel tun und sie dir überlassen. Nicht, solange ich lebe", sage ich mit einem scharfen Ton in der Stimme.

"Du verstehst nicht, Makenzie. Die Dinge haben sich geändert. Dir ist es inzwischen vorbestimmt, dass du diesen Kampf nicht gewinnen wirst", erklärt sie mir, doch ich stehe wieder auf und lasse diese äußerst beängstigenden Worte einfach an mir abprallen.

"Verlass die Stadt und komm nicht hierher zurück. Ich bezahle deine Hilfe mit der großzügigen Geste, dich nicht hier und jetzt umzubringen. Sollte ich dich jemals wiedersehen, wird das nicht gut für dich enden", sage ich, ehe ich mich umdrehe und ganz einfach das Haus wieder verlasse.

Ich spüre Derrick noch, doch gerade muss ich ihn einfach finden und sichergehen, dass er dasselbe tut.

The Alpha GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt