Part 80

13.6K 604 73
                                        

Justins Pov

Emily sammelte sich und nach weniger als einer Sekunde war nichts als Kälte in ihrem Gesicht zu finden. Eisige Kälte. Ich hatte es verdient.

„Was willst du?“, fragte sie. Kalt. Ich wollte schon zu einer Antwort ansetzen, doch sie hatte sich anscheinend dazu entschieden, weiterzusprechen.

„Findest du nicht, es ist ein bisschen spät?“, fragte sie vorwurfsvoll. Wie gesagt. Ich hatte es verdient. Ich hätte mich nicht auf den Flirt der Kellnerin einlassen dürfen. Ich hätte Emily sofort nach Hause folgen müssen. Ich war so ein Idiot.

„Es tut mir leid.“, war alles, was ich herausbrachte und ich wusste, dass das bei weitem nicht reichte. Sie hatte mehr verdient, als eine einfache Entschuldigung. Doch ich war unfähig zu sprechen. Mein schlechtes Gewissen und mein Selbsthass drückten auf meine Brust und blockierten jeden meiner Gedanken.

„Es tut dir leid? Das ist alles?“, Emily setzte sich auf ihr Bett und sah mich fragend an. Ihre Augen waren feucht. Ich wollte zu ihr gehen. Ich wollte nicht, dass sie weinte. Ich wollte, dass alles wieder gut war. Ich hätte nur einen Schritt machen müssen. Nur einen Schritt. Ihr eine Erklärung geben.

Doch ich blieb stehen.

Unfähig zu irgendeiner Handlung blieb ich stehen.

„Erklär es mir bitte. Ich möchte wissen, warum du heute Abend so warst. So abweisend. So anders. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht.“ Da war er. Der Ast. Der Strohhalm, an dem ich mich festhalten konnte. Hochziehen. Hinaus aus meiner Starre. Den Schritt tun. Ich blickte zu Boden. Trotzdem spürte ich, dass ihr Blick unverändert auf mir ruhte.

„Es tut mir so leid, Emily.“, sagte ich erneut. Mehr. Mehr. Justin, du musst mehr sagen. Das reicht nicht.

„Ich wollte das so nicht. Ich war ein Idiot heute Abend. Es tut mir so leid.“ Gut so. Weiter. Jetzt nicht aufhören. Jetzt hast du einmal begonnen, jetzt kannst du es auch zu Ende bringen.

Der eigentliche Grund für mein Abweisendes Verhalten kam mir mittlerweile so fern vor, dass ich mir nicht einmal mehr sicher war, ob ich vor ein paar Stunden die selber Person gewesen war, die ich jetzt war. Dass sie immer noch nicht mit mir ins Bett wollte. Das hatte mich genervt. Das hatte mir diese schlechte Laune verpasst. Aber das war doch kein Grund, sie so vor den Kopf zu stoßen.

Oder?

„Aber warum? Warum hast du dich so verhalten, wenn du es eigentlich nicht wolltest?“, fragte sie. Mein Blick war weiterhin auf den Boden gerichtet. Der Teppich war wellig. Vielleicht war hier früher einmal ein Glas Wasser umgefallen. Ich schweifte ab. Bleib hier, Justin.

„Es ist nicht so, wie du denkst. Ich wollte dir folgen. Ich war dicht hinter dir. Aber dann hat mich Clara zurückgerufen.“, begann ich mit meiner Erklärung.

„Ja und?“, ich blickte sie immer noch nicht an, doch ich wusste genau, dass ihr Blick fragend und verständnislos war.

„Sie hatte nicht genug Geld dabei und ich musste noch bezahlen. Ich weiß, dass das keine Ausrede sein kann. Ich hätte dir trotzdem folgen müssen. Ich hätte Clara ignorieren müssen.“ Jetzt nahm ich vorsichtig meinen Kopf wieder hoch und blickte in ihre Augen. Sie waren jetzt nicht mehr ganz so kalt wie zu Anfang, jedoch immer noch misstrauisch.

„Ja, das hättest du.“, antwortete sie.

Leise.

Erschöpft.

Ich wollte zu ihr gehen. Doch ich blieb stehen.

Wieder.

„Ich weiß wirklich nicht, was ich noch sagen soll. Es tut mir ehrlich leid, Emily. Ehrlich.“, setzte ich noch hinzu.

Hoffnungsvoll.

Ohne Hoffnung.

Egal.

Wichtig.

