Part 18

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Emilys Pov

Die Frau war nett. Sie war netter, als ich es erwartet hatte. Sie war schlank und hoch gewachsen. Ihre Augen hatte sie stark geschminkt. Ich versuchte mich an ihr festzuhalten. Mental. Immer wieder studierte ich ihr Aussehen um mich von meinen wirklichen inneren Gefühlen abzulenken.

Ich erzählte. Erst viel es mir sehr schwer. Ich schweifte weit aus, weil sie sagte, dass jedes Detail wichtig sein könnte um herauszufinden, ob ich vielleicht nicht das einzige Mädchen war, das Bill.. Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende denken.

Mir kam es entgegen, dass sie jedes Detail wissen wollte. So musste ich nicht bei der eigentlichen Sache beginnen, sondern konnte ihr in Ruhe von meinem bisherigen Eindruck von Bill erzählen. Zum ersten Mal kam ich nicht ins Schwärmen, als ich über ihn redete. Viel eher wurde mir kalt. Mir wurde kalt und kälter und ich wusste nicht, wie ich dieses Gespräch überstehen sollte. Je näher ich mit meiner Erzählung an den Punkt kam an dem alles passiert war, desto weiter breitete sich meine Gänsehaut aus.

Ich sehnte mich nach Wärme. Doch Justin hatte draußen bleiben müssen. Sie führten solche Gespräche mit den Opfern alleine. Opfer. Ich sah mich nicht als Opfer. Ich wollte kein Opfer sein. Immer war ich ein Opfer gewesen. Seit ich denken konnte war ich Justins Opfer gewesen. Jetzt war ich stark. Jetzt konnte ich mich gegen ihn wehren. Ich war nicht mehr Justins Opfer. Aber Bill. Er hatte mich erneut zu einem Opfer gemacht. Zu dem Opfer einer versuchten Vergewaltigung.

Es muss schwer für Pattie, Justin und Ian gewesen sein mein Gekreische auszuhalten, als ich mich gewehrt hatte zur Polizei zu gehen. Sie hatten immer weiter auf mich eingeredet. Ian war zwischendurch raus gegangen. Vielleicht hatte er sich irgendwie abreagieren gemusst. Schließlich hatte Pattie mich mit einem für mich entscheidenden Argument umstimmen können. Wenn ich Bill schon nicht wegen mir anzeigen wollte, musste ich es wenigstens tun um zu verhindern, dass anderen Mädchen das gleiche wie mir passieren würde.

Nun saß ich hier auf der Polizeiwache. Einer netten Polizistin gegenüber. In der Ecke saß eine Psychologin, die sich Notizen machte und mich damit nur noch mehr verunsicherte. Und ich kam zum Punkt. Es kostete mich sehr viel Überwindung, doch ich schilderte alles haarklein. Wie Bill meinen Arm genommen hatte. Wie er immer näher gekommen war. Wie sein Atem gerochen hatte. Wie er seine Hände unter mein Shirt geschoben hatte. Justins Faust. Die ganze Geschichte endete mit Justins Faust.

Die Polizistin sagte, dass es eine Verhandlung geben würde, in der ich meine Aussage unter Eid noch einmal wiederholen müsste. Ich gab mein Einverständnis. Ich hatte es einmal geschafft. Ich würde es noch einmal schaffen.

Als ich mich von ihr verabschiedete lächelte die Polizistin mich an und sagte „Du kannst wirklich glücklich sein, dass du so einen tollen Freund hast.“ Erst wusste ich nicht was sie meinte. Doch dann wurde mir klar, dass sie Justin meinte. Seine Faust. Seine Faust hatte mich gerettet. Ich setzte an um richtigzustellen, dass er keineswegs mein Freund war, doch da hatte sie mir schon den Rücken zugewandt und sprach leise mit der Psychologin. Freund. Er war nicht mein Freund. Aber vielleicht war er auch nicht mehr so sehr mein Feind wie vorher.

Justins Pov

Ich saß mit Mum und Ian im Flur der Polizeiwache und wartete darauf, dass Emily ihre Aussage fertig gemacht hatte. Ich wurde immer ungeduldiger. Aus irgendeinem Grund wollte ich bei ihr sein. Ich wollte sie beschützen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie alles Schlimme, was ihr in den letzten vierundzwanzig Stunden zugestoßen war, von hinten aufrollen und vor einer fremden Polizistin offen ausbreiten musste.

Ich kam mir seltsam vor. Die ganze Situation kam mir seltsam vor. Die letzte Nacht war seltsam gewesen. Ich war nett zu Emily gewesen. Sie hatte es selber nicht glauben können und mich danach gefragt. Ich hatte keine Antwort gewusst. Doch plötzlich war ein Bild in meinem Kopf erschienen als wir heute morgen zusammen auf ihrem Bett saßen und ich verzweifelt nach einer Antwort suchte. Ich, wie ich aus einem anfahrenden Taxi auf Mum, Ian und Emily zurückblicke und Angst in ihren Augen sehe. In diesem Moment wurde mir klar, warum ich „nett“ war. Emily war mir nicht egal. Sie war mir nie egal gewesen. Ich konnte nicht zulassen, dass sie verletzt wurde.

Doch dieser Gedanke hatte mich gleichzeitig erschreckt. Wie konnte es sein, dass ich es mir mein Leben lang zur Aufgabe gemacht hatte das Mädchen fertig zu machen, das ich auf keinen Fall verletzt sehen wollte? Wie konnte ich so eine grausame Entscheidung getroffen haben? Es war natürlich nie eine bewusste Entscheidung gewesen. Als Ian mir damals den Dollar dafür gegeben hatte, dass ich Emily mit dem Kopf in ihre Torte drückte, hatte ich nicht nachgedacht. Wie auch? Ich war acht Jahre alt gewesen und Ian war mein bester Freund. Ich wollte cool sein. Ich wollte mich ihm gegenüber beweisen. Ich traute mich nicht nein zu sagen. Und irgendwie machte es auch Spaß. Jedes Mal, wenn ich Emily beleidigte oder sie sonst irgendwie ärgerte verpasste es mir eine Art Kick. Ich wusste nicht genau wieso das so war, doch irgendwann wurde es zur Gewohnheit. Ich hatte diese Gewohnheit immer gemocht. Ich hatte es genossen sie als mein Opfer zu sehen. Jetzt hasste ich diese Gewohnheit.

Als ich nun hier saß und an letzte Nacht dachte und wie zerbrechlich ihre Seele war ekelte ich mich vor mir selber. Doch ein Gedanke war schlimmer als alle anderen. Ich wusste genau, dass Emily mir niemals verzeihen konnte was ich ihr über die Jahre hinweg angetan hatte.

 

From Hate To Love (Justin Bieber Fanfiction)Where stories live. Discover now