Emilys Pov
Als ich den Raum verließ und auf die drei Wartenden im Flur zuging sah ich nur eines in ihren Augen. Sorge. Nein. Das stimmte nicht. In Justins Augen lag auch Verzweiflung. Oder hatte ich mich getäuscht? Denn im nächsten Moment wandte er seinen Blick von mir ab auf sein Handy. Musste er ausgerechnet jetzt mit einer seiner Bitches schreiben? Aber ich war zu müde um ihn anzumeckern. Er war schließlich Justin. Von ihm konnte ich nichts anderes erwarten. Auch wenn ich mir das manchmal wünschte.
„Ist alles gut gelaufen Schatz?“, fragte Pattie während sie mich in den Arm nahm. „Ja. Die Frau war super nett und hat sich alles in Ruhe angehört. Ich muss aber noch einmal aussagen. Bei Gericht.“ Pattie nickte mitfühlend und auch Ian sah mich liebevoll an. Und das war wirklich eine Seltenheit. Nur Justin blickte noch immer auf sein Handy. Konnte der Junge nicht einmal normal sein?
„Letzte Nacht. Letzte Nacht war er nett zu dir“, spukte es in meinem Kopf. Aber ich wurde trotzdem nicht schlau aus ihm. Wie sollte ich ihn auch verstehen, wenn er mir erst sagte, dass ich ihm nicht egal war und dann jetzt noch nicht einmal eine Sekunde Zeit hatte mich anzuschauen oder zu fragen wie es gelaufen war. Letzte Nacht hatte er mir Wärme gegeben. Doch jetzt war er wieder der alte. Zu cool um mit mir zu reden. Zu cool um nett zu sein. Zu cool. Ich fand das gar nicht cool.
Wir stiegen in Patties Auto und Ian machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Klar, er war der größte von uns und brauchte am meisten Platz. Aber wer war hier letzte Nacht halb vergewaltigt worden? Außerdem wollte ich nicht mit Justin, der ja irgendwie wieder zum Mistkerl mutiert war, auf der Rückbank sitzen. Aber musste ich ja jetzt wohl oder übel.
Ich drückte mein Gesicht die gesamte Fahrt lang gegen mein Fenster, sodass ich Justin nicht sehen musste. Vielleicht würde so ja demnächst unsere Beziehung aussehen. Schweigen und wegschauen. Sich nicht für den anderen interessieren. „Weil du mir nicht egal bist.“, hörte ich Justins Stimme von letzter Nacht wieder in meinem Kopf. Konnte es wirklich sein, dass er letzte Nacht nur aus Mitleid bei mir geblieben war und mich angelogen hatte? Konnte es wirklich sein, dass ich ihm absolut egal war?
Justins Pov
Als Emily aus dem Raum, indem sie ihre Aussage gemacht hatte, heraustrat hatte ich gerade daran gedacht, dass sie mir niemals verzeihen konnte und Verzweiflung hatte sich in mir breit gemacht. Ich konnte ihr nicht in die Augen schauen. Ich konnte es einfach nicht. Ich schämte mich so sehr für alles fiese, was ich jemals zu ihr gesagt hatte und alle Streiche die ich ihr gemeinsam mit Ian gespielt hatte. Deshalb nahm ich mein Hany raus und tat so als würde ich eine SMS nach der anderen verschicken. In Wirklichkeit starrte ich nur das Bild von der Gartenparty damals an. Ich hatte es mir gestern Abend abfotografiert, weil ich nicht mehr wusste, wo ich mein Exemplar aufbewahrte oder ob ich es überhaupt noch besaß. Indem ich in Emilys gequältes Gesicht auf dem Bild blickte, bestrafte ich mich selbst für alles was ich ihr angetan hatte.
Im Auto musste Ian sich natürlich wie immer nach vorne setzen. Ich hätte ihm dafür heute echt eine knallen können. So musste ich mich neben Emily nach hinten setzen, die die ganze Zeit angestrengt aus dem Fenster starrte. Ich betrachtete weiterhin das Bild auf meinem Handy und bewegte meine Finger so, als würde ich eine SMS schreiben.
Mir war klar, wie ich den heutigen Abend verbringen würde. Ich würde in irgendeine Bar gehen, mich zusaufen bis ich nicht mehr geradeaus denken könnte und dann irgendein unwichtiges Mädchen mit nach Hause nehmen. Ich kam mit der Situation nicht klar. Ich konnte meine Gefühle nicht offen zeigen. Ich konnte keine Schwäche zeigen. Lieber verkroch ich mich in mein altes einsames Dasein in dem ich Mädchen wie Dreck behandelte um wenigstens irgendwo der Stärkere zu sein.
Denn bei Emily war ich nicht mehr der Stärkere. Sie hatte eine Seite von mir nach außen gekehrt, die mir Angst machte. Ich hatte ihr gegenüber letzte Nacht Gefühle gezeigt, die echt waren. Ich hatte meinem Gewissen erlaubt die Kontrolle über mich zu übernehmen. Ich den Gedanken daran zugelassen, dass ich ein Mistkerl war. Dass ich immer ein verdammter Mistkerl gewesen war. Das Schlimmste aber war, dass ich es nicht mehr sein wollte, aber keinen Ausweg sah. Ich würde Schwäche zeigen müssen. Ich würde Emily ehrlich sagen müssen, was ich vorhin alles gedacht hatte. Doch das konnte ich nicht. Deshalb würde ich wieder gemein zu ihr sein. Würde mich heute Abend betrinken und ein Mädchen abschleppen. Ganz wie in alten Zeiten. Ich hasste mich dafür.

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From Hate To Love (Justin Bieber Fanfiction)
FanfictionEmily Blair wohnt seit ihrer Geburt gemeinsam mit ihrem Bruder Ian und ihrer Mutter Deborah im kleinen Städtchen Stratford in Kanada. Ihr Vater hat die Familie kurz nach ihrer Geburt für eine andere jüngere Frau verlassen. Emily hat eigentlich ein...