„Das ist ok.“, antwortete sie. „Ich verstehe dich. Aber was ich nicht verstehe ist, wieso du so abweisend zu mir warst und mit dieser Schlampe geflirtet hast. Und jetzt nenn mich nicht eifersüchtig. Denn das bin ich nicht.“ Sie hatte sich wieder einigermaßen gefasst. Die Tränen waren vollständig aus ihren Augen verschwunden. Wenigstens das beruhigte mich etwas. Ich überlegte einen Moment lang, was ich antworten sollte und entschied mich schließlich für die Wahrheit. Ich wollte ehrlich zu ihr sein. Auch, wenn mich das einige Überwindung kostete.

„Weil ich beleidigt war. Ich war einfach nur angepisst.“, brachte ich heraus.

Emilys Pov

Beleidigt? Angepisst? Hatte ich irgendetwas verpasst? Wann hatte ich ihm denn bitteschön Anlass dazu gegeben?

„Wieso angepisst?“, fragte ich deshalb. Ich sah, dass er mit sich rang. Er war so verlegen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Es tat ihm ehrlich leid. Das konnte man deutlich erkennen. Aber das reichte für mich nicht, ihm zu verzeihen. Ich wollte eine Erklärung haben. Ich wollte die Frage nach dem warum beantwortet haben.

„Es kommt mir jetzt auch dumm und idiotisch vor. Das kannst du mir glauben. Aber ich war einfach tierisch genervt davon, dass du immer noch nicht mit mir schlafen willst. Ich denke, ich habe aus Trotz mit der Kellnerin geflirtet. Ich will dich. Nur dich. Du bist meine Liebe. Meine erste richtige Liebe. Ich habe noch nie in meinem Leben so für jemanden empfunden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das, was ich heute Abend gemacht habe, verfluche. Ich habe dich überhaupt nicht verdient. Du bist zu gut für mich. Ian hat Recht. Du verdienst einen Besseren.“ Um ehrlich zu sein, war ich geschockt. Ich hatte eine Antwort erwartet, aber nicht so eine. Ganz bestimmt nicht so eine. Eine solche Liebeserklärung hatte ich noch nie bekommen. Und er meinte sie ernst. Das sah ich an dem Schmerz in seinen Augen. Ich liebte diesen Jungen so sehr. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, hatte sich ein Lächeln auf mein Gesicht gestohlen.

Justins Pov

Ich war ehrlicher gewesen, als ich hatte sein wollen. Doch es war einfach so alles aus mir herausgesprudelt. Einfach so. Ohne, dass ich darüber nachgedacht hatte. Ich blickte Emily an, doch sie antwortete nicht sofort. Stattdessen bogen sich ihre Mundwinkel langsam nach oben. Wärme schoss mir in den Kopf. Ihr Lächeln war alles, was ich gerade sehen wollte.

„Es tut mir so leid.“, flüsterte ich und schaffte es endlich die unsichtbare Mauer zu durchdringen, die mir bisher den Weg hinüber zum Bett versperrt hatte. Ich bewegte mich. Stück für Stück ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie. Sie drehte ihren Kopf zu mir hinüber und lächelte mich an. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Ich liebe dich auch.“, flüsterte sie zurück.

„Ich mache das nicht noch einmal. Ehrlich. Ich benehme mich nicht nochmal so daneben.“, versicherte ich ihr, auch wenn das wahrscheinlich gar nicht mehr nötig war. Denn sie hatte mir vergeben. Ich hatte das nicht verdient. Es war nicht fair, dass sie mir vergab. Aber ich nahm es mit Freude an. Ich hatte aus meinem Fehler gelernt. Ich würde meine Beziehung nie wieder aus Trotz so sehr in Gefahr bringen.

„Weißt du noch, warum wir hierher ans Meer gefahren sind?“, fragte sie völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Verdutzt blickte ich sie an.

„Weil ich es mir gewünscht habe?“, antwortete ich zögerlich. Fragend. Ich war mir nicht sicher, worauf sie hinaus wollte.

„Genau. Und das heißt, dass ich noch einen Wunsch bei dir frei habe.“, fuhr sie fort. Ich erinnerte mich. Ja, das war richtig. Ich nickte.

„Möchtest du dir jetzt etwas wünschen?“, fragte ich neugierig. Anstelle einer Antwort beugte sie sich zu mir hinüber und drückte ihre Lippen fest auf meine. Vorsichtig und sanft verschmolzen unsere Münder miteinander, bis sie ihren Kopf langsam zu meinem Ohr bewegte und ihre Hand auf mein Bein legte.

„Schlaf mit mir. Jetzt.“ 

From Hate To Love (Justin Bieber Fanfiction)Where stories live. Discover now