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Tage sind vergangen und dennoch habe ich dieses Haus noch nicht verlassen.

Aus dem einfachen Grund, dass ich Angst habe, meinen Leuten unter die Augen zu treten, weil ich genau weiß, dass ich sie entweder belügen, oder aber ihnen wirklich alles erzählen muss.

Ich weiß nicht, zu welcher Option, ich weniger bereit wäre.

Alles, beinhaltet nämlich nicht nur meine Schwangerschaft, sondern auch die Dinge, die ich ihnen seit Wochen vorenthalten habe.

Die Derrick und ich ihnen seit Wochen vorenthalten, weil ich ihn darum gebeten haben, niemandem davon zu erzählen.

Gerade sitze ich jedoch mit den Beinen an meinen Körper gezogen in der Badewanne und denke darüber nach, welche Entscheidung ich treffe, wenn ich heute Abend zum Lagerfeuer komme.

Dieses Mal ist es ein normales Lagerfeuer, so wie Derrick es mir erzählt hatte.

Eigentlich wollte ich überhaupt nicht dort auftauchen, mich einfach weiter hier bei Felicia und meinem Onkel verkriechen und mit niemandem sprechen, doch dann hat Felicia mir erzählt, wie wichtig diese Zusammentreffen für das Rudel sind.

Also konnte ich leider nicht einfach fern bleiben.

Die Tür öffnet sich, doch da ich ihn schon davor gespürt hatte, habe ich keinen Grund darin gesehen, ihm meine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich habe nicht mehr mit ihm gesprochen, seit er vor vier Tagen gesagt hat, er würde meinen Vater mit einem Lächeln auf den Lippen opfern, nur um mich zu beschützen.

Er weiß, dass ich wütend bin und wusste auch, dass es besser war, sich von mir fernzuhalten, bis ich mich beruhigt hatte.

Langsam schreitet er an mich heran, setzt sich seitlich auf den Beckenrand der Badewanne und streicht nur zaghaft mit zwei Fingerspitzen über meinen nackten Rücken.

"Hasst du mich noch immer?", fragt er mit seiner dunklen Stimme, die mir sofort ein absurdes Gefühl von Sicherheit und Vertrauen verspricht.

Ich bin ihm vollkommen verfallen, komme nicht mehr von ihm los und weiß nicht, wie ich gerade damit umgehen soll.

Doch nein.

"Ich hasse dich nicht, Derrick. Das bedeutet aber auch nicht, dass ich dich nicht am liebsten so lange verprügeln würde, bis du zu Verstand gekommen bist", erkläre ich leise und lasse mein Kinn auf meine Knie fallen.

"Meine Meinung hat sich nicht geändert, Kleines. Ich werde dich und mein Kind nicht nur mit meinem Leben beschützen, sondern mit allen leben, die ich zur Verfügung habe", sagt er, weshalb mein Kopf wütend in seine Richtung schnellt.

Das kann er doch wohl nicht ernsthaft, wirklich ernst meinen.

"Was ist mit Aeryn. Oder Felicia. Vielleicht auch Danny?", frage ich wütend und stehe abrupt auf, doch sein Blick verlässt meine Augen nicht für eine Sekunde.

"Das ist etwas..."

"Wenn du mir jetzt sagst, dass es etwas anderes ist, bringe ich dich wirklich um, Derrick", unterbreche ich ihn knurrend und ignoriere das zittern in meiner Stimme.

"Ich will mehr von seinen Entscheidungen und Geschichten hören, ich will, dass er mir alles erklärt, bis ich keinen Grund mehr habe, ihm böse zu sein. Und ich will, meinen Bruder kennenlernen, Derrick. Sag mir nicht, dass deine Familie etwas anderes ist, nur weil ihr dein Leben lang zusammengehalten habt", knurre ich weiter und will nach meinem Handtuch greifen, doch mein Arm ist zu kurz.

Aus diesem Grund stellt Derrick sich wieder hin, ist automatisch wieder so groß, dass ich einen Tritthocker bräuchte, um an ihn zu gelangen, ohne meine Zehenspitzen dafür zu verwenden.

Dann greift er nach dem Handtuch, breitet es aus und hält es mir geöffnet hin.

Ich betrachte ihn zögernd, will ihm nicht wieder so schnell nachgeben, doch dann trete ich aus der Wanne heraus, gehe auf ihn zu und drehe ihm den Rücken zu, sodass er das Handtuch um meinen Körper bindet und mir dann einen Kuss auf den Nacken setzt.

Dieses Gefühl hat so viel in mir ausgelöst, dass ich eine Gänsehaut von meinen eigenen Gefühlen bekommen habe.

"Mir ist relativ egal, dass er Gründe hatte, Kleines. Seinetwegen, hast du unbeschreiblich schreckliche Dinge durchmachen müssen. Auch, wenn wir das hier alle gemeinsam überstehen würden, könnte ich ihm das niemals verzeihen. Da wäre mir auch egal, wie oft er uns bereits geholfen hat", erklärt er, als seine Hände sanft an meinen Hüften zum Ruhen kommen, nachdem er das Handtuch so um mich gebunden hat, dass es an Ort und Stelle bleibt.

Er zieht mich sanft zurück, hebt dann die rechte Hand und legt sie ebenso sanft an meinen Hals.

Er zögert, streicht einige Male mit seinem Daumen an meiner nassen Haut auf und ab, doch dann schiebt er mit seinem Zeigefinger mein Kinn in die Höhe, bis mein Hinterkopf an seiner Schulter liegt.

"Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser ekelhaften Welt, Makenzie. Ständig sehne ich mich nach dir, deinen Berührungen und deinem sein. Ich will weitere Tage, wie die in deiner Heimat mit dir verbringen und ich will dich irgendwann an meinen Nachnamen binden, sodass du niemals wieder von mir loskommen wirst", haucht er mir sanft ins Ohr, sodass seine Lippen über mein Ohr streichen.

Auch, wenn sich durch dieses Gefühl eine Gänsehaut in meinem Körper breit macht, kann ich nicht anders, als mich schuldig zu fühlen.

"Makenzie Evans", sagt er mit einer strengen Stimme, als er mich zu sich dreht und mein Kinn mit Daumen und Zeigefinger umfasst.

Er hebt es an, sodass ich ihm direkt ins Gesicht sehen muss.

"Weißt du etwa nicht, wie dein zukünftiger Name lauten wird?", fragt er weiterhin streng und hebt eine Braue.

"E-Es kam nie zur Sprache. Außerdem war es für mich nie von Belang, da Felicia den Namen meines Onkels trägt. Jetzt lass mich nicht schlecht fühlen, wenn du derjenige sein solltest, der sich schlecht fühlen müsste", sage ich und ziehe ungewollt einen Schmollmund.

Ganz sanft streicht er mit dem Daumen über meine Lippen.

"Niemals werde ich mich schlecht fühlen, wenn ich dir meine ungeteilte Liebe widme, Kleines", haucht er leise und spürt dabei bloß die reine Verbundenheit zu mir.

Langsam lehnt er sich zu mir herunter, legt für den Bruchteil einer Sekunde seine Lippen auf meine Stirn und lächelt dann, ehe er sich wieder zu meinem Ohr herunter lehnt.

"Archer, Kleines. Unser Nachname ist Archer", flüstert er mir ins Ohr, ehe er von mir ablässt, mich mit einer riesigen Gänsehaut stehen lässt und zurück zur Tür geht.

Doch er verlässt das Badezimmer nicht.

Im Gegenteil sogar.

Er lehnt sich mit einem Lächeln an den Türrahmen, betrachtet mich und verschränkt die Arme vor der perfekten Brust.

"Du bist ein Arschloch, Derrick Archer", sage ich und sehe ihn finster an, da er genau weiß, was er zu tun hat, um mich total durcheinander zu bringen.

Trotzdem lächelt er nur stolz, während ich nicht mehr genau weiß, was ich empfinde.

The Alpha GirlNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